Landtag,
13. Sitzung vom 24.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 34
deren Tradition und vor allem auch im Vergleich mit
den Bundesländern nicht zutrifft.
Dieser heutige Landtag ist aber eben auch einfach ein
Symbol für den Zustand der GRÜNEN. (Zwischenrufe und ironische Heiterkeit bei
den GRÜNEN.) Man erlebt keine sprühenden Ideen, sondern es kommt immer wieder
Altbackenes. Darüber kann man zwar auch immer diskutieren, tatsächlich reden
wir aber an den Themen vorbei.
Wir konnten in der Vergangenheit feststellen, wie es
bei euch läuft! Das konnten wir nicht nur in den Zeitungen lesen, sondern es
wird auch in der öffentlichen Wahrnehmung immer wieder von
„Schlafwagenoppositionspolitik“ geredet. Und wenn ich mir den öffentlichen
Diskurs und das, was hier thematisiert wird, anschaue, dann klaffen tatsächlich
Welten auseinander, und das zeitigt mittlerweile auch bei den GRÜNEN selbst
Folgen: In Simmering verabschieden sich drei Viertel der Abgeordneten mit der
Begründung – wenn ich sie richtig lese –, dass die Wiener GRÜNEN an
den wahren Sorgen und Nöten des Großteils der Menschen vorbei
diskutieren. – Da kann ich nur sagen: Wie wahr! Das Thema des heutigen
Landtages ist ein klarer Beleg dafür, meine Damen und Herren! (Beifall bei der
SPÖ. – Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)
Ich gebe schon zu, dass es die GRÜNEN in Wien
natürlich auch nicht leicht haben, aktuelle Themen tatsächlich zu
thematisieren, denn es findet hier ein bisschen das Spiel „Hase und Igel“
statt: Immer, wenn einer von den GRÜNEN hinkommt, ist ein anderer schon dort,
etwa betreffend das Thema Umweltschutz, bei dem Wien einen hervorragenden
Standard aufweist, wie die vielen internationalen Studien über die
Lebensqualität in Wien oder vieles andere mehr belegen.
Das gilt auch für die Verkehrspolitik: Die GRÜNEN
haben jetzt ein ambitioniertes Verkehrskonzept vorgestellt, allerdings muss man
aber feststellen, dass wir gerade in diesem Bereich bereits einen Standard
erreicht haben, von dem andere Städte nur träumen können.
(Abg Mag Rüdiger Maresch: Das glauben Sie aber selbst nicht
wirklich!) In Wien haben die Öffis tatsächlich den Kfz-Verkehr überholt. Ich
will nur darauf hinweisen, damit man ein bisschen den Zusammenhang sieht, wie
wir heute zu diesem Thema kommen.
Aber kommen wir nun zum demokratiepolitischen Bereich.
Wien hat in vielen politischen und auch demokratiepolitischen Bereichen
tatsächlich eine Vorbildfunktion und insbesondere auch in diesem Bereich. Gehen
wir die einzelnen Punkte durch, viele sind ja bereits angesprochen
worden. – Noch einmal: Man hat hier tatsächlich teilweise
Falschinformationen von sich gegeben. Widerlegen Sie mir, dass es in
Salzburg-Stadt oder in Tirol anders ist! Sie sagen: Überall anders ist es so.
Ich sage: Es ist nicht so, weder im Salzburger Landtag noch in der Stadt!
Aber gehen wir auch die vielen anderen Bereiche
durch, die hier angesprochen beziehungsweise ganz bewusst auch nicht
angesprochen wurden: In Wien können zum Beispiel drei Prozent der Landtags- und
Gemeinderatsmitglieder einen Klub mit allen zusätzlichen Möglichkeiten
bilden. – Das gibt es einfach nur in Wien, weil wir gerade den
Minderheiten besondere Beachtung schenken. Überall anders ist ein höheres
Quorum notwendig.
Eine Fragestunde, wie sie von Kollegen Tschirf
angesprochen wurde, ist bei den Gemeinderäten der Landeshauptstädte nicht
überall vorgesehen. Das gibt es in der Mehrheit der Landeshauptstädte gar
nicht, und selbst in den Landtagen ist eine Fragestunde durchwegs keine
Selbstverständlichkeit.
Erwähnenswert ist vor allem aber auch das Procedere
unserer Fragestunde. Man braucht sich nur die Live-Übertragungen aus dem
Parlament anzuschauen. Wenn dort mehr als eine Frage gestellt wird oder mehr
als ein Satz gesagt wird, wird das Mikrofon abgedreht. Das ist dort
fraktionsübergreifend Standard. – Ich glaube, wir alle sind uns einig,
dass wir hier in Wien gerade in diesem Bereich eine sehr liberale Haltung
haben!
Eine Aktuelle Stunde im Gemeinderat ist überhaupt nur
in Wien und in Linz möglich. In den Landtagen ist sie durchaus vorgesehen. Aber
Wien ist halt maßgeblich als Gemeinde strukturiert, und daher kann man hier gar
nicht anders vorgehen. Wir in Wien haben diese Aktuelle Stunde, und sie wird
weidlich ausgenützt, was, wie ich glaube, den Diskurs hier in diesem Haus auch
tatsächlich belebt. Aber man muss sich vor Augen führen, das es diese
Möglichkeit eben nicht überall gibt.
Mitteilungen von Regierungsmitgliedern sind nicht
überall vorgesehen. Nur in ganz wenigen Landtagen gibt es überhaupt die
Möglichkeit einer Mitteilung, und nirgends ist vorgesehen, dass darüber auch
debattiert werden kann. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Liebe ÖVP! Reden Sie einmal
mit Ihren Landeshauptleuten! Die Möglichkeit einer Debatte über solche
Mitteilungen gibt es in vielen Landtagen gar nicht! Eine Besprechung ist nur in
Wien und im Burgenland beziehungsweise auf Gemeinderatsebene in Eisenstadt
vorgesehen. Sonst kann ein Regierungsmitglied zwar eine Mitteilung machen, aber
diskutiert kann darüber nicht werden. Man stelle sich das einmal in Wien vor!
Zur Frage der Akteneinsicht. Da kann man durchaus
auch interessante Geschichten erzählen, wie das in Vorarlberg vonstatten geht,
weil Vorarlberg immer wieder angesprochen wurde. – Nicht überall ist eine
zeitgerechte Akteneinsicht durch Abgeordnete in Vorlagen der Landesregierungen
für den Landtag in der Geschäftsordnung tatsächlich klar geregelt. Bei uns ist
das jedoch klar geregelt. Es gibt hier sogar das eine oder andere Mal Kritik,
wenn Fehler unterlaufen, keine Frage, jedenfalls haben wir das aber klar
geregelt. Bei uns gibt es diese zeitgerechte Akteneinsicht, und ich stelle mir
jetzt auch einmal vor, wie es wäre, wenn wir das in Wien nicht hätten!
Es ist ja auch nicht in jedem
Landtag selbstverständlich, dass einzelne Abgeordnete Anträge einbringen
können. Reden Sie mit Ihren grünen KollegInnen aus anderen Landtagen: Die
müssen überhaupt erst einmal jemanden finden, mit dem sie gemeinsam Anträge
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