Landtag,
12. Sitzung vom 21.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 71
wirklich Sache ist, aber sie sagen zumindest doch
sehr viel aus, und man kann natürlich die Studien heranziehen, um die
Bildungsmisere auch zu bewerten.
Aber man braucht ja überhaupt keine Studien, um das
zu sehen, was wirklich Sache ist, man sieht ja schon mit freiem Auge, dass in
Wien ein Bildungsnotstand vorhanden ist. Frau Jerusalem hat das auch schon erwähnt,
jedes fünfte Kind verlässt die Schule als Analphabet und Rechnen, Lesen,
Schreiben stellen immer mehr ein Problem dar. Und wir haben auch vor allem eine
Situation, dass keine Lösungskompetenz mehr vorhanden ist bei den Schülern, die
die Schule verlassen, und da muss sich eben etwas ändern.
Das haben alle schon erkannt, aber ich bitte, eine
Änderung ins Positive herbeizuführen. Es kann nicht sein, dass die einzige
Antwort, die hier immer schon seit Monaten und Jahren herangezogen wird, die
Gesamtschule ist, oder die gemeinsame Schule, oder nennen Sie es wie Sie
wollen, im Endeffekt kommt es ja aufs Gleiche hinaus. Die Gesamtschule wird
immer als Allheilmittel herangezogen, und kaum hat man die Gesamtschule
eingeführt, soll es dann wieder bergauf gehen. Also, die Gesamtschule als des
Rätsels Lösung, so kann es ja wohl nicht sein. In Wirklichkeit bedeutet diese
Schule - und das sagen auch Studien, eben auch die Pisa-Studie -, eine Nivellierung nach unten. Sie wollen ja
auch in weiterer Folge die Noten abschaffen, Sie wollen das Wiederholen
abschaffen, am besten, wir schaffen Leistung vollkommen ab. (Abg Heinz
Vettermann: Nein!)
Also, Leistungsstandard sollten aufgehoben werden,
nur weil einige anscheinend den Standards nicht entsprechen können - das kann
es ja wohl nicht sein -, also keine Leistung ist mehr gefragt. Anscheinend ist
im Leben auch keine Leistung mehr wichtig, im Berufsleben ist keine Leistung
mehr wichtig, in der Politik ist anscheinend auch keine Leistung mehr wichtig,
hier im Landtag, wenn wir alle nach Hause gehen, brauchen wir nichts mehr
machen, ist ja alles vollkommen egal, gehen wir nach Hause und lassen wir den
Dingen freien Lauf, weil ja keine Leistung mehr notwendig ist. Und ich bin der
Meinung, dass Schüler auf das wahre Leben vorbereitet werden sollen, in dem
Leistung, ob man es will oder nicht, eben notwendig ist.
So schaut die Realität leider aus, meine sehr
geehrten Damen und Herren, und damit müssen wir uns abfinden. Deswegen können
wir Leistungsstandards in den Schulen eben nicht abschaffen. (Beifall bei der
FPÖ.)
Man wird eben den Eindruck bei Ihnen nicht los, meine
sehr geehrten Damen und Herren von Grün und Rot, als würden Sie das
Bildungswesen voll an die Wand fahren wollen, als würden Sie noch mehr
ungebildete Schüler haben wollen, eine Jugend ohne Zukunft, eine ungebildete,
amorphe Wählermasse, die ihnen aus der Hand frisst. Aber das kann sicherlich
nicht der Weg sein, den wir hier verfolgen.
In Wirklichkeit geht es hier um ganz etwas anderes.
Die Bildungsdiskussion führt vollkommen, geht vollkommen am Kern des Problems
vorbei. Worum geht es eigentlich wirklich: Es geht eigentlich genau um das, was
ihre Geistesväter, genau ihre geistigen Vorfahren, die vielleicht noch in Ihren
Reihen sitzen, etwas ergraut natürlich, seit dem Jahre 1968 systematisch
zerstört haben, nämlich Qualität, Leistung und Disziplin und auch, ich spreche
es aus, Anerkennung von Autoritäten. Und das muss man eben erkennen und
aussprechen, auch wenn es vielleicht nicht in Mode ist, auch wenn es vielleicht
nicht en vogue ist, und auch wenn es vielleicht nicht Ihrem Zeitgeist
entspricht. Und genau darum geht es und es geht nicht vorwiegend darum, wie
eine Schule strukturiert ist, sondern es geht genau um diese Punkte, die ich
jetzt gerade angesprochen habe. (Abg Mag Rüdiger Maresch: Welche waren das!)
Und den Vertretern der Gesamtschule kann man nur den Vorwurf machen, dass sie
absichtlich an den wahren Problemen vorbeireden, dass sie diese Probleme
schönreden, dass sie diese Probleme verwässern oder diese Probleme vertuschen,
weil Sie genau für diese Komponenten der Gesamtschule, weil sie genau für diese
Probleme auch verantwortlich sind, nämlich für den Bildungsverfall, für die
Leistungsfeindlichkeit, für die Gewalt an den Schulen und auch für die fehlgeschlagene
Integration in den Schulklassen.
Warum sollte Ihr Vorschlag der Gesamtschule plötzlich
eine Trendwende herbeiführen? Das kann ja wohl nicht sein, dass Sie hier
plötzlich die Wahrheit gepachtet haben, wo Sie doch in den letzten Jahrzehnten
das Bildungssystem an die Wand gefahren haben. Deswegen sagt die FPÖ ein klares
Nein zur Gesamtschule. Wir sprechen uns aus für ein differenziertes
Schulsystem, wir sprechen uns aus für Förderung von Lernschwachen, für
Förderung auch von Begabten, und wir sprechen uns dafür aus, dass Deutsch vor
Schuleintritt gelernt wird, weil das eben ein gewaltiges Problem darstellt,
dass viele Schüler nicht Deutsch können und somit der Unterricht darunter
leidet. Wir schlagen das Wiener Freiheitliche Schulmodell vor, dass eben
solange nicht am Regelunterricht teilgenommen werden darf, bis die Schüler der
deutschen Sprache mächtig sind.
Das sind die Forderungen, die wir eben als FPÖ heute
auch wieder hier erheben, aber vor allem möchten wir in den Vordergrund stellen
– ich wiederhole es noch einmal – Qualität, Leistung und Disziplin und
natürlich auch Deutsch bei Schuleintritt, und nur dann kann das Schulwesen
wieder genesen. Und wenn wir jetzt nicht bereit sind, in die Zukunft unserer
Kinder wieder zu investieren, werden wir bald keine mehr haben. (Beifall bei
der FPÖ)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau StRin Mag Cortolezis-Schlager. Ich
erteile ihr das Wort.
StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager:
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Auch ich möchte einleitend feststellen, es ist schon
enttäuschend, wenn bei einem derartigen Titel weder der Präsident des
Stadtschulrates noch die amtsführende Präsidentin des Stadtschulrates anwesend
ist.
Also wird nun der Bildungsnotstand
in Wien ernst
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