Landtag,
16. Sitzung vom 28.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 78
Wesentlicheres. In der Europaverfassung geht’s darum,
wie die Freiheit dieses Staates in Zukunft ausschauen wird oder ob wir als
Vasallen und Befehlsempfänger für Brüssel fungieren müssen und ob dort einfache
beamtete Kommissare, Kommissare, die in einem Kuhhandel der Regierungen
ausgehandelt werden, darüber bestimmen dürfen, was das Österreichische
Parlament und auch wir als Wiener Landtag in Zukunft zu beschließen haben. Und
das lehnen wir ab, das kann ich Ihnen sagen! (Beifall bei der FPÖ.)
Es reicht uns bereits, was Brüssel uns bisher in den
Bereichen Subventionen, politische Bevormundung, Pseudoparlament und
außenpolitische Abenteuer eingebrockt hat. Die Frau Kollegin Vitouch hat gerade
die europäische Außen- und Sicherheitspolitik als großen Erfolg angesprochen.
Ich werde kurz darauf eingehen, auf einige dieser Punkte. Der Kollege Blind hat
heute schon einmal darüber gesprochen, wie man auf der untersten Ebene dem
einfachen Handwerker das Leben vermiest, der schon fast eine Ausbildung als
Jurist braucht, damit er überhaupt lesen kann, was in den 40 Seiten für
die Montage einer Kleinfeuerungsanlage vorgeschrieben wird. Und das Europäische
Parlament? Haben Sie sich schon einmal eine Sitzung des Europäischen Parlaments
angeschaut? Ich kann es Ihnen sagen: Da laufen zwei bis drei Tage Sitzungen,
dann wird am Schluss abgestimmt, damit man wenigstens einmal einen Teil der
Abgeordneten - da sitzen nämlich bei den Sitzungen prozentuell noch weniger
drinnen als normalerweise hier bei der Sitzung - zum Abstimmen bringt und dann
werden in einer Stunde 60, 90 und 100 Abstimmungen durchgeführt. Und durch
Übersetzungsfehler, weil es dort in verschiedenen Sprachen unterschiedlich
schnell geht, sind einzelne Abgeordnete dann noch bei einer ganz anderen
Abstimmung als die vorher und drücken am falschen Knopf. Aber es kommt eh nicht
drauf an, es wird eh nur Holler beschlossen und zu vier Fünftel Resolutionen.
So schaut dieses Parlament, diese Demokratie, die Sie
befürworten, in Europa aus! Ich war vor zirka elf Jahren Mitglied dieses
Europäischen Parlaments und damals ging es um die ständigen Rivalitäten
zwischen Brüssel und Straßburg, weil zwei Staaten sich nicht einigen konnten.
Dafür haben wir zwei Parlamentsgebäude gehabt und zwei weitere
Parlamentsgebäude waren fast fertig, weil sie eben rivalisiert haben. Jedes hat
damals ungefähr eineinhalb Milliarden Schilling gekostet. Eines der beiden
Gebäude in Brüssel war von Asbest verseucht, und es wurde deshalb noch ein drittes
gebaut! Fünf Gebäude für neunzig Sitzungstage eines Pseudoparlaments! So schaut
der Umgang mit dem Geld in diesem Bereich aus.
Und dann die außenpolitischen Abenteuer, die ich
angesprochen habe. Gerade jetzt haben wir es wieder vor den Augen. Was hier im
Kosovo gegen eine Resolution der Vereinten Nationen beschlossen wurde, wo man
aus Eitelkeit europäischer Bürokraten einfach drüberfährt, wird uns noch allen
und unserem ganzen Kontinent große Schwierigkeiten bereiten! Wir sehen es
bereits in Bosnien beginnen, wir erleben es in Mazedonien. Und das wird
Auswirkungen bis nach Spanien ins Baskenland und so weiter haben. Alles die
Eitelkeit der Brüsseler, die wir bezahlen und die wir ausbaden müssen.
Und viel krasser vielleicht noch die Frage der
österreichischen Neutralität. Ihr Verteidigungsminister von der SPÖ, vorher
Wehrdienstverweigerer, hat sich durch die EU in ein Abenteuer im Tschad
hineindrängen lassen. Demnächst muss im Nationalrat beziehungsweise im
Hauptausschuss des Nationalrats eine Verlängerung dieses Abenteuers beschlossen
werden, das uns bisher schon über 20 Millionen gekostet hat und noch
nichts, noch gar nichts gebracht hat! Die österreichischen Soldaten konnten
dort noch überhaupt nichts zum Aufbau beitragen, weil durch die Verzögerungen,
durch das Chaos, das hier herrscht, ihr Lager noch nicht einmal fertig
aufgebaut ist. Was aber sehr wohl passiert ist, ist, dass wir mittlerweile -
man will ja die französischen Interessen vertreten - mit den Franzosen
gleichgesetzt werden - keine Rede mehr von Neutralität - und die Gefährdung
unserer Soldaten enorm gestiegen ist! Und noch etwas: Ihr Minister sagt den
Leuten dann, sie sollen Flüchtlingslager beschützen. Abgesehen davon, dass es
mit diesen Stärken ein Unsinn ist, sie tun das nicht, sie haben einen anderen
Auftrag! Sie haben den Auftrag aufzuklären gegen jene Kräfte - und Kollege
Schuster liest angestrengt, aber ich bin mir sicher, er hört auch zu -, die
dort gegen die Regierung des Diktators im Tschad tätig sind! Ja, wir geben die
Informationen den Franzosen und dem Diktator. Na glauben Sie wirklich, die
halten uns für neutral? Davon ist keine Rede! Sie haben noch nichts leisten
können, nicht weil die Soldaten daran schuld waren, sondern weil das System ein
Chaos ist. Sie haben unsere Neutralität in Verruf gebracht und es wird
verlängert und wir werden den Auftrag nicht durchführen, den man den
Österreichern immer wieder als Schwindel (Abg Dr Elisabeth Vitouch schüttelt
den Kopf.) - als Schwindel, Frau Kollegin! - vorhält.
So schaut’s aus mit Brüssel! Und das ließe sich
weiterführen: Die Schengenfolgen, der Kriminalitätsimport, die
Arbeitsplätzeabwanderung - in Deutschland ganz krass die Firmenabwanderung von
Nokia, in Österreich ist Siemens im Augenblick auch so weit, Ihre Kollegin
Ederer. Die ÖMV bewegt sich immer weiter Richtung Osten. Der Name Ruttensdorfer
dürfte Ihnen als SPÖler auch etwas sagen. Die Forderung nach einer EU-Steuer.
Die Belastung der österreichischen Schwerindustrie jetzt durch einseitige
Abgasregelungen. Und zuletzt die AKW-Förderung mit unserem Geld. Und Sie halten
sich die Augen zu!
Diese Liste ließe sich, meine
Damen und Herren, seitenweise fortsetzen. Die Österreicher haben das längst
bemerkt, dass sie beim Beitritt beschwindelt wurden. Die Stimmung ist, wie auch
die ÖVP ja schon in ihrem Antrag merkt, folgerichtig gekippt. Deswegen kann ich
Ihnen nur eines empfehlen: Kommen Sie am Samstag auf den Stephansplatz! Dann
schauen Sie sich dort an, was die Österreicher, was die Wiener zu diesem Thema
wirklich denken! Aber nicht so wie ein Bezirksvorsteher, der sich
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