Landtag,
12. Sitzung vom 21.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 71
Abg Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Ich werde versuchen, in dieser hochinteressanten
Debatte nicht meine Phobien vorzubringen, sondern eine Frage auf Basis Ihres
Bekenntnisses zur Trennung von Staat und Kirche zu stellen, was ja auch
grundgesetzlich normiert ist. Mich würde interessieren, ob diese Trennung, die
Sie formuliert haben, auch für jenen Bereich gilt, wo Vertreter von
Religionsgemeinschaften Angehörige von politischen Körperschaften sind.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr
Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl: Da stehe ich
fest auf dem Boden der österreichischen Rechtsordnung, das ist überhaupt gar
keine Frage. Sie sieht heute vor - und daran sollte meiner Auffassung nach auch
nichts geändert werden -, dass diese Trennung von Kirche und Staat
selbstverständlich auch auf parlamentarische Gremien auszudehnen ist. Der
Auffassung bin ich selbstverständlich auch heute ungebrochen.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Wir
kommen zur 4. Zusatzfrage: Herr Abg DDr Schock, bitte.
Abg DDr Eduard Schock (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Herr Landeshauptmann!
Ich möchte mich in die tiefgründige theologische
Diskussion, die hier zwischen Ihnen und der GRÜNEN-Fraktion stattgefunden hat,
nicht einmischen. (Abg Harry Kopietz: ... nicht verstanden!) Ich möchte
aber doch aus meiner Sicht vielleicht festhalten, dass man - wenn auch fundamentalistische - katholische
Lehren hier nicht auf eine Stufe stellen sollte mit Lehren, wie sie aus diesen
Schulbüchern hervorleuchten, wo - und ich habe ja hier noch die harmloseren
Zitate gebracht - etwa Homosexualität mit dem Tod bedroht wird, in dem Wiener
Schulbuch, das erst vor einem Jahr aus dem Verkehr gezogen worden ist.
Ich meine, man sollte es auch mit diesen
fundamentalistischen katholischen Lehren nicht auf eine Stufe stellen, wenn in
diesem islamischen Religionsbuch der Weltherrschaftsanspruch des Islams
formuliert wird, wenn hier ganz offen in Wiener Schulbüchern bis vor einem Jahr
zur Gewalt gegen Frauen aufgerufen wurde, wo das Recht des Mannes zur
Züchtigung der Frau Wiener Kindern bis vor einem Jahr an unseren Schulen
beigebracht worden ist. Da meine ich, dann sollte man das Ganze nicht auf eine
Stufe stellen.
Herr Landeshauptmann, zur Frage: In Spanien hat ein Imam
genau für diesen Inhalt 15 Monate bekommen. Der spanische Richter hat
gesagt, das ist eigentlich ein Aufruf zur Gewalt gegen Frauen, und der Imam in
Spanien hat 15 Monate Häfen bekommen. Bei uns ist das bis vor einem Jahr
in Wiener Schulbüchern gestanden. Ich befürchte, dass diese Inhalte - wenn auch
vielleicht um ein paar Spitzen reduziert - sich natürlich ganz sicher auch in
laufenden Schulbüchern noch finden werden, und ich frage mich: Warum wäre denn
sonst die Geheimniskrämerei? Warum würden wir als Oppositionsfraktion nicht
selbstverständlich die islamischen Lehrmittel bekommen, wenn nicht diese
Inhalte immer noch, auch noch in den laufenden Religionsbüchern, drinstehen
würden?
Daher meine Frage, Herr Landeshauptmann: Können Sie
ausschließen, dass in den derzeitigen Lehrmitteln solche Inhalte noch vorhanden
sind? Und wenn nicht - wenn Sie es nicht ausschließen können auf Grund der
Verfassungslage, auf die Sie sich immer berufen -, was wollen Sie dagegen tun?
Glauben Sie, dass wir nicht wenigstens eine Aufklärungskampagne für unsere
muslimischen Kinder brauchen, um sie zu warnen vor fundamentalistischen Lehren,
vor extremistischen Religionslehrern?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr
Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl: Zunächst noch
einmal zurück zu Ihrem Geheimniskrämerei-Vorwurf, den ich wirklich für extrem
kindisch halte: Ich muss ganz ehrlich sagen, ich würde niemals auf die Idee
kommen, wenn ich ein Buch lesen will und mir ein Buch kaufen will, die
Stadtschulratspräsidentin anzurufen und zu sagen, sie soll es mir besorgen.
(Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ und den GRÜNEN. - StR Johann Herzog: Ein
Unterrichtsbuch ...!)
Auch nicht ein Unterrichtsbuch. Ich darf Ihnen
versichern, ich habe auch den Katechismus, den Herr Kardinal Schönborn
federführend verfasst hat, in der Dom-Buchhandlung selbst gekauft und habe ihn
mir nicht von der Stadtschulratspräsidentin bringen lassen. (Beifall bei der
SPÖ und den GRÜNEN. - Abg DDr Eduard Schock: ... Geheimniskrämerei! Frau
Korun hat vielleicht Kontakte, aber das Buch ist nicht erhältlich! - Weitere
Zwischenrufe.)
Ich besorge mir auch den Katechismus nicht in der
Weise. Wer sich unsere wunderbare Stadt anschaut, der kann erkennen, dass wir
eine große Zahl hervorragender Buchhandlungen haben, großartige Antiquariate!
(Heiterkeit bei der SPÖ.) Wenn man sich ein bisschen Zeit dafür nimmt, nicht
nur an ihnen vorbeizulaufen, sondern da vielleicht auch einmal hineinzuschauen,
dann bekommt man in der Stadt alles. Es gibt keine Geheimnisse. Außerdem gibt es
die segensreiche Einrichtung des Internets, also ... (Heiterkeit und
Beifall bei der SPÖ und den GRÜNEN. - Abg DDr Eduard Schock: Das bekommt man
nicht! Da wird Geheimhaltung betrieben!)
Herr Doppeldoktor! Ich brauche Ihnen doch nicht zu
sagen, wie man zu Büchern kommt, das wissen Sie doch selbst. (StR Johann
Herzog: Wir kennen die Bücher nicht, die im Unterricht verwendet werden!) Ich
kenne auch Bücher, nach denen unterrichtet wird. (StR Johann Herzog: Sie kennen
sie vielleicht, wir nicht! Wir kennen weder die Autoren noch die Titel!)
Vielleicht im Gegensatz zu Ihnen kenne ich
beispielsweise auch die Bibel. Haben Sie sich vielleicht einmal angeschaut, was
im Alten Testament drinsteht? Ich empfehle Ihnen ein kleines Taschenbuch, von
Deschner herausgegeben, das sich damit beschäftigt, was sich beispielsweise
nach dem Auszug des Heiligen Volkes aus Ägypten und bei dem Einmarsch in Kanaan
alles abspielt.
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