Landtag,
15. Sitzung vom 23.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 67
0,49 Prozent des BIP und so weiter beizutragen. Die Gemeinden außer Wien verpflichten sich für die Dauer der Geltung des Stabilitätspakts zur Erzielung eines ausgeglichenen Haushaltsergebnisses.
Wir in Wien haben einen Anteil am Stabilitätsbeitrag
der Länder von 20,159 Prozent festgelegt bekommen beziehungsweise
vereinbart. Hier ist vielleicht festzuhalten, dass Wien im Vergleich zur
Volkszahl, also zur Bevölkerung, wesentlich mehr Beitrag leistet. Wir haben
nach der Bevölkerungszahl 2001 19,299 Prozent und leisten aber, wie
gesagt, 20,159 Prozent, also deutlich mehr. Ebenso leisten die
Bundesländer Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Oberösterreich mehr, wenn sie es
wirklich leisten. Manche leisten ja dann real nicht das, was vereinbart wurde.
Aber das ist wieder ein anderes Thema, dass die Bundesländer Burgenland,
Kärnten, Niederösterreich und Steiermark weniger einzahlen als es praktisch
ihrer Bevölkerungszahl entspricht.
Wien als wirtschaftlich besonders erfolgreiches und
finanzstarkes Bundesland bringt also wieder einmal einen erhöhten Beitrag. Es
ist auch an den Zahlen zu sehen, dass Wien sie dann auch wirklich einhält und
wir unseren Verpflichtungen tatsächlich nachkommen und ich empfehle
dementsprechend, dem Österreichischen Stabilitätspakt 2008 zuzustimmen.
(Beifall bei der SPÖ.)
Stabilität ist wichtig in der Wirtschaft, Stabilität
ist beim Budget sehr wichtig. Aber ich muss auch im Sinn meines Vorredners
sagen: Stabilität ist auch in anderen Bereichen erforderlich, Stabilität in der
Gesellschaft, beim sozialen Zusammenhalt. Und wir brauchen eine Stabilität des
Wertesystems, zu dem wir uns, wie ich hoffe, gemeinsam bekennen und zu dem sich
alle oder weitgehend alle relevanten Kräfte bekennen.
Leider ist es so, dass von einer Gruppierung gegen
dieses Wertesystem immer wieder oder gelegentlich Sturm gelaufen wird. Ein
besonders trauriger, schlimmer Höhepunkt dieses Sturmlaufs gegen unser
Wertesystem war am 13. Jänner bei dieser FPÖ-Wahlkundgebung in Graz und
ich kann, glaube ich, wirklich ausdrücken, dass wir die von Frau Winter dort
geäußerten Beleidigungen auf das Schärfste zurückweisen! (Beifall bei der SPÖ
und ÖVP.)
Manche wollen den Frieden offenbar nicht. Manche
wollen aufwiegeln und wollen Menschen gegeneinander ausspielen, um dann genau
das hervorzurufen, wovor sie vorher angeblich gewarnt haben. Es ist zum Glück
diesmal nicht gelungen, nicht nur zum Glück, sondern auf Grund der Umsicht aller
anderen Akteure. Aber es sollten sich die Betreffenden schon hinter die Ohren
schreiben und darüber nachdenken, dass es kaum etwas Gefährlicheres gibt, als
wenn religiöse Gefühle missbraucht werden und wenn religiöse Gruppen feindlich
aufeinander prallen oder prallen könnten. Wir brauchen uns nur Indien, Pakistan
und Sri Lanka anzuschauen und lange Zeit bei uns in Europa auch Nordirland.
Deshalb glaube ich, dass es sehr, sehr wichtig ist, dass wir hier in Österreich
eine ganz andere Situation haben. Und ich glaube, das friedliche Zusammenleben
aller, insbesondere der Religionsgesellschaften in Österreich, ist ein sehr,
sehr hohes Gut. Das ist ein hohes Gut, das wir uns in Jahrzehnten erarbeitet
haben und das wollen wir uns erhalten! (Beifall bei der SPÖ.)
Man muss insbesondere auch feststellen, dass
beispielsweise mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft seit den Zeiten der
Monarchie ein gutes Zusammenleben möglich war und ist. Schon im Jahr 1912
wurde der Islam unter Kaiser Franz Joseph als offiziell anerkannte
Religionsgesellschaft festgeschrieben, als solche anerkannt. Unter Bruno
Kreisky als Bundeskanzler wurde die rechtliche Position weiter verbessert. Wir
sind mit dieser Anerkennungspolitik in Europa auch vorbildhaft und sie hat für
die Bevölkerung auch positive Folgerungen gezeitigt. Ich glaube, dass dieser
intensive Dialog, den wir auch mit MitbürgerInnen islamischen Glaubens pflegen,
sehr wichtig ist. Ich halte insgesamt auch den Dialog von Seiten der
Islamischen Glaubensgemeinschaft, diese Konferenzen der Imame und alles, was es
da gegeben hat, für außerordentlich wichtig, wichtig für die Integration,
wichtig für unser Zusammenleben. Manchmal hat man leider den Eindruck, dass
dieser Frieden und dieses positive Zusammenleben manchen ein Dorn im Auge ist
und dem muss man rechtzeitig entgegentreten.
Es ist auch interessant und positiv, wie die
Glaubensgemeinschaften in Österreich untereinander zusammenarbeiten. Vor Kurzem
war es besonders beeindruckend, wie fünf wichtige Glaubensgemeinschaften
gemeinsam ein Papier verfasst haben, wo sie Österreich als Zuwanderungsland
darlegen und eben feststellen, wie wichtig Integration ist und dass auch sie
als Glaubensgemeinschaften ihren Beitrag leisten wollen.
Ich glaube, dass der Dialog zwischen den staatlichen Institutionen,
zwischen den Institutionen der Gemeinde und den Religionsgemeinschaften gut
funktioniert und dass natürlich die Trennung von Staat und Religion von allen
akzeptiert wird, aber dass wir gleichzeitig auch die Wertschätzung dafür
empfinden, was die Religionen für die Gesellschaft Positives bewirken wie
vorhin eben beispielsweise bei der Integrationspolitik ausgeführt. Diesen
erfolgreichen Weg werden wir in Österreich und hier in Wien fortsetzen, all
denjenigen, denen das nicht gefällt - und das sind nicht viele - zum Trotz,
weil es eine vernünftige Politik ist, zu der es keine Alternative gibt!
(Beifall bei der SPÖ.)
Die
verantwortungslose Provokation der FPÖ in Graz hat eine gefährliche Situation
gebracht, aber die österreichische Gesellschaft hat darauf vorbildhaft
reagiert. Alle Parteien, alle Religionsgemeinschaften, die Zivilgesellschaft
hat positiv reagiert. Ich will jetzt nicht alles vorlesen, alle sehr
erfreulichen Reaktionen, die es gegeben hat, aber vielleicht nur: Der
Bundespräsident hat ganz klare Worte gefunden und hat gesagt, dass das, was da
unten in Graz gesagt worden ist, nicht Österreich ist. Der Bundeskanzler hat
ganz deutlich ausgedrückt, dass die Aussagen von Frau Winter jeglicher
historischer Grundlage entbehren und zutiefst zu verurteilen sind. Der
Vizekanzler hat sehr deutlich gesagt - und ich kann in dem Punkt mit ihm nur
übereinstimmen -, es braucht einen Pakt gegen diese Gruppierung. Diese Haltung
hat sich
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