Landtag,
17. Sitzung vom 05.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 70
sind alles Fragen, die nicht beantwortet sind. Die Fragen, werden sie rechtzeitig darauf vorbereitet, sind sie richtig ausgebildet, sind Fragen, auf die es noch keine Antwort gegeben hat.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, die 15a-Vereinbarung
sieht auch vor, das 15 Millionen EUR pro Jahr für die Kinderbetreuung
zugeschossen werden sollen, für Wien 20,737 Prozent, also etwas mehr als
3 Millionen EUR jährlich. Und wir sagen, dass das
Tagesmütterförderungsmodell in dieser Vereinbarung völlig unzureichend ist. Wir
stellen fest, dass die Tageskinderbetreuungsplätze ohne Zweifel sehr viel
kindergerechter als Krippenplätze sind. Diese Form der Betreuung ist günstiger
und sie hat einen positiven Effekt auf die Erwerbs- und Verdienstmöglichkeiten
von Müttern. Es ist sehr, sehr bedauerlich, dass in dieser 15a-Vereinbarung das
vorgesehene Tagesmütterförderungsmodell zum Teil eine Alibimaßnahme darstellt,
weil die für die Förderung zur Verfügung stehenden Mittel von
15 Millionen EUR nicht annähernd ausgeschöpft werden können. Bei
einer Förderung von 750 EUR pro Tagesmutterausbildung müssten bundesweit
pro Jahr 20 000 Tagesmütter ausgebildet werden. Tatsächlich gibt es in
Wien 306 Tagesmütter. 50 Tagesmütter haben im letzten Jahr ihre Tätigkeit
eingestellt, neue 50 wurden ausgebildet. Die Zahlen bleiben also halbwegs
konstant und es besteht hier in der Frage Tagesmütter eine große Diskrepanz
zwischen dem Möglichen und der Realität.
Hierzu kommt auch, dass bei den Tagesmüttern eben nur
die Ausbildung gefördert wird und im Fall Krippe der Betreuungsplatz gefördert
wird und das ist eben für uns Freiheitliche eine unhaltbare Ungleichbewertung.
Die 15a-Vereinbarung in der Frage Tagesmütterförderung ist eine reine
Augenauswischerei. Schauen wir zum Beispiel nach Frankreich. In Frankreich wird
eine sehr, sehr positive Familienpolitik verfolgt, während wir in Österreich
bei den Tagesmüttern eher nachhinken. In Frankreich schaut es so aus, dass
gegenüber Krippen doppelt so viele Kinder von Tagesmüttern betreut werden, in
Wien ist das ein Zehntel. In Frankreich beträgt die Betreuungsquote von
Unter-3-Jährigen etwa 30 Prozent, 10 Prozent sind in Kinderkrippen
untergebracht und 18 Prozent bei Tagesmüttern. Nehmen wir uns in dieser
Frage doch ein Beispiel an Frankreich. Man sieht ja auch, dass die Geburtenrate
in Frankreich höher ist als bei uns und da glaube ich, man sollte alles daran
setzen und auch hier in Wien und in Österreich die Geburtenrate fördern.
Wir sagen vor allem in der Frage der Tagesmütter,
dass man nicht künstlich Barrieren aufbauen soll, sondern diese abschaffen
soll. Es besteht eine absolute Notwendigkeit, eben die Tagesmütter zu fördern.
Es hat so irgendwie den Anschein, als würde die SPÖ aus ideologischen Gründen
die Betreuungsform der Tagesmütter nicht so fördern wollen. Wir sagen aber, für
ein selbstbestimmtes Leben von Frauen ist es wichtig, eben die Wahlfreiheit von
Familie, Beruf oder beidem miteinander möglich zu machen. Wir sagen, die
Einrichtung der Tagesmutter ist eine tolle Chance für die Frauen. Eine
individuellere, flexiblere Betreuungsmöglichkeit für Kinder bis zum
3. Lebensjahr ist ganz dringend notwendig und deswegen ist ein Ausbau der
Tagesmütter dringend gefordert.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, es wurde heute
in der Fragestunde erwähnt, endlich wird durch die 15a-Vereinbarung der
Kindergarten als Bildungseinrichtung anerkannt, eine familienergänzende
Einrichtung. Ich frage mich da aber schon - und wir haben das in den letzten
Tagen auch lesen können und mitverfolgt -, in der Steiermark wird der
kostenlose Kindergarten eingeführt, er steht vor seiner Umsetzung. In der
Steiermark schaut es eigentlich so aus, dass die Roten es hier lieber gestern
als morgen haben wollen. Sie wollen es schon im Herbst umsetzen, während die Schwarzen
hier eher bremsen. Die Bildungslandesrätin ist der Meinung, dass man ein
Fein-Tuning über den Sommer stattfinden lassen kann, damit das im Herbst
starten kann. Ich möchte auch hier für Wien einen Beschlussantrag einbringen,
nämlich von Mag Wolfgang Jung und meiner Wenigkeit:
„Der Wiener Landtag wolle beschließen, er spricht
sich für die Einführung des kostenlosen Kindergartens auch in Wien aus. In
formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung dieses Antrags beantragt.“ (Beifall
bei der FPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, diese
15a-Vereinbarung klingt auf den ersten Blick sehr gut. Ich habe aber, glaube
ich, erklärt, warum vor allem in diesem Fall gelten muss, Papier ist geduldig
und die Umsetzung schaut ganz anders aus. Wir sind der Meinung, es handelt sich
hier eher um eine Augenauswischerei. In der Praxis wird sich nicht viel
verbessern und wir glauben, dass hier Kontrolle angebracht ist. Natürlich sehen
wir den Funken einer Hoffnung, einen Lichtblick, dass hier im Ansatz eine
freiheitliche Forderung übernommen wurde. Aber wenn hier nicht die richtigen
Funktionsmechanismen stattfinden, dann, glaube ich, ist das Ganze auch wieder
obsolet. Es besteht hier auch eben keine Pflicht und keine
Durchsetzungsmöglichkeit. Ganz wichtig ist auch zu betonen, dass vor
Schuleintritt eine Trennung von nichtdeutschsprachigen und deutschsprachigen
Kindern stattfinden sollte. Das ist in dieser 15a-Vereinbarung nicht geregelt.
Insgesamt sind viel zu viele Fragen noch offen. Es
ist auch viel zu wenig Geld vorhanden, um die Voraussetzungen oder die
Herausforderungen zu meistern und wir lehnen diese Vereinbarung ab. (Beifall
bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau Abg Mag Vassilakou. Ich erteile ihr das
Wort.
Abg Mag Maria Vassilakou (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vizelandeshauptfrau! Hohes Haus!
Die Debatte, die heute stattfinden kann, sozusagen in
Anbetracht der Vereinbarung, halte ich für sehr wertvoll und auch für sehr
wichtig für die Stadt.
Lassen
Sie mich mit ein paar statistischen Daten beginnen, die, so setze ich voraus,
uns allen bekannt sind. Nur zur Erinnerung: Die neuesten Erhebungen des
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