Landtag,
15. Sitzung vom 23.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 67
Ich habe mich bemüht, nicht nur in der üblichen Form - wir Gemeinden können auf kein Geld verzichten, was schon seine Richtigkeit hat, und dieses Lied wird heute von allen kommunal Verantwortlichen von Bregenz bis Eisenstadt gesungen - zu antworten, sondern auch ein bisschen anzudeuten, wo ich denke, dass man durchaus auch im Hinblick auf die Stabilität der Finanzen der Gemeinden, die eine wichtige Aufgabe in der Republik erfüllen, insbesondere bei Investitionen, was sohin auch der Wirtschaft zugute kommt, daran denken und darüber diskutieren sollte, in Ergänzung zu dem, was ohnehin „Common Sense“ ist, oder auch eingemauerten Differenzen, die es im Bereich Steuerreform und Steuerentwicklung gibt.
Präsident Heinz Hufnagl: Danke für
diese detaillierte Beantwortung. - Die 1. Zusatzfrage kommt wieder von
Herrn Abg Dkfm Dr Aichinger. Ich bitte darum.
Abg Dkfm Dr Fritz Aichinger (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr
geehrter Herr Landeshauptmann!
Die Idee und der Anlass dieser Frage war Ihr Vortrag
vor wenigen Tagen im Kreisky-Forum, wo Sie gemeint haben, es wäre notwendig,
die Stadtfinanzierung total zu reformieren. Wir wissen ja, dass die
Gemeindefinanzierung im Prinzip auf drei Säulen steht; sie erfolgt eben aus den
gemeinwirtschaftlichen Ertragsanteilen des Bundes, aus Transferleistungen -
wenn ich es hier einfach mache - und aus den eigenen Steuern und Abgaben. Daher
geht meine Frage in diese Richtung.
Natürlich hat man das beim letzten Finanzausgleich
gesehen, der sehr schwierig war, der aber auch, glaube ich, gerade für Wien,
für das Land Wien und die Gemeinde Wien - was hier ja auch in der letzten
Budgetdebatte angeschnitten worden ist -, sicher nicht schlecht, sondern
eigentlich sehr gut ausgegangen ist. Sie haben berechtigterweise gesagt, bei
der Umstellung in Zukunft soll es - wenn ich es so sagen darf - eher auf die
Qualität, nicht auf die Quantität der Köpfe ankommen.
Daher meine Frage: Gibt es auch auf der dritten
Säule, sprich, auf der Säule der Gemeindeabgaben, der Gemeindegebühren, Ideen,
um da einige neue Akzente zu setzen? Sie selbst haben jetzt den Bereich der
Kommunalsteuer angeschnitten. Hier wäre es vielleicht anzudenken, dass man
etwas bei der Lehrlingsoffensive macht - mit Lehrlingen zum Beispiel, ein
kleiner Punkt -, oder auch beim Medienstandort Wien, der Werbeabgabe. Ist daran
gedacht, in dem Bereich eigene Steuern neue Diskussionen zu beginnen?
Präsident Heinz Hufnagl: Bitte, Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Herr Abgeordneter!
In beiden Bereichen - also bei der Verteilung der
gemeinschaftlichen Bundesabgaben im Finanzausgleich selbst, aber natürlich auch
bei den Eigeneinnahmen - habe ich an Strukturveränderungen gedacht, nicht an
das Drehen von Schräubchen. Ich habe auch nicht daran gedacht, die Einnahmen
der Stadt Wien zu verkürzen.
Das sage ich auch in aller Offenheit, denn Wien ist
jetzt zweifelsohne in einer Situation, in der man über verschiedene Dinge reden
kann; sehr viele Städte in Österreich sind das nicht mehr. Ich darf etwa auf
den Rechnungshofbericht verweisen, der über die Gemeindefinanzen, übrigens
ebenso wie über die Länderfinanzen, erstellt wurde, und da kann man natürlich
schon erkennen - und zwar mit Begründung -, wie der Finanzzustand sehr vieler
Städte und auch Gemeinden in Österreich ist. Da kann man nicht nur hergehen und
sagen: Die haben eben nicht aufgepasst und zum Beispiel ihr Spital in der
Finanzierung nicht rechtzeitig an das Bundesland abgegeben.
Das betrifft nur zwei Städte, die auch in dieser
Liste des Rechnungshofes aufscheinen, oder von mir aus sind es drei Städte.
Aber dass zum Beispiel Krems die zweitverschuldetste Stadt Österreichs ist -
und die haben ein Landeskrankenhaus schon dort, es war dort also nie im
Gemeindebudget drinnen -, das lässt sich damit nicht mehr erklären. Daher denke
ich, dass dies schon eine gute Begründung dafür ist, dass die Gemeinden in
ihren Verbänden sich heute auch dagegen wehren, dass es zu Mindereinnahmen in
den Gemeinden selbst kommt.
Aber was ich gemeint habe, ist eine
Strukturveränderung. Das Zauberwort in der Verteilung ist die
aufgabenorientierte Gemeindefinanzierung. Hier kann man in der Zwischenzeit
zumindest eine Lade in einer Bibliothek mit den Publikationen dazu füllen. Man
wird da auch draufkommen, dass es am Ende des Tages eine politische
Entscheidung ist, ob man dies will. Ist die Verteilung der gemeinschaftlichen
Bundesaufgaben so wie bisher, mit oder ohne abgestuften Bevölkerungsschlüssel -
uns ist es natürlich lieber mit -, sodass man es weiterhin so macht, also pro
Kopf verteilt, mit diesem Reparaturset abgestufter Bevölkerungsschlüssel? Oder definiert
man die Aufgaben der Gemeinde - wir haben ja das Prinzip der Einheitsgemeinde
in Österreich -, legt dazu die überörtlichen Aufgaben, etwa von
Bezirkshauptstädten, Landeshauptstädten, Bundeshauptstadt, fest und finanziert
danach?
Natürlich ist es eine mühseligere Geschichte, wenn
man Köpfe zählt, aber das ändert aus meiner Sicht nichts daran, dass man sich
dieser Mühseligkeit, wenn man so will, zukünftig unterziehen sollte. Es ist ja
auch das eine Frage der Finanzverfassung und bundesgesetzlich zu regeln.
Aber ich denke, dass das zumindest ein
Diskussionsbeitrag ist, den ich hier geleistet habe. Es ist ja dieser Vortrag
für diejenigen, die sich gelegentlich mit diesen Themenfeldern beschäftigen,
nichts Neues. Ich habe das eben nur vor einem etwas anderen Forum, das sich
normalerweise mit diesen Dingen nicht beschäftigt, wiederholt und einmal mehr
auch gesagt.
Was die Stadt betrifft, so ist das
richtig, man kann das genauso überlegen. Aber die Überlegungen werden
sicherlich nicht in diese Richtung gehen können: Schaffen wir die eine oder
andere Abgabe ab, um hier einzelne, wenn auch sehr wichtige Wirtschaftsteile
wie etwa die Werbewirtschaft zu unterstützen und zu fördern, sondern in jene
Richtung: Wie verändern wir auch hier Strukturen? Auch das wird eine
entscheidende Sache
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