Landtag,
16. Sitzung vom 28.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 78
greifen wird oder würde. Dies widerspricht dem
Beschluss des Gemeinderates vom 17.12.1996." - Das war jener Antrag, den
ich eingebracht habe, wo ich verlangt habe, dass in Hinkunft den Eltern, den
Familien die Kinder mit der Begründung Bettelei nicht mehr weggenommen werden
und dem Sie zugestimmt haben. (Abg
Kurth-Bodo Blind: Beim Raub macht man das dann auch so!)
Jetzt kommt wieder der Herr Abg Stürzenbecher ins
Spiel. Sie haben gesagt, und das ist eine besondere Spitzfindigkeit, dass wir
damals, lange ist es her, beschlossen haben, dass den Eltern die Kinder nicht
weggenommen werden sollen, damit sie nicht traumatisiert werden. Heute, bei
dieser Gesetzesvorlage, ist das aber ganz etwas anderes laut Abg Stürzenbecher.
Jetzt werden nämlich den Kindern die Eltern weggenommen, weil sie in den Arrest
wandern. Wo bitte ist denn da der Unterschied? Das Ergebnis unterm Strich ist
doch immer das gleiche, nämlich, dass diese Kinder dann alleine sind und die
Gefahr der Traumatisierung besteht. (Abg
Kurth-Bodo Blind: Ich gönne den Sozialdemokraten eine Koalition mit Ihnen!) Wenn
nämlich da die Eltern und da die Kinder sind und man die Eltern wegnimmt, sind
die Kinder allein. Und wenn da die Eltern und da die Kinder sind und man die
Kinder wegnimmt, sind auch die Kinder allein. Die Kinder bleiben also immer
alleine. Es ist wurscht, wie Sie es drehen und wenden, Sie machen etwas, wo die
Gefahr besteht, dass die Kinder dann alleine sind! (Abg Dr Kurt Stürzenbecher: Sie meinen nicht die Eltern! Das haben Sie
nicht gesagt!)
Die nächste Stellungnahme, die keinen Weg ins Netz
gefunden hat, die Sie vielleicht auch interessiert, ist die der Kinder- und
Jugendanwaltschaft. Wieso steht denn diese Stellungnahme nicht im Netz? Ich
zitiere: „Prinzipiell sind gezielte Maßnahmen, die auch tatsächlich den Schutz
von Kindern zum Inhalt haben, zu begrüßen." - Da schließen sich die GRÜNEN
an. – „Im Fall des Wiener Landes-Sicherheitsgesetzes, neue Fassung, sollen nun
Personen, die eine unmündige minderjährige Person zum Betteln, in welcher Form
auch immer, veranlassen oder diese bei der Bettelei mitführen, mit einer
Geldstrafe bis zu 700 EUR, im Fall der Uneinbringlichkeit mit einer
Ersatzstrafe bis zu einer Woche, bestraft werden. Diese Maßnahmen
können ..." - Jetzt kommen wir eigentlich zum springenden Punkt
dieses Gesetzes. – „... und werden höchstwahrscheinlich das Betteln mit
Kindern in Wien einschränken." - (Beifall
von Abg Mag Wolfgang Jung. - Abg Kurth-Bodo Blind: Bravo! Dafür sind wir!) – „Der im Gesetz angesprochene Kinderschutz
wird durch diese Maßnahme jedoch nicht gewährleistet." - Das heißt, Sie
erreichen, was Sie wollen. Es werden in den Straßen Wiens weniger Bettler,
Bettlerinnen und weniger bettelnde Kinder zu sehen sein. Das ist das Ziel, das
Sie erreichen wollen! (Beifall von Abg Mag Wolfgang Jung.) Sie wollen
die Armut nicht mehr sehen! Sie wollen die Armen nicht mehr sehen! Sie wollen
eine Europameisterschaft in einem - unter Anführungszeichen - so sauberen Wien,
dass hier von Armut und Armen nichts zu sehen ist! (Abg Nurten Yilmaz: Das
ist eine Unterstellung, Frau Kollegin!) - Sie sagen jetzt, das ist eine
Unterstellung. Wenn das stimmt, was die Kinder- und Jugendanwaltschaft sagt,
nämlich dass man mit dieser Maßnahme zwar erreicht, dass weniger Bettler
unterwegs sind (Abg Nurten Yilmaz: Dass weniger Kinder betteln!), der
Kinderschutz aber nicht gewährleistet ist (Abg Kurth-Bodo Blind: Das sind
doch keine Eltern, die ihre Kinder betteln lassen! Vielleicht Erzeuger, aber
keine Eltern!), dann ist das eine Feststellung, die ich ebenfalls treffe,
die zu der Annahme berechtigt, dass das genau das Ziel ist, nämlich dass man
die Bettler nicht sehen soll! (Abg Nurten Yilmaz: Es geht um die Kinder! Die
können sich nicht wehren!)
