Landtag,
16. Sitzung vom 28.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 78
Fall nicht kennt. Dann lesen Sie den „Falter“! Das
wäre sogar in der Zeitung gestanden.
Vielleicht Sie nicht als Einzelperson, aber
irgendjemand in der SPÖ wird das doch wissen! Irgendjemand redet ja auch mit
der Polizei dort! Irgendjemand erteilt der Polizei auch den Auftrag, schärfer
vorzugehen und zu schauen, dass diese Leute verschwinden. Es wird ihnen
zwischendurch sogar gesagt. Gehen Sie in den 1. Bezirk hinaus und nicht in
den 16. Bezirk oder in die Mariahilfer Straße – die ist auch nicht
beliebt –, dort geht es ohnedies halbwegs! – Das ist quasi der Spielraum,
den man der Polizei – natürlich mündlich! – eingeräumt hat, denn das
kann man nicht gut in ein Gesetz schreiben. Stenzelland hat ein eigenes Gesetz.
Das geht nicht in dieser Verordnung. – Wo ist der Schwachsinn? Wo das ist
Problem?
Sie schicken nicht einen Redner heraus, sondern
mehrere, die den gleichen Unsinn reden und sagen: Das gibt es in Wien nicht! In
Wien kommt es nicht vor, dass kleine Kinder von ihrer Mutter getrennt werden,
weil diese ins Gefängnis kommt. Das kommt hier nicht vor! – Ich sage: Na
sicherlich kommt das vor! Das kommt vor, und es ist auch beabsichtigt, dass das
öfters vorkommt! Das steht ja in dem Gesetz, das Sie heute beschließen. Sie
beschließen heute, dass in Zukunft mehr Kinder von ihren leiblichen Müttern
getrennt werden, damit Letztere ins Gefängnis gesteckt werden können, weil Sie
heute einen zusätzlichen Tatbestand schaffen. Das beinhaltet das heutige
Gesetz!
Wieso konzentrieren Sie sich nicht auf die
Verbesserungsmaßnahmen, die es im Paket auch gibt? Es soll vor Ort in den
entsprechenden Dörfern und kleinen Städten ... (Zwischenruf von Abg Martina Ludwig-Faymann.) Genau! Wozu
aber braucht man die Verschärfung? Man braucht sie nicht! Sie brauchen hier
kein neues Gesetz, wenn Sie dort helfen wollen! (Abg Martina Ludwig-Faymann: Ich will nicht, dass Kinder auf der Straße
betteln müssen! – Abg Godwin Schuster: Wo ist die Alternative?)
Die Alternative haben Sie selber formuliert! Es nützt keinem Armen etwas, wenn
Betteln verboten wird. Das haben Sie selbst gesagt!
Halten Sie das genau auseinander! Die Kinder
profitieren vom Geld ... (Zwischenruf von Abg Robert Parzer.) Nein,
das Thema hier ... (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Das Thema für die Sozialdemokratie hier ist, dass es großen
Druck gibt, dass man die Bettelei verschärft bekämpft beziehungsweise insgesamt
verbietet. So weit haben Sie sich zum Glück nicht durchgerungen, das wäre
vielleicht auch nicht gegangen, siehe Fürstenfeld-Urteil. Aber jedenfalls ist
die Idee, dass man vor der EURO schaut, dass aus der Innenstadt die Bettler und
Bettlerinnen verschwinden. Sie wissen haargenau, dass die Polizei Anweisungen
hat, im 1. Bezirk scharf vorzugehen und außerhalb des 1. Bezirkes
nicht. Und genauso wird es auch gehandhabt. Wir werden das während der
Europameisterschaft genau sehen. Sie werden diesen Personenkreis, den Sie im
1. Bezirk nicht sehen wollen, halt anderswo sehen, und dort werden die
Leute nicht so sehr behelligt werden. Das kommt bei dem Ganzen heraus!
Das ist die Situation. Dann braucht man uns aber
nicht einreden, dass es um die Kinder geht! Es geht nur darum, dass das Kind
nicht vor dem Stephansdom sitzt, sondern vielleicht in Ottakring bei der
Endstelle der U3, dann ist es in Ordnung. (Abg Nurten
Yilmaz: Das ist ja nicht wahr!) Doch! Und das ist in Wirklichkeit das
Ergebnis!
Kümmern Sie sich lieber darum, dass die Polizei im
1. Bezirk nicht Dokumente verschandelt! Das wäre eine lohnende Aufgabe! (Zwischenrufe
bei der SPÖ.) Sie regieren doch absolut! Das können Sie vielleicht machen!
Wir haben dort schon nachgeschaut! Es gibt eh eine Untersuchung im
1. Bezirk! Das Problem ist, dass einzelne Personen wahrscheinlich von
einem Ort zum nächsten versetzt werden.
Wir unterstützen alle Maßnahmen, die tatsächlich den
Kindern nützen. Das gilt für alle Maßnahmen, die vor Ort getroffen werden. Wir
unterstützen all die Maßnahmen, die in Österreich dazu beitragen würden, Armut
zu lindern. Dieses Ansinnen, auch ein bisschen Armutsbekämpfung zu betreiben,
hat in der Partei, die hier den Bürgermeister und auf Bundesebene den
Bundeskanzler und den Sozialminister stellt, fast Erheiterung ausgelöst. Das
finde ich fast lieb, das finde ich fast herzig für eine Partei, die in diesem
Land zusammengerechnet 30 Jahre den Kanzler gestellt hat und hier fast seit
Ende des Krieges den Bürgermeister stellt, wenn sie dann so tut, als ob sie
nicht zuständig wäre!
Die Armut in diesem Land hat in den letzten
Jahrzehnten nicht abgenommen. Sie haben auf allen Ebenen regiert, es hat aber
nichts genützt. Die Grundsicherung, die wir vorgeschlagen haben und die man
recht kostengünstig in Wien durchsetzen könnte, wollten Sie für Wien nicht
haben, und auf Bundesebene
setzen Sie sich gegenüber der ÖVP nicht durch und machen trotzdem weiter.
Gestern waren Sie auf Bundesebene noch für eine Vermögenszuwachssteuer, die man
seitens der SPÖ hier schon bekämpft hat, heute weiß Gusenbauer schon wieder
nicht, dass er dafür war.
Das Einzige, worauf Verlass ist, dass er in dieser
Frage tagtäglich umfällt. Das wissen Sie selbst. Darüber ärgern Sie sich ja
auch! Das brauche ich Ihnen nicht zu erzählen: Das wissen Sie selbst auch! Sie
sitzen ja auch draußen im Café, und die von der SPÖ sagen: Es ist ein Wahnsinn,
was die aufführen! Das wissen wir ja! Sie sind ja mit dem Herren an der
Parteispitze auch nicht glücklich und sind wahrscheinlich so froh wie ich, wenn
es demnächst einen Neuen gibt, der diese Aufgabe erfüllt, wiewohl sie dann
vielleicht nicht besser ausgefüllt wird.
Aber wenn man über Armutsbekämpfung redet, dann soll
man das da nicht so stehen lassen, sondern muss schauen, was man in Wien macht!
Jetzt nenne ich noch ein Beispiel.
Wozu setzt man beim Heizkostenzuschuss die Frist vom 31. März auf
31. Jänner zurück? (Abg Robert
Parzer: Kein Winter!) Dafür gibt es keine Begründung. Fertig. Dann reden
wir im Stadtsenat darüber, und dann heißt es: Gut, gib uns halt die Fälle, die
du hast, wir werden das im Einzelnen
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