Landtag,
18. Sitzung vom 26.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 49
ausgestiegen, bringt mich zu einem anderen Bereich, der uns schon seit vielen Jahren immer wieder befasst, und zwar zum Thema Einheitswert.
Die Grundsteuer ist sicher
eine der Haupteinnahmequellen der Länder oder der Gemeinden und hat sich vor
allem durch das lange Nichterhöhen der Einheitswerte in den letzten Jahren auch
nicht erhöhen können. Jetzt gibt es ein neues Modell, von dem gesagt wird: Wir
stellen das komplett um, und es wird auch zu Erhöhungen kommen.
Zuletzt haben wir zweieinhalb oder drei Tage über
hohe Kosten vor allem im Wohnbereich diskutiert, und für mich stellt sich jetzt
die Frage: Wissen Sie, a) wann wird dieses Modell eingeführt, und b) wird die
Belastung auch für die Mieter kommen? - Denn die Grundsteuer kann nur an die
Mieten weitergegeben werden.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Herr
Landtagsabgeordneter!
Das ist eine besonders interessante Frage, weil eine
sehr ernsthafte Problemstellung dahinter steht. Wir haben das ausführlich auch
im Leitungsgremium des Österreichischen Städtebundes diskutiert, weil es
natürlich alle Gemeinden trifft, und wir wollen das in weiterer Folge auch noch
mit dem Gemeindebund entsprechend akkordieren. Denn zu Recht haben Sie darauf
hingewiesen, dass dies nur mehr eine der beiden tatsächlichen, genuinen
Finanzquellen für die Gemeinden ist. Das andere ist die Kommunalsteuer, also
die ehemalige Lohnsummensteuer.
Das ist natürlich auch eine Frage der Autonomie der
Gemeinden, die, glaube ich, seit 1962 in der österreichischen Verfassung festgelegt
ist. Es ist selbstverständlich auch eine Frage dessen, wie man die Gemeinden
finanziell ausstattet. Denn sonst ist es eine auf Papier geschriebene
Autonomie, aber nicht eine, die auch real entsprechend umgesetzt werden kann.
Daher ist diese Frage der Grundsteuer tatsächlich
eine sehr wichtige Geschichte. Denn auf der einen Seite stehen wir durch diese
lange Dauer des Aufschiebens der Neuregelung bei den Einheitswerten im
Vergleich zum Verkehrswert vor der Situation, dass dies nunmehr in die verfassungsrechtliche
Bedenklichkeit gerät. Das heißt, es kann uns hier in einer durchaus absehbaren
Zeit ein Schicksal drohen, wie wir es bei der Erbschaftssteuer oder auch bei
der Schenkungssteuer gehabt haben, und dann wird man natürlich wieder in hohem Ausmaß
politisch abhängig. Heute ist es ja politisch an sich unbestritten.
Auf der anderen Seite - ganz recht, ich teile diese
Sorge auch - ist es so, dass eine erhöhte Grundsteuer sich auf die
Wohnungskosten niederschlagen würde. Es ist gar keine Frage, das muss jemand,
der auch für 220 000 Gemeindewohnungen verantwortlich ist, natürlich
interessieren, und zwar in doppelter Hinsicht: auf der einen Seite vom
Stadtbudget, also Gemeindebudget her, wenn man das so sagen will, auf der
anderen Seite auch im Hinblick darauf, was den Wohnungssektor betrifft.
Hier haben Wissenschafter vom KDZ ein Modell
ausgearbeitet. Dieses Modell wird nunmehr im Städtebund und im Gemeindebund
diskutiert, damit setzt man sich genau vor dieser Problematik, die ich jetzt
genannt habe, vor diesem Zwiespalt entsprechend auseinander. Ich möchte jetzt
nicht in einer Fragestunde des Wiener Landtages diese Diskussion präjudizieren,
weniger aus fachlichen Gründen - ich habe schon einigermaßen eine Meinung dazu
-, sondern weil ich weiß, dass die Meinung sehr, sehr geteilt ist. Das hat
überhaupt nichts mit parteipolitischen Vertretungen zu tun, sondern diese
Diskussion verläuft in ganz hohem Ausmaß quer zu allen Parteilinien und hat
sehr viel mehr mit der Finanzkraft oder Nichtfinanzkraft von Gemeinden zu tun,
wie sie sich in dieser Frage entscheiden, auch im Hinblick auf das neue Modell.
Ja, natürlich richtet sich das neue Modell auch in
erster Linie danach aus, dass man das Inzweifelziehen der
Verfassungskonformität der Grundsteuer vermeidet. Darauf bezieht sich das
Modell in erster Linie, das ist gar keine Frage, aber die politische Diskussion
steht uns noch bevor. Lustig ist es nicht, aber am Ende des Tages wird man
entscheiden müssen.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke
schön. - Wir kommen zur 4. Zusatzfrage: Herr Abg Dipl-Ing Margulies.
Abg Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Ich nehme mit ein bisschen Bedauern zur Kenntnis,
dass, wenn ich Sie zu einem Papier frage, das Sie mit Sicherheit mitverhandelt
haben, und eine konkrete Frage dazu stelle, Sie sagen: die Frage ist nicht
relevant, und deshalb dann auch keine Auskunft geben. Aber so ist es eben.
Es ist ja nicht mein Papier, denn ich halte Papiere,
in die man prinzipiell, ohne näher zu definieren, in welchen Bereichen Personal
eingespart oder aufgestockt werden soll, einfach nur Zahlen hineinschreibt,
prinzipiell für bedenklich, genauso, wie wenn man in einem Papier feststellt,
dass man ein besseres Pensionssystem an ein schlechteres angleicht, sind Kosten
neutral.
Aber in diese Richtung geht jetzt tatsächlich meine
zweite Frage, und zwar ohne viel kryptisches Herumreden: Damit man die
Absichtserklärung bezüglich Pensionssystem umsetzt, müsste diesbezüglich bis
2009 in Wien eine Reform des Pensionssystems stattfinden?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Nein, denn meiner Auffassung nach haben wir die
Erfordernisse des Pensionssystems bereits erfüllt.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke schön. - Damit ist die Fragestunde
erledigt.
Wir kommen zur Aktuellen Stunde.
Der ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien hat eine
Aktuelle Stunde mit dem Thema „Stärkung der Kontrollrechte und des Kontrollamtes
durch Reform der Wiener Stadtverfassung überfällig!" verlangt. Das
Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß
beantragt.
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