Landtag,
14. Sitzung vom 22.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 55
finden werden.
Präsident Heinz Hufnagl: Die
1. Zusatzfrage stellt Abg Dr Tschirf. Ich bitte darum!
Abg Dr Matthias Tschirf
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Landeshauptmann!
Sie haben davon gesprochen, dass heute im Landtag
tatsächlich das Briefwahlrecht beschlossen wird. Davon gehe ich aus. Die
Stimmen unserer Partei wird dieses Gesetz auf jeden Fall bekommen.
Ich habe Ihrer Beantwortung entnommen, dass Sie ein
Interesse daran haben, der Grundintention dieses Bundes-Verfassungsgesetzes
auch in Wien Rechnung zu tragen. Ich meine, man sollte gerade in Wien, wo es
mehr Menschen als in anderen Bundesländern gibt, die für einige Zeit ins
Ausland gehen, die Anknüpfung an die eigene Bundeshauptstadt beziehungsweise
das eigene Bundesland betonen. In welchem Zeitraum ist zu erwarten, dass diese
Prüfung insbesondere der sich aus der Doppelstellung Wiens als Land und
Gemeinde ergebenden verfassungsrechtlichen Fragen abgeschlossen sein kann?
Präsident Heinz Hufnagl: Bitte, Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Es wird nicht verwundern, dass ich versuche, den Geist des Ergebnisses der
Gespräche, die zur Bildung dieser Bundesregierung geführt haben, zu erfüllen,
weil ich mich da natürlich auch persönlich verpflichtet fühle, das steht außer
jedem Zweifel. Es geht da aber nicht nur um die Frage einer Rechtsprüfung. Eine
solche ist nämlich relativ rasch erstellt. Vielmehr geht es allerdings auch um
die Frage einer politischen Prüfung.
Ich möchte nur ein bisschen vor Augen führen, wovon
wir reden: Es gibt zur Zeit rund 300 000 Auslandsösterreicherinnen und
–österreicher. Das ist eine große Zahl. Etwa über 62 000
AuslandsösterreicherInnen sind in die Wählerevidenz eingetragen, und etwa
27 000 AuslandsösterreicherInnen haben von ihrem Wahlrecht Gebrauch
gemacht. Das ist keine kleine Zahl. Es sind etwa 0,45 Prozent der Gesamtwahlberechtigten.
Ich sage Ihnen das, damit wir ein Mengengerüst haben, wovon wir reden.
Sehr wichtig dabei ist mir, dass wir für Wien keine
Insellösung treffen. Für mich ist in diesem Zusammenhang die Akkordanz mit den
Bundesländern eine gleichfalls sehr wichtige Frage. Das Gleiche gilt auch für
die Frage des Wahlrechts für die Nebenwohnsitzer. Auch das ist eine Frage, die
man akkordieren muss, denn auch diesbezüglich ist die Meinung zwischen den
Bundesländern sehr geteilt. Die Mehrheit der Bundesländer ist zur Zeit eher dagegen,
wiewohl auch dort, ähnlich wie bei uns, eine Diskussion darüber zu führen ist.
Der Grund, dass es das noch nicht gibt, ist nicht
eine intellektuelle Schlampigkeit oder gar Faulheit in der Diskussion, sondern
es geht dabei sehr wohl darum, dass man sozusagen das auskonkretisiert, was den
Geist der Koalitionsverhandlungen ausgemacht hat, bei denen im Zustand der
Liebe manches diskutiert wurde, was man in der Realität noch etwas unterfüttern
muss.
Präsident Heinz Hufnagl: Die
2. Zusatzfrage kommt von Herrn Abg Mag Stefan. Ich bitte darum.
Abg Mag Harald Stefan
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Die direkte Demokratie hat in Wien eine sehr
vernachlässigbare Rolle. Wenn nun eine Änderung des Wahlrechts durchgeführt wird,
warum haben Sie nicht auch hier den leichteren Zugang zu den Instrumenten der
direkten Demokratie gewährleistet?
Präsident Heinz Hufnagl: Bitte, Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrter Herr Magister!
Ich spreche Sie bewusst jetzt als Juristen an. Sie
sind ja in Ihrem Hauptberuf Notar und Jurist und in Ihrem Nebenberuf
Abgeordneter, und daher appelliere ich jetzt im Besonderen an Ihr juristisches
Wissen.
Wenn Sie einen kurzen Vergleich betreffend die Instrumentarien
der direkten Demokratie zwischen Wien und den anderen Bundesländern ziehen,
dann stellen Sie fest, dass es zum Beispiel im benachbarten Bundesland gar
nicht möglich ist, in einem Landtag eine solche Frage an den Landeshauptmann zu
richten, wie Sie das eben tun.
Ich meine, wir brauchen uns auch für die
parlamentarische Demokratie, wie sie sich in Wien darstellt, nicht zu schämen!
Ich halte das für sehr gut. Dass das anderweitig nicht in dem Ausmaß genutzt
wird, nehme ich zur Kenntnis. Jedenfalls ist in der Stadt aber ganz
offensichtlich hohe Zufriedenheit mit der Verwaltung gegeben.
Präsident Heinz Hufnagl: Die 3.
Zusatzfrage kommt von Frau Mag Vassilakou. – Ich bitte darum.
Abg Mag Maria Vassilakou (Grüner Klub im
Rathaus): Herr Landeshauptmann!
Aus guten Kontakten zu Auslandsösterreichern, zum
Beispiel in Athen, weiß ich, wie sehr sich diese freuen würden, wenn sie auch
auf Wiener Ebene wahlberechtigt wären, so sie denn aus Wien stammen. Diese
Leute sind allerdings gleichzeitig sehr wohl in Athen wahlberechtigt.
Eine weitere Gruppe von Menschen, die gar nicht so
klein ist, hat zwar viele Jahre in Wien gelebt, ist aber trotz der jüngsten
Wahlordnungsreform noch immer nicht wahlberechtigt, nämlich die Zuwanderer, die
in Wien leben, aber keine österreichische Staatsbürgerschaft haben. Glauben
Sie, dass es möglich wäre, Ihren doch nicht ganz knapp bemessenen Einfluss als
Wiener Landeshauptmann gegenüber unserer Bundesregierung geltend zu machen,
damit der Geist der Liebe auch auf Zuwanderer übertragen werden kann?
Präsident Heinz Hufnagl: Bitte, Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrte Frau Klubvorsitzende!
Nichts würde ich lieber tun als das! Ich denke, dass es eine unserer
vornehmsten Aufgaben ist, nicht nur Ängste zu nehmen, sondern auch den Geist
der Concordia und der Liebe in die österreichische Bundesregierung zu bringen.
Ich fürchte allerdings sehr, dass ich mich dieser Aufgabe angesichts des realen
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