Landtag,
17. Sitzung vom 05.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 70
Liechtenstein, sondern wir sprechen hier auch von der Schweiz und von Österreich. Das sind die Luxussteuerparadiese für die Reichen und Superreichen. Und die Sozialdemokratie führt die Bundesregierung an.
Die Sozialdemokratie lässt sich immer wieder über den
Tisch ziehen und verantwortet eine Bundesregierung, in der nicht nur momentan
die niedrigsten Vermögenssteuern innerhalb der OECD gelten, sondern in der die
noch einmal verringert werden: Streichung der Erbschaftssteuer, Streichung der
Schenkungssteuer, Halbierung der Stiftungseingangsteuer. Viele, viele, viele
Millionen Geschenke!
Und auf der Gegenseite sehe ich leider: Kinderarmut
bekämpfen. Punkt. Mehr Personal für die Kinder- und Jugendwohlfahrt gibt es
nicht, denn in Niederösterreich und in Tirol und in Vorarlberg und ich weiß
nicht, in welchen Bundesländern noch, ist es noch schlechter.
Es gibt allerdings auch innerhalb der SPÖ, also nicht
nur in der Sozialdemokratie europaweit, Widerstand. Wenn man sich das
durchliest, was die Sektion VIII dazu sagt, so sind die vehement angelaufen
gegen diese Stiftungsgeschenke, die jetzt neuerlich verteilt werden. Auch die
Sozialistische Jugend sieht das natürlich anders. Und ich glaube, wenn man Sie
einzeln im Kämmerlein abstimmen lässt, würden wir wahrscheinlich in diesen
Reihen hoffentlich auch keine Mehrheit für diese Stiftungsgeschenke erzielen
können.
Tatsache ist, dass es auf Bundesebene, wenn es denn
so ist, wie Sie sagen, keine Sozialpolitik gibt mit dem Partner, den Sie sich
ausgesucht haben, gleichzeitig gibt es nicht einen einzigen prominenten
Politiker oder eine einzige prominente Politikerin der Sozialdemokratie, die
hinausgehen würden und was anderes sagten als ununterbrochen: Es muss mit der ÖVP
zusammengearbeitet werden.
Nachdem ich nicht als
Verbinder zur ÖVP verschrien bin, nämlich genau aus dem Grund, Sozialpolitik
ist mit der Lobbyisten-Partei der reichen 10 Prozent Österreichs nicht zu
machen. Punkt. Da gibt es keine Diskussion. Mit der ÖVP ist kein Sozialstaat zu
machen, mit Blau und Orange ist nur ein nationaler Staat zu machen, fast nicht
besser.
Wenn jemand Sozialpolitik ernst nimmt, wenn jemand
Kinderarmut ernsthaft bekämpfen möchte, dann muss er auch die andere Seite der
Medaille anschauen. Sie verteilen Steuergeschenke morgen, einmal mehr, und in
der Vergangenheit des Öfteren und Sie haben in dem Bericht Vorschläge, die alle
Geld kosten würden. Das Geld wollen Sie nicht in die Hand nehmen und können Sie
nicht, weil Sie es woanders verteilen. Anstatt das Personal in Bereichen
aufzustocken, in denen es dringend notwendig ist, wo Ihnen die eigenen
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sagen - und die wissen, dass das nicht leicht
ist. Eine Dienststellenversammlung, wo dann alle natürlich notiert werden, weil
sie ja immerhin in der Arbeitszeit teilnehmen dürfen, die haben es nicht alle
leicht mit den zukünftigen Beförderungen und die wissen das auch. Trotzdem
kommen über 100 Leute und stehen eine Stunde am Platz vorm Rathaus und
demonstrieren eine Einigkeit in dieser Frage, die ich in der Deutlichkeit fast
nicht erwartet hätte, was mich sehr gefreut hat. Und Sie nehmen kein Geld für
diese Aufgaben in die Hand, weil Sie das Geld auf der anderen Seite
hinausschütten.
Das ist sehr bedauerlich, aber man muss es wohl oder
übel zur Kenntnis nehmen. Der Sozialdemokratie sind in dem Fall die Stiftungen,
die Stiftungsgeber - wahrscheinlich sollte man eine Anfrage machen, wie viel
von Ihnen an den Stiftungen auch was verdienen, ich weiß es nicht, damit man da
nicht immer mutmaßt, dass es niemand ist, sondern dass man sicher war. Sie
werfen das Geld mit beiden Händen hinaus, aber am falschen Ort.
Wir brauchen nicht nur die schönen Worte zum
Kinderarmut Bekämpfen, weil die haben sie tatsächlich alle. Wenn Sie am Sonntag
in die Kirche gehen, ist auch jeder gegen die Kinderarmut. Die gleichen ÖVPler,
die dort hinein pilgern, sind am nächsten Tag für ganz was anderes. Und ich
hätte gern, dass die Sozialdemokratie nicht Papiere gut heißt, die ich auch gut
heiße, und dann das nicht umsetzt und das hinstellt. Es ist doch schade drum!
Wozu kriegen wir da jedes Jahr einen Bericht, den wir gut finden und dann gehen
wir heraus und loben ihn und zählen einen Punkt nach dem anderen auf und Sie
stehen da und sagen, das ist ein Superbericht - und dann vergessen Sie, die
Hälfte davon zu tun!
Dann fangen wir halt jetzt an. Die Kritik lautet ja
nicht, was vorgestern und gestern war, interessiert mich in dem Fall weniger,
machen wir es ab jetzt anders. Bauen wir es sukzessive dort aus, wo es einen
Personalnotstand gibt.
Wir werden uns überlegen, ob wir Ihnen in der
Budgetwoche den Gefallen tun, nicht nur einmal die 36 Personen zu fordern,
die wir in einem Bereich brauchen, sondern vielleicht machen wir
36 Anträge und Sie suchen sich aus, ob Sie 1, 2, 17, 19, 26 oder doch
36 Personen bewilligen wollen. Vielleicht sollte man das so machen. Da
kann es sich jeder selber ausrechnen, was sich ausgeht. Mit den
10 Millionen, die Sie morgen verschenken, wäre sich das allemal leicht
ausgegangen. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt Herr Abg Gudenus.
Abg Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich habe mich noch zum Wort gemeldet, um einen
Beschlussantrag einzubringen. Wir entnehmen ja dem Bericht der Kinder- und
Jugendanwaltschaft im Kapitel „Sexuelle Übergriffe im Bereich der
Freizeitpädagogik", dass sich in den letzten Jahren Anfragen und
Beschwerden aus dem außerschulischen Bereich häufen und vermehren.
Bedauerlicherweise gelten im Freizeitbereich ja andere Gesetze als bei
Mitarbeitern aus öffentlichen Einrichtungen, wo Landes- oder Bundesbedienstete
tätig sind. Wir bringen folgenden Beschlussantrag ein:
„Der Wiener Landtag wolle
beschließen: Die Wiener Landesregierung wird aufgefordert, bei der
Bundesregierung dafür einzutreten, dass über Personen, die in der
Sexualstraftäterdatei im Bundesministerium für Inneres
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular