Landtag,
17. Sitzung vom 05.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 70
steigen und steigen und steigen. Und unter Umständen halten wir im kommenden Winter irgendwann einmal die 200 Dollar pro Barrel. Das heißt ja, Fahren wird immer teurer und wir dürfen auch nicht zulassen, dass Mobilität zu einem Privileg für einige wenige wird, die sich das leisten können. Wir wissen auch seit Jahr und Tag, dass die Wiener Linien durchaus ausbaufähig sind. Sie sind ausbaufähig, was in dieser Stadt die Tangentialverbindungen betrifft. Die Verbindungen ins Umland sind nach wie vor, ich bedaure, ich muss es genauso sagen, grottenschlecht. Wann, wenn nicht jetzt, müssten wir ein Paket verabschieden, in dem wir jahrein, jahraus im kommenden Jahrzehnt mehrere Millionen Euro jährlich in den Ausbau der Verbindungen ins Umland und der Tangentialverbindungen in dieser Stadt investieren?
Lassen Sie mich ein Letztes bringen, ein Beispiel,
was diese Stadt tun könnte und leider nach wie vor verabsäumt. Ja, wir haben in
Wien eine Solarförderung. Wir können jetzt darüber diskutieren, ob wir
Schlusslicht oder Frontvorbild sind. Ja, wir wissen, sie ist relativ hoch, aber
es gibt nach wie vor größten Nachholbedarf. Nichtsdestotrotz gibt es in dieser
Stadt Tausende von Dächern, die genutzt werden könnten als Energiebatterien und
die wir nach wie vor ungenutzt lassen. Wo ist das Programm, mit dem wir ganz
konkrete Ziele erreichen?
Lassen Sie mich, meine Damen und Herren, zum Schluss
kommen, denn ich habe ja nicht mehr viel Zeit. Ich verstehe es, dass in
Anbetracht dieser hochkomplexen Probleme die Populismusfalle sehr verlockend
sein kann. Und so dreht sich die Debatte dieser Tage darum: Wie kann man die
Menschen mit ein paar Euro entlasten? Einmal mehr: Das ist ein Tropfen auf dem
heißen Stein. Das löst das Problem nicht. Das wissen wir, das wissen Sie. Wir
müssten handeln, wir können handeln. Es muss die Devise für die nächsten Jahre
auch in dieser Stadt sein: Weniger Scheich, mehr Österreich. – Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Präsidentin
Erika Stubenvoll: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abg
Dipl-Ing Stiftner. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Präsidentin! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Die heutige Energiepreisdebatte zeigt immer mehr die
Doppelgesichtigkeit der SPÖ: Auf der einen Seite beklagt sie die Problematik
der steigenden Inflation und damit die Betroffenheit des kleinen Bürgers und am
nächsten Tag dreht sie dann selbst an der Gebührenspirale und zwar so stark,
dass nicht nur den kleinen Bürgern und Bürgerinnen dieser Stadt, sondern dem
gesamten Mittelstand die Tränen in die Augen getrieben werden.
Sie wissen ja, dass die Gebühren, zum Beispiel die
Müllgebühren, um 19 Prozent erhöht worden sind. Und ich will mit Ihnen
heute diese unfruchtbare Diskussion nicht fortsetzen. Ich möchte nur in
Erinnerung rufen, dass wir Vorschläge gemacht haben, wie Sie durch bessere
Transparenz selbst draufkommen können, dass diese Erhöhungen nicht notwendig
gewesen wären. Nur, genauso wie Sie es in den eigenen Bereichen an Transparenz
vermissen lassen, ist es auch im Bereich Ihrer
Energieversorgungsunternehmungen. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir
haben im letzten Jahr Steigerungen der Gaspreise von 5,3 Prozent zu
verkraften gehabt, beim Strompreis von 6,3 Prozent. Und das, was Sie hier
argumentiert haben, ist: Der Markt, der Weltmarkt und der Ölpreis, wie auch immer,
sind die Ursachen dafür.
Meine Damen und Herren, das ist nicht einmal die
halbe Wahrheit, es ist genau genommen ungefähr ein Drittel der Wahrheit. Da
muss man sich sehr genau ansehen und, Herr Kollege Ekkamp, Sie wissen das auch,
weil Sie Experte genug sind, wie sich der Energiepreis gerade in Wien auch
zusammensetzt, nämlich ein Drittel, genau genommen 37 Prozent - wir wollen
hier korrekt sein - des gesamten Preises, der heute, egal, ob Privatperson oder
Gewerbetreibender, zu bezahlen ist, ist nur vom Energiepreis bestimmt, der vom
Welt- oder europäischen Markt bestimmt wird. Das ist das, was vom Ölpreis
abhängt. Aber ein weiteres Drittel sind die Netzgebühren und die Netzgebühren
sind das, was möglicherweise in einer Kommune wie Wien viel besser und viel
billiger zu errichten ist als zum Beispiel in Niederösterreich, das nach der
Einwohnerzahl gleich oder ähnlich, aber in seiner Topologie natürlich viel
größer ist und dadurch kostenmäßig Nachteile hat. Hier liegt Wien günstiger.
Das dritte Drittel sind Abgaben, die vor allem landesspezifisch sind und die
das Land im Griff hat. Und hier hat Wien natürlich auch ein Körberlgeld, das es
sich täglich macht, und dadurch kann es sich hier im Mittelfeld bewegen und
trotzdem sehr hohe Gewinne machen. Das ist genau die unsoziale Komponente, Herr
Kollege Ekkamp, die hier in Wien vorherrscht. (Beifall bei der ÖVP.)
Und weil genau zwei Drittel - und das ist ja nicht
nur in Wien so, sondern das ist auch europaweit so - eben nicht
energiepreisabhängig ist, besteht die Europäische Union auf das so genannte
Unbundling, also die Trennung zwischen der Netze- und der Energieversorgung.
Und Wien Energie hat das ja sehr geschickt gemacht. Sie hat natürlich den
Gesetzesentwurf umgesetzt, klarerweise, man ist ja korrekt, und hat eine
Netzgesellschaft mit sage und schreibe 60 Mitarbeitern errichtet. Ich
glaube, man braucht kein Techniker zu sein, um zu verstehen, dass man damit
nicht wirklich ein Netz betreiben kann, sondern dass das nur eine virtuelle
Company ist. In Wirklichkeit ist das Ganze in einer Gesamtunternehmung dann
natürlich auch wieder gebündelt und damit eine wettbewerbliche Transparenz
nicht gegeben. Und das kritisiere nicht nur ich, das kritisiert die E-Control
und ich beziehe mich hier auf die E-Control-Kritik, die Sie hier auch
auszuhalten haben, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Ich denke, man muss sich
entscheiden, entweder sagt man, der Preis ist abhängig vom Markt, vom Ölpreis,
wie auch immer. Okay. Wenn man sagt, der Markt bestimmt den Preis, dann muss
man auch den anderen Weg gehen und muss sagen, die Eigentümerstruktur muss
marktgerecht sein, muss wettbewerbsorientiert
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