Landtag,
19. Sitzung vom 10.07.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 49
einzigen Beleg dafür bringen können (Abg Dr
Matthias Tschirf: Sicher, sicher, oh ja!), dass es inhaltlich in der
Einschätzung der Europäischen Union innerhalb der Sozialdemokratie zu einer
Veränderung gekommen ist. Nicht einen Beleg konnte er bringen, dass die
Sozialdemokratie in Österreich nicht hinter dem Friedensprojekt der
Europäischen Union steht! So war das, meine Damen und Herren, und so wird das
auch in Zukunft bleiben, das kann ich Ihnen garantieren! (Beifall bei der SPÖ.)
Es gibt auch die Mitteilung und es ist auch darauf
hingewiesen worden, dass wir vor wenigen Monaten eine sehr intensive,
inhaltliche Diskussion über die Fragen der Europäischen Union gehabt haben.
Nachdem der sehr umfangreiche Antrag der Österreichischen Volkspartei ja hier
vorliegt, dürfte man sich den ja noch einmal durchgelesen haben. Haben Sie
einen Punkt gefunden, wo es tatsächlich hier in den letzten Wochen eine
Meinungsänderung der Sozialdemokratie gegeben hat? Nein, überhaupt nicht! Und
den können Sie auch nicht finden, weil wir nach wie vor eine Partei sind, die
zur Europäischen Union steht, die stolz darauf ist und die auch die Bedeutung
dieser Europäischen Union überhaupt nicht in Frage stellt, meine Damen und
Herren! (Beifall bei der SPÖ.)
Daher dürfen wir uns schlicht und ergreifend fragen:
Was waren die Gründe dafür, dass es am vergangenen Montag seitens des
ÖVP-Obmanns Schüssel zur Aufkündigung der Koalition mit der Sozialdemokratie –
ah, Molterer, aber es stimmt ja eigentlich schon, ÖVP-Obmanns Molterer gekommen
ist? (Allgemeine Heiterkeit.)
Tatsache ist, lesen Sie schlicht und ergreifend die Kommentatoren aller
Zeitungen, es nimmt doch den ÖVP-Obmann Molterer niemand wahr! Jeder weiß ja,
dahinter der Mastermind, das ist Wolfgang Schüssel, der keine Korrektur seines
unsozialen Kurses in Österreich will. So ist es und so war es, meine Damen und
Herren, schlicht und ergreifend! (Beifall
bei der SPÖ.)
Tatsache ist, es kam zu dieser Aufkündigung dieser
Koalition und dafür gibt es zwei Begründungen. Man kann eine inhaltliche
suchen, aber die Europäische Union ist es mit Sicherheit nicht. Dafür haben Sie
keinen Beleg gefunden und werden auch keinen Beleg dafür finden, dass sich im
Verhältnis zur Europäischen Union seitens der Österreichischen Sozialdemokratie
etwas verändert. Und es gibt natürlich auch eine psychologische Begründung.
Lassen Sie mich zuerst vielleicht zur inhaltlichen kommen:
Ich habe schon gesagt, es ist in den letzten Wochen
einfach sehr deutlich geworden, und immer mehr Österreicherinnen und
Österreicher haben das auch bemerkt: Es gibt eine Njet-Politik der
Österreichischen Volkspartei, es gibt eine Njet-Politik zu sozialen Reformen in
diesem Land und es gibt einfach keine Bewegung in zentralen und wichtigen und wesentlichen
Fragen.
Selbstverständlich ist die Frage der
Gesundheitsfinanzierung für die Österreicherinnen und Österreicher eine ganz
zentrale Frage. Frisches Geld hier in das Gesundheitssystem zu bringen - die
Österreichische Volkspartei hat es verhindert.
Eine soziale Pensionsreform im Gegensatz zu all jenen
Pensionsreformen, die den Österreicherinnen und Österreichern zur Zeit der
schwarz-blauen Bundesregierung immer ins Taschl gegriffen hat, ist nicht im Interesse
der Österreichischen Volkspartei - sie hat sie verhindert.
Dass für Menschen, die lange hart gearbeitet haben,
die so genannte Hacklerregelung in Kraft tritt - die ÖVP hat sie verhindert.
Alle sozialen Reformen wurden verhindert und das ist
deutlich geworden. Das ist in diesen Diskussionen der letzten Wochen deutlich
geworden. Diese soziale Handschrift der SPÖ wollte die ÖVP nicht zulassen! Sie
wollte das ja von Anfang an nicht zulassen, meine Damen und Herren, und das
noch dazu zu einem Zeitpunkt, wo ja mit 1. Juli durchaus einige
sozialpolitische Maßnahmen in Kraft getreten sind, die nach anfänglichen
Widerständen der ÖVP die Sozialdemokratie tatsächlich auch durchgebracht hat:
die erhöhte Pendlerpauschale und der Bereich der Abschaffung der Arbeitslosenbeiträge
für Niedriglohnbezieher. All das, wo man am Anfang gesagt hat, das will man
nicht, dagegen spricht man sich aus, all diese Erfolge hätte die ÖVP der
Sozialdemokratie nie vergönnt. Insofern ist der Satz „Es reicht." von
ÖVP-Obmann Molterer durchaus ein trügerischer. „Es reicht." mit
tatsächlich diesen sozialen Reformen, das war der wahre Grund! „Es reicht.“,
dass tatsächlich unsoziale Maßnahmen der schwarz-blauen Bundesregierung unter
Wolfgang Schüssel zumindest in kleinen Teilen ständig korrigiert werden. Das
hat gereicht, meine Damen und Herren, aber sicher nicht das Verhältnis der
Sozialdemokratie zur Europäischen Union! (Beifall
bei der SPÖ.)
Es ist ja ganz besonders interessant, dass gerade
diese Maßnahmen, die von der Sozialdemokratie hier zur öffentlichen Diskussion
gestellt wurden, zum Beispiel eine Steuerreform zur Entlastung der kleinen und
mittleren Einkommen, wo die ÖVP das ja immer wieder und immer weiter blockiert
hat und jetzt auch durch diesen Neuwahlschritt letztendlich erst recht
hinausgeschoben hat, dass es zu dieser dringenden Entlastung kommt, in einer
Zeit ja stattfinden, wo die Menschen tatsächlich mit einer Rekordinflationsrate
und mit zweistelligen Preiserhöhungen für Lebensmittel und Diesel und Heizöl
konfrontiert sind, die vor allem die 460 000 Menschen trifft, die in
Österreich nach wie vor armutsgefährdet sind. Vor allem diese Zahl ist ja
gerade auch zum Zeitpunkt der schwarz-blauen Bundesregierung massiv gestiegen
und gerade wir in Wien haben das ja unmittelbar bemerkt. Auf der anderen Seite,
aber auch in dieser Zeit - und das belegen ja auch die vor Kurzem
veröffentlichten Zahlen -, ist die Zahl der Dollarmillionäre in Österreich auf
77 000 angestiegen, eine Steigerung von insgesamt über 7 Prozent,
während sie in ganz Westeuropa nur um 3,7 Prozent gestiegen sind!
Also gerade diese Fragen, die die
Sozialdemokratie als eine der zentralen Punkte in dieser Regierungskoalition
gesehen hat, Armutsgefährdung, Verteilungsgerechtigkeit, waren ja eben diese
Punkte, die die ÖVP blockiert hat. Da wollte sie tatsächlich nicht davon
abrücken, das ist für die Österreicherinnen und Österreicher
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