Über wie viele Kinder
reden wir eigentlich? Im vorigen Jahr, im Jahr 2007, gab es
710 Anzeigen, 149 Festgenommene, 161 Mal waren Kinder im Spiel und
30 Kinder betrifft es, denn bei den 161 Fällen waren es immer
dieselben 30 Kinder. (Abg Kurth-Bodo Blind: Die werden es sich schon
merken!) Jetzt eine Frage an diese sozialste aller reichen Millionenstädte:
Ist Ihnen in Anbetracht dieser 30 Kinder nichts anderes als dieses Gesetz
eingefallen? Ist Ihnen keine soziale Idee gekommen, die vielleicht zündender
gewesen wäre? (Abg Dr Kurt Stürzenbecher: Die habe ich Ihnen aufgezählt! Da
haben Sie nicht zugehört! Sie haben dabei geschlafen!) - Ja, Sie haben dann
einiges aufgezählt, und zwar das Wunschprogramm der „Drehscheibe", wo ich
mir wünschen würde, dass auch dort ein anderer Umgangston herrschen sollte.
Aber ich werde Ihnen etwas zu den Maßnahmen, die Sie da alle aufgezählt haben,
sagen.
Eine völlig unverdächtige
Person schreibt auch dazu eine Stellungnahme, und zwar, man kann den Namen
durchaus nennen, Herta Staffa, die dieses Gesetz durchaus unterstützt. Sie
schreibt das auch für die MA 11. Aber wer ein bisschen zwischen den Zeilen
lesen kann, muss jetzt gar nicht den Georg Dimitz bemühen, den ich nachher noch
einmal bemühen werde, um etwas zu diesen wunderbaren Sozialmaßnahmen zu sagen.
Aber hören wir vielleicht zuerst einmal Herta Staffa zu, die natürlich voll des
Lobes spricht, dass eben die „Drehscheibe" zur Verfügung steht. Dann sagt
sie: „Ebenfalls fortgesetzt werden die Bemühungen um einen raschen Ausbau der
sozialen Einrichtungen in den Herkunftsländern." - Da gibt es nämlich viel
zu tun, weil sich nämlich diese sozialen Einrichtungen, um es jetzt einmal sehr
vornehm und sehr zurückhaltend auszudrücken, in keinem guten Zustand befinden.
Ich glaube nicht, dass irgendjemand, der hier sitzt, seine Kinder dort gerne
aufgehoben hätte. Diese Einrichtungen befinden sich in einem erbärmlichen
Zustand. Das heißt, sie müssen ausgebaut werden, sie brauchen Qualität und sie
brauchen Sozialarbeit, die diesen Namen auch verdient. Nicht umsonst spricht
dann Herta Staffa auch von dem Ziel einer nachhaltigen Lösung und einer
optimalen Betreuung, weil man nämlich von etwas anderem gar nicht sprechen
kann, weil dieses Ziel noch lange nicht erreicht ist.
Meine
sehr verehrten Damen und Herren, ich möchte noch ganz vereinzelt auf einige
Dinge, die dazu
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