Landtag,
13. Sitzung vom 24.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 34
Anfrage bestätigen, dass er sich zum Ziel gesetzt
hat, 10 bis 15 Prozent seiner Prüfkapazitäten auf Nachprüfungen
zu verlagern. Das kommt wohl nicht von ungefähr, dass auch das Kontrollamt hier
Handlungsbedarf sieht. Übrigens hat sich die Zahl der Nachprüfungen seit der
Amtszeit von Dr Hechtner geradezu drastisch erhöht, nämlich auf zwei
Nachprüfungen im Tätigkeitsbericht 2006 gegenüber einer Nachprüfung 2004 und
keinen Nachprüfungen seitens des Kontrollamtes in den Jahren davor. Das hat
natürlich auch damit zu tun, dass das Kontrollamt eingeschränkte personelle
Ressourcen hat, ein immenses Aufgabenfeld und sehr viele Stellen, die zu prüfen
sind. Das zeigt sich auch in den Berichten: Das Rekordjahr in den letzten
Jahren war 2001, da waren es immerhin 169 Berichte.
Nachprüfungen im richtigen Sinn des Wortes gibt es
eigentlich dann, wenn von Oppositionsparteien Prüfaufträge eingebracht werden.
Und siehe da: In den meisten Fällen stellt sich bei Nachprüfungen auch wirklich
heraus, dass die Empfehlungen des Kontrollamtes bestenfalls ignoriert werden.
Meine Damen und Herren von der SPÖ! Es ist Ihre
Aufgabe als Mehrheitsfraktion und als politisch Verantwortliche in dieser
Stadt, dafür zu sorgen, dass das Kontrollamt die Berichte nicht nur für die Schublade
schreibt, sondern dass die Erkenntnisse daraus auch zu Änderungen im System
führen!
Um Ihnen diese Aufgabe auch bewusst zu machen, stelle
ich wiederum im Namen der Oppositionsparteien den Antrag, in der Wiener
Stadtverfassung vorzusehen, dass im Kontrollausschuss und im Gemeinderat zu
jedem einzelnen Kontrollamtsbericht getrennte Abstimmungen über die einzelnen
Empfehlungen des Kontrollamtes erfolgen sollen und dass die jeweils zuständigen
Regierungsmitglieder binnen Jahresfrist über die Umsetzung der beschlossenen
Empfehlungen zu berichten haben. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Und als letzten Antrag bringe ich einen Antrag
wiederholt ein, den ich bereits im Dezember 2006 gestellt habe, dem alle
zugestimmt haben und der bis dato nicht umgesetzt ist. Auch hier stelle ich im
Namen der Oppositionsparteien den Antrag, in Zukunft die Kontrollamtsberichte
bei Weiterleitung an den Kontrollausschuss auch der Öffentlichkeit zugänglich
zu machen.
Sehr geehrte Damen und Herren! Vielleicht erlebe ich
ja heute hier eine Überraschung und höre von den Rednern der SPÖ auch
inhaltliche Argumente, die sich auf unsere Reformvorschläge beziehen. Wenn ich
mir die Reihen in der SPÖ ansehe, die ziemlich gelichtet sind - offensichtlich
interessiert sich bei Ihnen niemand für die Kontrolle -, dann vermute ich auch,
dass die SPÖ lieber wieder Bühnennebel versprühen wird, frei nach dem Motto: Es
ist alles so super in Wien, und wir sind überhaupt die Besten! - Vermutlich
wird wieder die Rede sein von den ach so tollen Minderheitsrechten, die es nur
in Wien gibt. Ja, in Wien können Oppositionsparteien zum Beispiel einen
Prüfantrag an das Kontrollamt stellen. Mit dieser Begründung lehnen Sie ja auch
konsequent Prüfanträge im Kontrollausschuss und im Gemeinderat ab. (Abg Godwin
Schuster: Auch das ist falsch!) Sie sagen ja immer wieder: Nehmt eure
Minderheitsrechte in Anspruch und stellt einen Prüfantrag! (Abg Godwin
Schuster: Sie erzählen hier tatsächlich bewusst die Unwahrheit! Das ist
tatsächlich falsch!)
Na klar, diese Minderheitsrechte können Sie der
Opposition großzügig zur Verfügung stellen, wenn Sie wissen, dass die Kontrolle
und die Ergebnisse (Abg Godwin Schuster: Nein, aber Sie sollen bei der Wahrheit
bleiben!) ohnehin nicht umgesetzt werden! (Abg Godwin Schuster: Bleiben Sie bei
der Wahrheit, wenn Sie was sagen! - Sie sind schlechtest vorbereitet!
Schlechtest vorbereitet!)
Vielleicht werden Sie auch erzählen, dass die
Kontrolle ohnehin transparent sei, weil die Prüfberichte auf der Homepage des
Kontrollamtes abrufbar sind. - Ja, liebe SPÖ, das sind sie, allerdings zu einem
Zeitpunkt, an dem diese Berichte schon historischen Charakter haben, um nicht
zu sagen, antiken. Von zeitnaher, transparenter und öffentlicher Kontrolle kann
da keine Rede sein! (Beifall bei den GRÜNEN. – Abg Godwin Schuster: Da wissen
Sie auch genau, was wir denken! Erzählen Sie doch nicht solche G'schichten! –
„Reden S' ins Sackerl!")
Ich bin ja gespannt, ob Sie bereit sind, hier zum
ersten Mal auf inhaltliche Argumente einzugehen. Ich bin ja gespannt, ob Sie
erklären werden, warum Sie bis jetzt kein Hearing für den Kontrollamtsdirektor
wollen. Ich bin ja gespannt, ob Sie erklären werden, warum Sie bis jetzt keine
Bestimmungen in der Stadtverfassung haben wollen, die auf eine verpflichtende
Umsetzung der Empfehlungen des Kontrollamtes abzielen. Ich bin gespannt, ob Sie
erklären werden, warum Sie die Unabhängigkeit des Kontrollamtes nicht stärken
wollen. (Abg Godwin Schuster: Das Kontrollamt ist ja kein politisches Gremium!
- Kommen Sie doch ein bisschen zur Sache zurück!)
Wir haben diesen Sonderlandtag beantragt, weil wir
von Ihnen erwarten, dass Sie sich endlich der inhaltlichen Diskussion stellen.
Dann geht vielleicht in der wichtigen Frage der Kontrollreform endlich etwas
weiter. Wenn Sie sich auch hier der inhaltlichen Diskussion entziehen, dann
zeigen Sie eben einmal mehr, mit welcher Arroganz Sie hier als Mehrheit
auftreten und dass Ihnen Minderheitsrechte bestenfalls als Lippenbekenntnis ein
Anliegen sind. (Abg Christian Oxonitsch: Warum haben wir sie dann? – Abg Godwin
Schuster: Ja, warum haben wir sie dann? Warum haben Sie die Möglichkeit der
Untersuchungskommission?)
Kommen Sie heraus und gehen Sie
inhaltlich auf unsere Argumente ein! Ich bin wirklich froh, dass Sie endlich
beginnen zu diskutieren (Abg Godwin Schuster: Ja, „endlich beginnen"!),
nur, bitte: Inhaltliche Argumente möchte ich hören! Solange Sie nämlich die
inhaltliche Diskussion verweigern (Abg Godwin Schuster: Ihr könnt
Rechnungshofprüfungen beantragen! Ihr könnt Kontrollamtsprüfungen beantragen! –
So etwas gibt es in keinem Bundesland in Österreich!), solange Sie bei Ihrer
Haltung bleiben: Redet doch bitte in ein Sackerl!, so lange wird Wien das
bleiben, was es leider ist: das
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