Landtag,
16. Sitzung vom 28.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 78
eingeführt sind, aber natürlich auch die Zusammenarbeit, nicht zuletzt auf Grund unserer guten Kontakte zu den jeweiligen Städten und vor allem zu den Bürgermeistern in Sofia, in Bukarest beispielsweise, in Warschau und in anderen Städten des Ostens, mit denen wir hier sehr intensiv zusammenarbeiten und die ganz ähnliche Einrichtungen, wie wir sie haben zur Betreuung dieser Kinder, nunmehr auch einrichten. Mit unserer tätigen Know-how-Hilfe wird, so nehme ich an, noch heuer in Sofia eine entsprechende Kinderbetreuungseinrichtung fertig für diese ausgenutzten und ausgebeuteten Kinder, die hier zur Betreuung übergeben werden soll. – Dafür, für den Kinderschutz, machen wir Werbung, aber nicht für die Mutter-Kind-Zelle.
Die Frage des Abmahnens oder die Frage der gelinderen
Mittel ist ja natürlich ebenfalls vorgesehen, das ist in der Vergangenheit auch
so gehandhabt worden, und ich habe gerade vorhin auch gesagt, dass ich
persönlich nicht besonders viel davon halte, dass man Vermögenslose dann auch
noch zusätzlich in Probleme bringt, indem sie mehr oder weniger gezwungen sind,
Ersatzstrafen anzutreten. Es wird diese Vorgangsweise der Strafe mit Sicherheit
nur dann zur Anwendung kommen, wenn es sich um absolute Wiederholungstäter
handelt, die einfach nicht begreifen wollen, dass wir organisierte Bettelei in
unserer Stadt nicht zulassen wollen. Aber es ist mit Sicherheit das letzte und
mit Sicherheit nicht das erste Mittel.
Ich sage Ihnen noch einmal dazu, abseits aller
Polemik: Dies ist eine Maßnahme zum Schutz von Kindern und nicht irgendetwas
anderes, mit dem man da besonders Böses tun will.
Da möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auch ein bisschen
auf die Stellungnahme des Innenministeriums vom 17. März lenken, denn dort
ist, entgegen allen Mitteilungen, die natürlich immer wieder gebracht werden,
der Satz drinnen: Dieses Gesetz ist sehr vernünftig und wir stimmen zu. – Ich
denke, dass man das auch einmal zur Kenntnis nehmen sollte und nicht immer nur
einen Teil der Wahrheit über die Stellungnahme des Innenministeriums berichten
sollte, sondern die ganze.
Präsident Johann Hatzl: Herr Abg Ulm
Abg Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Ich möchte mit meiner Fragestellung doch eine gewisse
Sensibilisierung des Landeshauptmannes beim Thema generelles Bettelverbot
erreichen.
Es geht natürlich um den Schutz der Kinder beim
heutigen Gesetz, das beschlossen werden soll, und ich frage mich, wo denn
wirklich der große Argumentationsunterschied liegt. Mit einem generellen
Bettelverbot würden wir es natürlich schaffen, nicht nur die Kinder zu
schützen, sondern auch die Erwachsenen.
Wir haben einen Bettelmissstand in Wien, und es geht
jetzt nur um die Art und Weise, wie man diesen Missstand am besten löst. Es ist
diesem armen Menschen nicht gedient, wenn er auf der Straße sitzt in der Kälte,
unter erbarmungswürdigen Zuständen, sowohl hygienisch als auch gesundheitlich.
All das, was die „Drehscheibe" bei den Kindern feststellt, gilt ja auch
für die Erwachsenen. Das ist ein Teufelskreis der sozialen Isolation, man kommt
da nicht heraus. Es ist dem Bettler nicht gedient, ich sage, dem Bettler ist
mehr gedient mit einem generellen Bettelverbot im öffentlichen Raum. Es sind
die Schwachen, die da geschützt werden müssen.
Was die differenzierte Betrachtungsweise betrifft: Es
gibt auch österreichische Bettler, es gibt auch Bettelei als Ausdruck einer
Jugendkultur. Da gibt es Bettelei mit Hunden ohne Beißkorb, und da sind die
Schwachen jene Mütter, die da mit Kindern vorbeigehen, oder ältere Personen.
Das senkt die Lebensqualität auch der Wienerinnen und Wiener in dieser Stadt,
und ich glaube, es senkt letztendlich auch die Lebensqualität von Bettlern,
wenn sie auf der Straße sitzen müssen.
Präsident Johann Hatzl: Herr
Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl: Also ich
bin sensibilisiert gegenüber Fragen der Bettelei, aber ich kann nicht erkennen,
was ein generelles Bettelverbot an Schutz für den von Ihnen jetzt zitierten
armen, kranken und ausgebeuteten Bettler bedeuten sollte, denn es ist der
Lebensqualität der Menschen, aber auch dem einzelnen Bettler, so wie Sie ihn
apostrophiert haben, gedient, wenn man ihm hilft. Das ist genau das, was in der
Realität dieser Stadt auch passiert. Denn wir differenzieren genau zwischen
Fragen organisierter Bettelei, aggressiver Bettelei – also all das, was ohnehin
heute bereits unter den Verbotstatbestand fällt und auch entsprechend
sanktioniert werden kann seitens der Polizei – und jenen, die unsere Hilfe
brauchen. Was da ein allgemeines Bettelverbot an Sinnhaftigkeit bringen soll,
kann ich zur Stunde, sage ich ganz offen, nicht erkennen. Hingegen halte ich
sehr wohl sehr viel davon, dass wir in den gemeinsamen Aktionen – Fonds
Soziales Wien, aber auch das Büro für Sofortmaßnahmen – mit der Polizei hier
unmittelbar auch Hilfe anbieten.
Ich sage Ihnen noch einmal, wenn ich das
beispielsweise mit Graz vergleiche, wo man eher von einem Bettelmissstand
sprechen kann als in Wien – Sie sollten einmal steirische Zeitungen lesen oder
sich mit dem Kollegen Nagl unterhalten, der aus Städtebund-Konferenzen
abgereist ist, weil er das als ein unmittelbar akutes und aktuelles Problem
dort zu bewältigen hatte –, so denke ich, dass wir in Wien einen
vergleichsweise guten Weg gewählt haben. Dass wir das natürlich nicht
wegzaubern können, das liegt auf der Hand, aber dass wir die entsprechende
Dichtheit der Kontrolle haben und dies in gemeinsamer Arbeit der Polizei und
unserer Sozialeinrichtungen machen können und auch weiterhin machen werden, das
scheint mir die effiziente Hilfe sowohl für die tatsächlich armen und kranken
Bettler zu sein als auch für die Lebensqualität der Bevölkerung. Ein
allgemeines Bettelverbot brauche ich mit Sicherheit dazu nicht. Zur Stunde sehe
ich das so.
Präsident Johann Hatzl: Herr Abg Schock.
Abg DDr Eduard Schock (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Landeshauptmann!
Die katholische Aktion hat ja
gestern gemeint, man
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular