Landtag,
15. Sitzung vom 23.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 67
Kollegen Christian Oxonitsch, Omar Al-Rawi und Nurten Yilmaz folgenden Beschluss- und Resolutionsantrag einbringen:
„Der Wiener Landtag spricht sich schärfstens gegen
Antiislam und Minderheitenhetze, Antisemitismus und Rassismus sowohl in
Gesellschaft als auch als Mittel der Politik aus.“
Es war uns ganz wichtig, auch eine
Selbstverpflichtung in diesen Antrag aufzunehmen, denn es soll nicht wie immer
bei verbalen Verurteilungen bleiben, wo sich dann einzelne Politiker und
Politikerinnen und manche Parteien wieder dranmachen zu versuchen, doch ein
bissel von der islamfeindlichen Stimmung zu profitieren, Stichwort „artfremde
Minarette“ zum Beispiel oder Verurteilungen, die einem nicht wirklich über die
Lippen kommen oder manchen nicht über die Lippen kommen wollen oder gar mit ein
paar Tagen Verspätung, weil man festgestellt hat: Okay, jetzt muss man doch
etwas dazu sagen, weil man sonst ein bissel blöd aussieht. Deshalb steht in
unserem Antrag auch, dass die UnterstützerInnen sich verpflichten, Strömungen,
wahlwerbende Bewegungen, Parteien und KandidatInnen, die mit den Mitteln des
Rassismus, der Sündenbockpolitik, der Hetze gegen religiöse, ethnische oder
sprachliche Minderheiten oder der Aufhetzung von gesellschaftlichen Gruppen
gegeneinander Politik machen, nicht nur verbal zu verurteilen, sondern auch
keine Kooperationen mit ihnen einzugehen.
Wichtig ist mir auch zu betonen, dass das ein großer
Unterschied zu dem Antrag ist, den der Kollege Wolf vorhin gestellt hat. Die
ÖVP war nämlich leider nicht bereit, sich so weit zu verpflichten zu sagen, es
soll mit der FPÖ keine Kooperationen geben, es soll keine Zusammenarbeit geben.
Sie war offensichtlich nicht so weit zu sagen: Wir verurteilen das so stark,
dass uns jede Zusammenarbeit mit der FPÖ zuwider ist.
„Gerade im Gedenkjahr 2008 bekennt sich der
Wiener Landtag zur Verantwortung Österreichs für die tragische Geschichte
Österreichs und Europas zwischen 1938 und 1945 und wird entschlossen gegen alle
Taten und Äußerungen auftreten, die die Gefahr von Entwicklungen der
Militarisierung, der rassistischen Einteilung der Bevölkerung in Gruppen und
der Gefährdung der Würde und Sicherheit von Minderheitenangehörigen in sich
bergen könnten.
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige
Abstimmung dieses Antrags.“ - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist die Frau Abg Mag Krotsch. Ich erteile ihr das
Wort.
Abg Mag Nicole Krotsch
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr
geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Herr Stadtrat Herzog! Sie haben die SPÖ-Frauen
explizit angesprochen. – Herzlichen Dank, dass Sie mir als Vertreterin der
Wiener SPÖ-Frauen somit die Gelegenheit geben, hier darzustellen, wie gut die
Kontakte und der Dialog mit muslimischen Frauen, vor allem aber auch mit der
muslimischen Jugend in Österreich, der jetzt auch eine Frau vorsteht, sind!
Herzlichen Dank für diese Gelegenheit!
Noch etwas möchte ich Ihnen sagen, Herr Stadtrat: Sie
nehmen das Schauspiel in Graz als fadenscheinigen Aufhänger für eine
Integrationsdebatte, gleichsam im selben Atemzug verweigern Sie jedoch allen
Maßnahmen der Integration, die wir in diesem Haus beschließen, Ihre Zustimmung!
Das bezeichne ich als die reinste Scheinheiligkeit Ihrer Fraktion! (Beifall bei
der SPÖ.)
Wir haben in letzter Zeit eine intensive
Auseinandersetzung zum Thema Zwangsverheiratung geführt. Man ist sich in Wien
dieser Problematik sehr wohl bewusst und handelt auch dementsprechend. Wir
haben einen internen Magistratsarbeitsgruppenbericht fertiggestellt und erst im
letzten Jahr präsentiert, viele Maßnahmen werden angegangen oder laufen
bereits. Kollegin Matiasek konnte sich von diesem Arbeitsgruppenbericht und von
diesen Maßnahmen ja sehr wohl überzeugen.
Die Religion wurde erneut zum Stimmenfang im
Wahlkampf ausgenutzt beziehungsweise auf das Übelste missbraucht. Es war dies
eine inakzeptable Steigerung Ihrer Aussagen und Ihrer üblen Politik! Ich denke,
damit wurde wirklich im negativen Sinn alles Bisherige übertroffen! Es wurden
eindeutig Grenzen überschritten. Diese unfassbaren Entgleisungen sind ein
Tabubruch! Es war dies das Ärgste, was in letzter Zeit aus Ihrem Lager gekommen
ist! Das Schlimme daran ist, dass dieses Verhalten Ihrer Kollegin in Graz
verantwortungslos und sehr wohl sehr gefährlich ist. Damit wird das gute
Verhältnis, das wir zwischen den Religionsgemeinschaften und uns PolitikerInnen
aufgebaut haben, mutwillig aufs Spiel gesetzt, und Menschen werden
gegeneinander aufgehetzt. Das können wir nicht akzeptieren! Wir
SozialdemokratInnen lehnen das auf das Schärfste ab!
Ich meine, dass in der Debatte rund um diese
Provokation alle Parteien bis auf die FPÖ sehr besonnen und richtig reagiert
haben. Kollege Stürzenbecher hat es bereits erwähnt: Auch alle anderen staatlichen
Institutionen und Religionsgemeinschaften haben sich klar distanziert und gut
und richtig reagiert. Kollege Stürzenbecher hat schon von der vorbildhaften
Reaktion der Islamischen Glaubensgemeinschaft erzählt. Diese hat sehr zur
Beruhigung beigetragen.
Mir ist es jetzt wichtig, an
dieser Stelle zu sagen, dass wir in Wien für ein breites Bündnis gegen
Fremdenfeindlichkeit und Rassismus und für Integration eintreten. Wir stehen
für ein gelebtes Miteinander und sind der Auffassung, Menschenhetze und Herabwürdigungen
eines religiösen Bekenntnisses haben in Wien keinen Platz! Der Dialog mit den
Religionsgemeinschaften steht im Vordergrund. Das sage ich ganz bewusst in
Richtung der Wiener FPÖ, denn Ihre Replik auf die Aussagen Ihrer Kollegin aus
Graz, Herr Klubobmann Schock, war alles andere als angemessen! Sie reagierten
sehr verharmlosend auf die Behauptung, dass so etwas in der Politik doch
erlaubt sein müsste. – Ich sage dazu als Wiener Abgeordnete: Nein! Niemand
hat das Recht,
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