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Landtag, 14. Sitzung vom 22.11.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 18 von 55

 

Präsident Johann Hatzl: Zum Wort gelangt die Frau Abg Praniess-Kastner.

 

Abg Karin Praniess-Kastner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Ich werde mich sehr beeilen, die Missstände bei den Operationswartezeiten und bei den medizinischen Leistungen für behinderte Menschen in dieser Stadt zu erklären. In der Stadt heißt es leider wieder einmal: Behinderte Menschen bitte warten bei medizinischen Leistungen und Operationsterminen! Hier kommt es zu einer doppelten Diskriminierung, erstens die Behinderung und zweitens kommt noch die Krankheit dazu! Die Wiener SPÖ bekennt sich zur Gleichstellung behinderter Menschen. Dennoch kommt es bei akutmedizinisch notwendigen Operationen zu Wartezeiten von mindestens sechs Monaten. Ich werde dann gleich einige Beispiele dazu nennen. Das sagen Betroffene. (Abg Kurt Wagner: Doch nicht ständig!) - Nicht ständig und immer, aber die doppelte Diskriminierung behinderter Menschen im Gesundheitssystem werden Sie, Herr Kollege Wagner, glaube ich, auch nicht in Abrede stellen können! (Abg Kurt Wagner: Wissen Sie, das weiß ich wahrscheinlich besser als Sie! Ich habe selbst ein behindertes Kind!)

 

So gibt es bei Menschen mit Behinderung noch immer Schwierigkeiten bei der Zugänglichkeit zu Gesundheitseinrichtungen. Daneben tritt leider oft das Problem auf, dass Ärzte die notwendigen Behandlungen behinderter Menschen verweigern. Ärzte und Pflegepersonal sind leider oft in der Behandlung behinderter Menschen überfordert. So ist es beispielsweise lernbehinderten Menschen kaum möglich, Ambulanzen ohne Begleitung einer angehörigen Person aufzusuchen. Sie werden somit nicht als eigenständige Menschen betrachtet! Oftmals werden behinderte Menschen auch gezwungen, sich unter Vollnarkose behandeln zu lassen! Und behinderte Menschen werden leider bei Operationsterminen nach hinten verschoben!

 

Hier hat sich beispielsweise eine verzweifelte Mutter zweier erwachsener behinderter Söhne an uns gewandt, die eine notwendige Zahnoperation natürlich nur unter Narkose vornehmen lassen kann. Sie bekam Schmerzmedikamente für ihren 19-jährigen Sohn mit nach Hause. Ich nenne auch, wo es ist, weil Lainz die einzige Station ist, die behinderte Menschen unter Vollnarkose zahnbehandelt. Sie wurde mit einem Termin in sechs Monaten nach Hause geschickt. Meine Damen und Herren, sechs Monate Wartezeit auf einen Zahnbehandlungstermin unter Schmerzmedikamenten will ich mir nicht vorstellen! Ich glaube, keiner von Ihnen in diesem Haus möchte sich diese Situation vorstellen! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Das ist leider kein Einzelfall, denn auch bei akut notwendigen orthopädischen Operationen kommt es zu Wartezeiten. Da gibt es einen Fall von einer jungen Dame, der einer Beratungseinrichtung gut bekannt ist, die sich letztendlich dafür eingesetzt hat, dass dieser jungen Dame, die eine akute Hüftluxation hatte, vor einem halben Jahr ein Termin gegeben wurde. Denn wie alle wissen, ist eine akute Hüftluxation nicht wirklich angenehm und bereitet Schmerzen. Sechs Monate in diesem Zustand verharren zu müssen, ist weder für uns noch für andere in dieser Stadt denkbar! Ein Beratungszentrum hat sich dann dafür eingesetzt, dass diese Dame vorgezogen wurde und dieser schmerzhafte Zustand beseitigt wurde.

 

Meine Damen und Herren, ich komme zu einem weiteren sehr ernsten Thema. Das ist der bereits jahrzehntelang bekannte Missstand, dass bei Downsyndrom-Kindern mit angeborenem Herzfehler die notwendige Operation immer wieder nach hinten verschoben wird, wenn so genannte gesunde Neugeborene mit Herzfehler eine Operation benötigen.

 

Nicht nur die Wartezeiten sind ein Problem für behinderte Menschen, sondern auch in der Qualität der Behandlung gilt es, Missstände zu beseitigen.

 

Präsident Johann Hatzl (unterbrechend): Sie haben noch eine Minute.

 

Abg Karin Praniess-Kastner (fortsetzend): Viele Behandlungen, die für behinderte Patientinnen und Patienten nötig sind, verlangen nicht nur eine entsprechende Einstellung, sondern auch besondere Aufmerksamkeit. Hiezu gibt es zahlreiche Vorschläge, die immer wieder von Betroffenen gemacht werden:

 

Das wäre zum Beispiel, dass gehörlosen PatientInnen persönlich signalisiert wird, dass sie an der Reihe sind, weil es keinen Sinn macht, sie öfters über Lautsprecher auszurufen.

 

Das wäre auch, dass PatientInnen mit Lernschwierigkeiten ihre Diagnose in einfacher Sprache nahegebracht wird.

 

Die Bestuhlung im Wartebereich ist für Rollstuhlfahrer manchmal eine absolute Barriere.

 

Es braucht vor allem Begleitsysteme für Menschen mit Behinderung, und zwar eine Person ihres Vertrauens, damit die Diagnose nahegebracht werden und ein sensibler Umgang erfolgen kann.

 

Es wäre auch hilfreich, wenn Ärzte und Pflegepersonal dahin gehend geschult werden würden, wo sich der nächste Lift befindet.

 

Präsident Johann Hatzl (unterbrechend): Zum Schlusswort, bitte.

 

Abg Karin Praniess-Kastner (fortsetzend): Meine Redezeit ist leider zu Ende. Ich könnte diese Liste noch fortsetzen.

 

Meine Damen und Herren, es gibt noch viel in dieser Stadt zu tun, auch in der medizinischen Behandlung von Patientinnen und Patienten! Sie haben den Einfluss und die Macht, in dieser Stadt etwas zu bewegen! Ich fordere Sie auf, diese Macht einmal im positiven Sinne zu nützen und etwas zu tun! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Präsident Johann Hatzl: Zum Wort gelangt der Abg Wagner.

 

Abg Kurt Wagner (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Präsident! Meine Damen und Herren!

 

Es gäbe jetzt viel zu sagen, wenn man den Vorrednern ordnungsgemäß, sehr interessant und aufmerksam zugehört hat, aber lassen Sie mich vielleicht am Beginn

 

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