Landtag,
13. Sitzung vom 24.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 34
einer großen Verwaltung wie der Wiener
Stadtverwaltung auch Fehler passieren? Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Sie sind ja nicht einmal in der Lage, Beschlüsse, bei denen Sie selbst
mitgestimmt haben, in die Tat umzusetzen! Ihnen fallen, egal, ob bei
Kontrollamtsberichten oder bei entsprechenden Anträgen beziehungsweise bei
anderen Themen, die wir hier in dieser Stadt diskutieren, nichts als Ausreden
ein!
Gehen Sie endlich einmal davon ab, und nehmen Sie zur
Kenntnis, dass auch alle drei Oppositionsparteien gemeinsam Vorschläge gemacht
haben, die einen breiten Konsens aufweisen. Es sperrt sich nur die
Sozialdemokratie nach allen Regeln der Kunst dagegen, hier auch nur einen
Millimeter nachzugeben und etwas zu tun, was sich in dieser Stadt lohnt,
nämlich das Kontrollamt zu stärken, die beschriebenen Empfehlungen in die Tat
umzusetzen und damit diese Stadt für die Wienerinnen und Wiener noch
lebenswerter und noch angenehmer zu machen.
Ich verstehe das nicht, und die Leute verstehen das
nicht. Wir werden die Diskussion aber öffentlich weiter führen, und Sie werden
es den Leuten erklären müssen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren von der SPÖ! So
geht es nicht! Werden Sie endlich munter! Nehmen Sie endlich zur Kenntnis, das
Sie die Weisheit hier in diesem Hause nicht alleine gepachtet haben! (Beifall
bei der ÖVP.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg Mag Reindl. Ich erteile ihm das
Wort.
Abg Mag Thomas Reindl
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr
geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!
Grundsätzlich ist es sehr positiv, wenn wir heute
hier die Gelegenheit haben, über die ausgezeichnete Kontrolleinrichtung der
Stadt Wien, nämlich über das Kontrollamt, und auch über die politischen
Möglichkeiten, die man hier als Mandatar oder auch als Klub im Rathaus hat, um
Kontrolle auszuüben, zu sprechen.
Ich möchte gleich vorausschicken: Das Kontrollamt
ist, national und international gesehen, sehr gut aufgestellt. Es verfügt über
eine sehr hohe, ausgezeichnete und anerkannte Expertise. Das Kontrollamt
arbeitet transparent und bekommt vom Rechnungshof und auch vom Europäischen
Rechnungshof, wie uns bei einem Treffen mit dem Rechnungshofpräsidenten, das
von mir initiiert wurde, beziehungsweise auf der Kontrollausschussreise auch
beim Europäischen Rechnungshof bestätigt wurde. Das ist eine sehr hohe
Auszeichnung und zeigt die Akzeptanz und auch die Qualität des Kontrollamtes.
Einen Punkt möchte ich auch erwähnen: Ich verstehe
zum Teil auch die Ungeduld der Opposition. Ich verstehe, dass Sie es schon gar
nicht mehr erwarten können, bis die neue Verfassung kommt. Ich verhehle nicht,
dass auch wir gern möchten, dass der eine oder andere Punkt in der Verfassung
geändert wird. Wir fassen uns aber in Geduld, weil wir wissen, dass wir diese
Änderungen, die in der Verfassung vorgesehen sind, in Bälde angehen werden.
Besonders wichtig ist meiner Meinung nach die
organisatorische Unabhängigkeit des Kontrollamtes. Wenn hier heute behauptet
wurde, dass wir demokratisches Schlusslicht in Österreich sind, was die
Kontrolle betrifft, dann erlauben Sie mir jetzt einen kurzen Blick in die
Bundesländer. Damit möchte ich nicht sagen, dass diese Gott sei Dank alle
schlechter als wir hier in Wien sind, sondern es ist mir ein Anliegen, einmal
ein paar Relationen vor allem auch für die Öffentlichkeit richtigzustellen.
Ich beginne mit den kleinen Ländern: In Vorarlberg
hat der Landesrechnungshof sechs Mitarbeiter, und es gibt neun Prüfungen pro
Jahr. Im Burgenland hat der Landesrechnungshof acht Mitarbeiter, und es gibt
sechs Prüfberichte im Jahr.
In Kärnten hat der Landesrechnungshof vierzehn
Mitarbeiter, und es gibt 15 Prüfberichte pro Jahr. In Niederösterreich hat
der Landesrechnungshof 16 Mitarbeiter, und es gibt jährlich
20 Berichte. Der Landesrechnungshof in Oberösterreich ist der Zweitbeste
nach dem Wiener Kontrollamt mit 26 Mitarbeitern und 27 Prüfberichten pro
Jahr.
In Salzburg hat der Landesrechnungshof 13
Mitarbeiter, und es gibt jährlich zehn Prüfberichte. In der Steiermark hat der
Landesrechnungshof 37 Mitarbeiter, und es gibt 24 Berichte. In Tirol
sind es 10 Mitarbeiter, und es gibt 14 Berichte.
Das Kontrollamt in Wien hat 90 Mitarbeiter, und es
gibt jährlich bis zu 170 Berichte.
Meine Damen und Herren! Das ist der Vergleich, über
den wir sprechen. Und ich kann hier überhaupt keinen Misstand wahrnehmen!
Ein weiterer Punkt, der auch hier angeführt würde,
betrifft die Veröffentlichung der Berichte. – Ja! Wir bekennen uns dazu,
dass wir unzufrieden sind mit der Veröffentlichung der Berichte. Es ist
unerträglich, dass die Opposition Schleichhandel mit den Prüfberichten betreibt
und dass die Opposition hier auch maßgeblich gegen die Verfassung verstößt.
(Zwischenrufe und ironische Heiterkeit bei der ÖVP.)
Die Opposition verstößt gegen die
Geheimhaltungsverpflichtung und gegen die Verfassung. Daher sind wir auch
dafür, dass die Kontrollamtsberichte sofort nach Erscheinen veröffentlicht
werden. Das wurde in einem Antrag, dem wir zugestimmt haben, auch ausgedrückt,
daher können Sie uns nicht schelten. Diese Qualität spreche ich Ihnen, ehrlich
gesagt, ab! (Abg Mag Waltraut Antonov: Wo bleibt die Umsetzung?)
Meine liebe Frau Kollegin Antonov!
Über die Umsetzung haben wir auch schon gesprochen, auch wenn Sie vorhin
gemeint haben, die SPÖ wehrt sich gegen Gespräche. Da darf ich Ihnen vielleicht
in Erinnerung rufen, dass wir auf Fraktionssprecherebene mehrere Termine
hatten, bei denen über Änderungen gesprochen wurde. Und ich habe auch hier
gesagt, dass wir uns dazu bekennen, dass es zum Beispiel bei der Bestellung und
auch bei der Veröffentlichung der Berichte Änderungen geben soll, dass wir das
aber gemeinsam mit den anderen Punkten, die in der Verfassung geändert werden
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