Landtag,
13. Sitzung vom 24.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 34
Sie nicht immer alles um! (Beifall bei der ÖVP.)
Bevor ich auf ein paar Ausführungen des Kollegen
Reindl eingehe, komme ich zu zwei eigenen Wahrnehmungen im Kontrollausschuss.
Ich bin dort seit zwei Jahren Mitglied und möchte zwei kleine Punkte hier mit
Ihnen diskutieren.
Zum Ersten komme ich zum Verhalten der Stadträte, das
dort wirklich sehr unterschiedlich ist: Es gibt durchaus welche, die bereit
sind, sich mit der Materie und mit den Berichten auseinanderzusetzen und auch
ordentlich mit der Opposition und mit dem ganzen Ausschuss darüber diskutieren.
Es gibt aber auch solche, die das wirklich quasi im besten Fall für eine
lästige Pflicht halten, so nach dem Motto: Was geht mich das alles an?
Meine Damen und Herren! Der Fisch fängt also schon
sehr oft beim Kopf zu stinken an, und das Ganze kann nicht funktionieren,
solange nicht einmal alle Stadträte bereit sind, das Kontrollamt – wie wir
es heute schon gehört haben – als beratendes Organ wahrzunehmen und nicht
immer nur als die bösen Kontrolleure, die uns auf die Finger hauen. An dieser Einstellung
muss etwas geändert werden, und daher empfehle ich dringend, dass diesbezüglich
wirklich einmal alle Stadträte der SPÖ an einem Strang ziehen und auch das
Positive an den Kontrollamtsberichten zur Kenntnis nehmen!
Im Zusammenhang damit steht auch – und das ist
mir in den letzten zwei Jahren ebenfalls aufgefallen, denn es ist unschwer zu
erkennen – die völlige Absenz des Herrn Bürgermeisters beziehungsweise des
Herrn Landeshauptmannes beim Kontrollamt. Nachdem er kein eigenes Ressort hat,
haben wir dort nur ein virtuelles oberstes Organ der Stadt Wien. Wir können uns
daher nie mit ihm direkt auseinandersetzten.
(Abg Mag Thomas Reindl: Er war schon im Kontrollausschuss!) Ich
habe ihn dort noch nicht gesehen, tut mir leid! Kollege Reindl! Ich habe vorher
dazugesagt, dass ich nur von den letzten zwei Jahren und von meiner eigenen
Wahrnehmung spreche! Und ich habe ihn in den letzten zwei Jahren nicht gesehen!
(Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Gut. Wir nehmen jetzt gemeinsam zur Kenntnis, dass
der Herr Landeshauptmann in den letzten zwei Jahren nicht im Kontrollausschuss
war! Zwei Jahre ist übrigens auch eine ziemlich lange Zeit! So wichtig kann ihm
offensichtlich das Kontrollamt nicht sein, wenn er überhaupt nie kommt! Jedenfalls
ist aber das Kontrollamt nicht der Feind, sondern es sollte eigentlich der
Freund der Verwaltung sein.
Zur Berichtsqualität ist schon einiges gesagt worden.
Ich möchte nur noch aus der Sicht eines privatwirtschaftlich Engagierten wie
mir etwas dazu sagen: Die Qualität der Berichte ist wirklich teilweise sehr,
sehr gut, und sie wurde im letzten Jahr noch gesteigert. Die Übersichtlichkeit
wird besser. Was geradezu erstaunlich ist, ist das breite Fachwissen
hinsichtlich der vielen Materien, in die sich die Mitarbeiter und
Mitarbeiterinnen dort einarbeiten müssen, und das erfolgt durchaus in einer
Qualität, die, wie ich sagen möchte, auch außerhalb der Verwaltung, also in der
Privatwirtschaft, durchaus reüssieren könnte.
Einzig und allein an Direktheit und Schärfe lassen
die Berichte, etwa im Vergleich zum Rechnungshof, manchmal zu wünschen übrig.
Es gibt ja zufälligerweise auch einige Berichte, die sich thematisch decken, wo
sowohl Rechnungshof als auch Kontrollamt tätig waren, etwa bei den
Waagner-Biro-Gründen, und daran sieht man schon, dass der Rechnungshof doch
etwas pointierter formuliert als das Kontrollamt. Vielleicht wäre das mitunter
auch bei den Kontrollamtsberichten nötig, um die Aufmerksamkeit der
amtsführenden Stadträte zu steigern.
Kollege Reindl! Du hast vorhin gesagt: Wir sollten
mehr Berichte aufrufen. Margulies hat schon richtig festgestellt, dass sich,
wenn alles in Ordnung ist oder wenn man nicht glaubt, dass etwas erwähnenswert
ist, die Frage erhebt, wozu man aufrufen soll. Da ist mir dann aber etwas
aufgefallen: Wieso ruft die SPÖ nie Berichte auf?
(Abg Mag Thomas Reindl: Wir rufen auf!) Ihr habt kaum einmal
aufgerufen! Welche Berichte hast du oder habt ihr zuletzt aufgerufen?
(Abg Godwin Schuster: Von den letzten sechs Berichten wurden vier
aufgerufen!) Ihr habt von den letzten sechs Berichten vier aufgerufen? Wieso
kommen dann aber immer wir als Erste zum Reden dran? (Abg Godwin Schuster:
Weil immer zuerst die Opposition das Rederecht hat!)
Ich kann mich nicht erinnern, wann ihr euch einmal
wirklich für einen Bericht interessiert hättet! Ihr verteidigt dort nur, aber
ihr sagt zum Beispiel nie offensiv: Dieses Thema interessiert uns wirklich, das
gehen wir an! – Vielleicht ist das der Grund, dass nicht alle Berichte
aufgerufen werden. Aber das kann man natürlich auch ändern.
Zum Vergleich mit den Bundesländern, den du gebracht
hast: Wir sind halt Verwaltung und Vollziehung, in den Bundesländern mag das
vielleicht weniger sein, man müsste eventuell im Burgenland auch Eisenstadt
oder Salzburg-Stadt dazunehmen, um wirklich einen Vergleich ziehen zu können.
Zumindest ist aber bei uns – und das ist ja schon etwas Positives –
die Quantität der Berichte am größten. Allerdings – und das ist der
Haken – nützt uns die Quantität der Berichte nichts, wenn den Empfehlungen
nicht nachgekommen wird. So lange das Ganze nur einen Kenntnisnahmecharakter
hat und wir im Kontrollausschuss nicht auch beschließen, dass Empfehlungen
umzusetzen sind, bleibt die reine Anzahl der Berichte eine Quantité
négligeable.
Wichtig wäre nämlich vor allem, dass man Empfehlungen
umsetzt. Davon hat es in den letzten Jahren wirklich genug gegeben, fast jeder
Redner hat heute schon mehrere Beispiele gebracht. Ich möchte darauf jetzt
nicht mehr im Einzelnen eingehen.
Unterschiedlich in den Berichten ist, dass darin
jeweils auch Einzelmaßnahmen gefordert werden. Gerade etwa im Baubereich geht
es sehr oft nur um kleine Dinge. Es gibt auch sehr oft Empfehlungen, die ins
Strukturelle gehen, und manchmal sieht man an Mängeln, die vom Kontrollamt
aufgezeigt werden, dass es einfach an der Verwaltung der Stadt Wien krankt.
Als Beispiel nehme ich jetzt das
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