Landtag,
15. Sitzung vom 23.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 67
einmal mehr bestätigt, es wird keine Koalition mit dieser FPÖ geben. Die Außenministerin hat sich sehr deutlich und positiv ausgesprochen. Unser Wiener Bürgermeister hat als einer der Allerersten diese unsäglichen Unterstellungen und Beleidigungen verurteilt und in ganz scharfen Worten zu dieser Frage Stellung genommen und auch die anderen Religionsgemeinschaften - ich will jetzt nicht alles aufzählen -, zum Beispiel der Katholische Akademikerverband Österreichs, dessen Aussendung gelautet hat: „Namens des KAVÖ sowie für die Plattform Christen und Muslime hat Paul Schulmeister“ - also der Präsident – „die islamfeindlichen Äußerungen der Grazer FPÖ-Politikerin Susanne Winter aufs Schärfste verurteilt. Mit ihren Verbalexzessen hat Frau Winter einen unfassbaren Tiefpunkt im Grazer Gemeinderatswahlkampf zu verantworten. Ihre Äußerungen können nur noch als bewusste Volksverhetzung gewertet werden. Alle Verantwortungsträger in der Grazer Öffentlichkeit sind aufgerufen, solche Quasi-Aufrufe zum Religionskampf schnell und eindeutig zu verurteilen.“ Also das ist der konservative katholische Paul Schulmeister.
Noch viele, viele andere Reaktionen hat es gegeben,
aber am wichtigsten, glaube ich, muss man die großartige Reaktion der
Islamischen Glaubensgemeinschaft selbst und ihrer Vertreter hervorheben. Der
Präsident Shakfeh, Amina Baghajati, Drafa Baghajati, auch unser Omar Al-Rawi
und alle anderen haben besonnen, klug, intelligent, moderat und damit einfach
richtig in einer sehr schwierigen Situation reagiert und ich glaube, wir können
auf sie stolz sein und sind ihnen auch dankbar dafür! (Beifall bei der SPÖ.)
Vielleicht noch kurz ein Kommentar von einer
ausländischen Zeitung, von der angesehenen TAZ, einer Berliner Tageszeitung,
den Robert Misik geschrieben hat, wo er eben auch darauf eingeht, wie sehr und
eindeutig Österreich hier reagiert hat und wie positiv die Reaktionen der
muslimischen Vertreter waren und er führt dann weiter aus: „Auch das offizielle
Österreich ließ seine Muslime nicht allein. Absolut inakzeptabel seien Winters
Sprüche, so Bundespräsident Heinz Fischer. Kanzler Gusenbauer sagte beim
Festtag zum einjährigen Regierungsjubiläum: „Niemand hat das Recht, andere zu
beleidigen.“ An dieser Stelle erhielt er den mit Abstand längsten Applaus. Die
Evangelische Kirche zeigte Susanne Winter wegen Volksverhetzung an. Und dann
schließt er: „Diesmal wird der ‚Crash of civilizations’ also mit vertauschten
Rollen gespielt: Xenophobe, fundamentalistische Wirrköpfe auf der einen Seite,
die Muslime dagegen auf der Seite der Vernunft und des friedlichen Dialogs. Und
nahezu das gesamte offizielle Österreich erklärt Frau Winter zum politischen
Paria. Wunderbar eigentlich. Liefe es immer so, der Kampf der Kulturen würde
glatt ausfallen.“
Also das ist eine internationale Reaktion in einer
angesehenen europäischen Tageszeitung und ich frage mich natürlich schon, weil
wir hier in diesem Gemeinderat ja öfters Debatten auch zu ähnlichen Themen
haben: Wer steht eigentlich außerhalb unserer Werte und Normen? Wer soll sich
endlich unserer Lebensweise, unserer demokratischen Kultur, den Werten von
Toleranz, Akzeptanz, friedlichem Zusammenleben und sachlichem Dialog anpassen?
Ich sage Ihnen, wer das ist: Die xenophoben Hetzer, die Rassisten und die
islamfeindlichen Dumpfbacken sollen sich endlich unserer demokratischen Kultur
anpassen! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Natürlich ist ein weiterer Nachteil dieser
Provokateure auch, dass ein sinnvoller Dialog, der in manchen Bereichen – dort,
wo es wirklich Probleme gibt - natürlich schon notwendig ist, erschwert wird,
aber wir werden diesen sinnvollen Dialog auch über bewältigbare Probleme, die
es wirklich gibt, weiterführen und zu positiven Ergebnissen kommen. Und wir
werden ein gutes Zusammenleben versuchen, noch besser zu gestalten und noch
besser zu werden und uns dazu gemeinsam bemühen.
Ein Thema möchte ich nur ganz kurz anreißen:
International werden wir uns bemühen – und da können wir in Österreich nicht so
viel dazu beitragen, aber schon so viel wie eben bei allen internationalen
Themen -, dass die Situation der Christen und anderer religiöser Minderheiten
auch in islamischen Ländern verbessert wird. Das ist ein Thema, das für die
Europäische Union und die UNO ein wichtiges Thema sein sollte. Aber natürlich
kann man da nicht hergehen und, wie es auch passiert ist, die islamischen
Vertreter in Österreich für Missstände in anderen Ländern verantwortlich
machen. Das ist ganz klar unmöglich und das wäre demagogisch. Aber wir als
Europäer bemühen uns natürlich für die Menschenrechte in der ganzen Welt und
damit auch um dieses Thema.
Zusammenfassend: Die überwältigende Mehrheit der
österreichischen und der Wiener Bevölkerung lehnt die skandalösen Angriffe der
FPÖ auf die islamische Gemeinschaft und auf den Islam als Religion ganz
entschieden ab und tritt für ein friedliches und konstruktives Zusammenleben in
unserer Stadt und in unserem Land ein. Auch die ganz klare Mehrheit dieses
Hauses ist für Toleranz, für sachlichen Dialog und für Akzeptanz
Andersdenkender und Andersgläubiger. Die Provokateure werden nicht durchkommen.
Dafür werden alle Demokraten und alle Menschen guten Willens gemeinsam sorgen.
- Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr StR
Herzog. Ich erteile ihm das Wort.
StR Johann Herzog:
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Präsidentin!
Ich darf eingangs auch kurz auf den Österreichischen
Stabilitätspakt 2008 eingehen und feststellen, dass noch ein anderer
Redner genauso das Wort ergreifen wird. Aber eines kann man sagen: Wir
Freiheitlichen sind dagegen. Die Hälfte der anderen Bundesländer hat nämlich
den früheren Stabilitätspakt nicht eingehalten und daher ist natürlich die
Frage zu stellen, ob er politisch sinnvoll zu vertreten ist, wenn sich die
Ergebnisse so abspielen.
Aber,
meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte natürlich die Angriffe auf die
FPÖ und die Frau Dr Winter zurückweisen. (Abg Heinz Hufnagl: Was ist dann
radikal bei Ihnen?) Die Wortmeldungen, die bisher
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