Landtag,
13. Sitzung vom 24.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 34
dann monatelang beziehungsweise jahrelang nicht
behandelt.
Daher fordere ich euch auf, diese Anträge nicht nur durch
Lippenbekenntnisse und Händchenheben zum x-ten Mal zu unterstützen, sondern
diese auch endlich einmal zu behandeln, damit wir in dieser Stadt tatsächlich
erreichen, dass das hervorragende Kontrollamt ernst genommen wird, dass seine
Empfehlungen auch umgesetzt werden und dass die „Red's in a Sackl und stell’n
ma’s vor die Tür“-Haltung der SPÖ endlich ein Ende nimmt. – Danke.
(Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg Kenesei. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Günter Kenesei
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Es ist schon bezeichnend, wenn man sich Kollegen
Oxonitsch anhört, welche Definition er mit dem Wort „Konsequenzen“ verbindet. –
Offensichtlich setzt er das Wort „Konsequenzen“ gleich mit „gute Ausreden
suchen“. Kollege Oxonitsch! Das ist nicht die Definition, die landauf, landab
gemeinhin für das Wort „Konsequenzen“ herangezogen wird!
Kollege Oxonitsch erzählt uns hier etwas von einer
Aktuellen Stunde. Er erzählt uns etwas von Fragestunden, die wir abhalten
dürfen. Er redet von Mitteilungen von Regierungsmitgliedern und von der
großzügigen Art und Weise, wie wir in dieser Stadt Akteneinsicht haben. Er
spricht vom Rederecht im Landtag, vom Patientenanwalt und von der Dringlichen
Anfrage.
Kollege Oxonitsch! Ich weiß nicht, ob Sie den Titel
der heutigen Sitzung gelesen haben ist. – Er lautet: „Das rote Wien als
demokratiepolitisches Schlusslicht in Österreich – Kontrollreform jetzt.“
Wir reden über das Kontrollamt, und es bestärkt mich jetzt, wenn ich diese
Aufregung bei der SPÖ sehe, dass ich Sie genau am linken Fuß mit dem rostigen
Nagel erwischt habe! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe von
Abg Godwin Schuster und Abg Christian Oxonitsch.)
Genau davon wollen Sie nichts hören, Kollege
Oxonitsch! Und um Ihrer Aufregung noch ein bisschen Nachdruck zu verleihen,
darf ich Ihnen ein Zitat von Franz Kafka mit auf die Reise geben: „Nichtstun
ist eine der größten und verhältnismäßig leicht zu beseitigenden Dummheiten in
dieser Welt.“ – Das sollten Sie sich zu Herzen nehmen, wenn wir über die
Stadtverfassung reden! (Beifall bei der ÖVP.)
Ich kann Ihnen noch ein Zitat mitgeben, ich habe
heute eine Zitatensammlung mit, weil ich nämlich genau gewusst habe, dass diese
Aufregung bei den Genossen entstehen wird. – Einer, der euch nicht unbekannt
ist, ist ein gewisser Herr Wladimir Iljitsch Lenin, durchaus eine Person, die
der eine oder andere in der sozialdemokratischen Fraktion wohl kennen wird.
Wissen Sie, was der gesagt hat? – „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist
besser.“
Das ist ein weiser Spruch! Aber er hat noch einen
interessanten Satz gesagt, nämlich: „Schlimmer, als blind zu sein, ist, nicht
sehen zu wollen.“ – Das trifft auf die SPÖ zu! (Beifall bei der ÖVP und
von Abgeordneten der GRÜNEN.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bringe
jetzt zwei oder drei Beispiele aus den vergangenen Jahren, Fälle, in denen
nichts geschehen ist und hinsichtlich welcher sich die Sozialdemokratie
eigentlich Gedanken machen sollte, weil das wirklich eine gefährliche
Geschichte ist.
Ein Beispiel betrifft die Situation der Legionellen
in den Bädern. Diesbezüglich hat es Vorschläge seitens des Kontrollamts
gegeben, was zu tun ist: Heizungsumbau, neue Anlagen und so weiter. –
Wissen Sie, welche Antwort von den zuständigen Stadträtinnen gekommen ist? Das
hat ja durchaus schon Historie. Es hat geheißen: Wir haben kein Geld. Wir
können das derzeit nicht machen. Wir haben es eh schon geplant. Wir werden darüber
diskutieren. Vielleicht machen wir es nächstes beziehungsweise übernächstes Mal
oder halt irgendwann einmal.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Da geht es um
die Gesundheit der Wienerinnen und Wiener, die in diese Bäder gehen!
(Abg Mag Thomas Reindl: Ist Ihnen ein Fall bekannt?) Es sind einige
Fälle bekannt! Lieber Herr Kollege Reindl! Ich gehe davon aus, das Sie als
Fraktionsführer der Sozialdemokratischen Fraktion im Kontrollausschuss des
Lesens und des Schreibens mächtig sind! Ich empfehle Ihnen, Ersteres zu tun,
nämlich zu lesen! Lesen Sie den Kontrollamtsbericht! Dort sehen Sie nämlich
ganz genau, was vorgeschlagen ist.
Ein weiteres Beispiel ist der Bericht betreffend den
Krankenanstaltenverbund, die Brandschutzeinrichtungen und die verstellten
Fluchtwege. Ich kann mich gar nicht erinnern, wie lange das schon zurückliegt!
Offensichtlich ist das schon ein sehr alter Bericht. Ich habe ihn jetzt wieder
einmal ausgegraben und nachgesehen, was inzwischen geschehen ist, und da habe
ich festgestellt, dass es mittlerweile dieselben Missstände noch immer oder
schon wieder gibt. – Veranlassen Sie doch mit Ihrer Mehrheit, die Sie hier
haben, dass die verantwortlichen Regierungsmitglieder endlich Konsequenzen aus
diesen Kontrollamtsberichten ziehen und entsprechende Maßnahmen setzen! Wählen
Sie nicht immer nur einfach die Vorgangsweise: Helm auf, Augen zu und durch!,
sondern setzen Sie das um, was das Kontrollamt empfiehlt und was es
richtigerweise auch in den Berichten festhält! Dann sind Sie endlich auf dem
richtigen Weg! (Beifall bei der ÖVP.)
Mir kommt die Sozialdemokratische Fraktion so wie
eine Geburtshelferin von Werbeaktionen beziehungsweise von Werbeagenturen vor.
Den letzten Coup haben Sie offensichtlich mit dem Telefonanbieter „Kleine und große
Plaudertasche“ gelandet. Das kann nur aus den Reihen der SPÖ gekommen sein! Zu
den Empfehlungen, die immer wieder in den Kontrollamtsberichten nachzulesen
sind, und zu den Hinweisen, doch endlich etwas zu tun, gibt es von den
Stadträten außer Schulterzucken nichts. Und das ist, mit Verlaub, für eine
Regierungsfraktion eindeutig zu wenig!
Wovor fürchtet sich die SPÖ?
Fürchtet sich die SPÖ davor, das Richtige zu tun oder einzugestehen, dass in
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