Landtag,
19. Sitzung vom 10.07.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 49
tatsächlich zu wenige Initiativen gesetzt wurden, gerade auch von der zuständigen Ministerin, meine Damen und Herren!
Aber keine ... (StRin Mag Katharina
Cortolezis-Schlager: Hat sich die SPÖ schon abgemeldet aus der Regierung? - Abg
Dr Matthias Tschirf. Wer ist der Bundeskanzler? Wer ist denn der Bundeskanzler?
– Aufregung bei der ÖVP.) Also wir brauchen uns jetzt auf diese Debatte
überhaupt nicht einlassen. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Wenn ich mir
tatsächlich ansehe, was Sie, Kollege Tschirf, hier in der Rede an tatsächlichen
Initiativen erwähnt haben, was es von der dafür zuständigen Ministerin gegeben
hat, und wenn Sie in der Rede von einer Änderung der europäischen Haltung der
Sozialdemokratie reden und was Sie da für Belege gebracht haben, nämlich bei
beiden Null komma nix, dann muss man einfach zur Kenntnis nehmen: Es gibt klare
Zuständigkeiten und von denen können auch Sie sich nicht verabschieden! (Beifall bei der SPÖ.)
Jetzt muss man sagen, wir haben uns dazu
entschlossen, wir nehmen diese Herausforderung des Dialogs mit den
Österreicherinnen und Österreichern
einfach an. Wir stehlen uns nicht davon, weil wir glauben, wir
wissen jetzt alles besser, sondern wir wollen tatsächlich aktiv in diesen
Dialog eintreten, aktiv auch bei zukünftigen Vertragsveränderungen deshalb
eintreten, weil wir der Überzeugung sind, dass es uns gelingen wird, die
Menschen von einer sozialeren Europäischen Union zu überzeugen. Sie zweifeln ja
scheinbar daran und das macht einen wesentlichen Unterschied aus! Man kann
offensiv in eine Auseinandersetzung hineingehen, ohne deshalb zur sehr zur
plumpen Anti-EU-Politik der FPÖ zu driften, sondern man kann bei einer
Veränderung auch sagen: Ja, wir wollen die Menschen in diesen
Entscheidungsprozess miteinbeziehen und wir wollen sie vor allem auch davon
überzeugen. (Abg Mag Wolfgang Jung: Haben Sie das vorher nicht gemacht?
Haben Sie das vorher nicht gemacht?) Und das weiß man ja aus vielen
Bereichen, dass es manchmal durchaus sehr interessant ist und spannend sein
kann, Menschen auch mit ins Boot zu holen und entsprechend zu überzeugen, weil
man sich dann von klaren Positionierungen nicht davonstehlen kann, so wie das
manchmal bei dem einen oder anderen hier der Fall ist.
Das ist ja bei der Wortmeldung der Kollegin
Vassilakou auch so ein bissel deutlich geworden, so ganz weiß man jetzt nicht,
wie man damit umgehen soll. Da in Wien hat man es gefordert, auf der
Bundesebene ist man eigentlich irgendwie dagegen. Also es ist halt manchmal
schwierig, eine klare Haltung zu beziehen. Wir haben sie in dieser Frage
bezogen und sie steht für uns unverrückbar fest, einmal mehr: Wir sind für eine
sozialere Europäische Union, meine Damen und Herren, und wir bekennen uns zu
diesem Friedensprojekt! (Beifall bei der SPÖ.)
Und dies auch deshalb, weil wir uns einfach bewusst
sind, dass viele der derzeitigen Probleme, mit denen die Österreicherinnen und
Österreicher konfrontiert sind, eben nur auf internationaler Ebene und
europäischer Ebene gelöst werden können. Die EU ist hier zum Glück als Player
durchaus anerkannt und man kann auch sagen, sie setzt in vielen Bereichen auch
Standards, im Bereich der Umweltpolitik vielleicht zu wenig, aber sie setzt
Standards, auch im Bereich der Sozialpolitik viel zu wenig, aber sie setzt mit
internationalen Maßstäben durchaus auch Standards und dessen soll man sich
immer bewusst sein und nicht in Kampfdrohungen aufgehen, sondern sagen, wir
dürfen nicht bei diesen Standards verharren, wir brauchen einfach mehr, wir
brauchen noch mehr Maßnahmen.
Wir brauchen auch eine Veränderung nicht nur im
sozialpolitischen Bereich, wir brauchen auch eine Veränderung im
wirtschaftspolitischen Bereich in der Europäischen Union. Wir brauchen im
umweltpolitischen Bereich Veränderungen. Wir brauchen aber auch wirkungsvolle
Maßnahmen und gerade die aktuelle Entwicklung ist ja ein Beleg dafür, zum
Beispiel Maßnahmen gegen die Teuerungswelle. Es glaubt doch niemand, und das
kommt als Oppositionsspiel hier im Wiener Landtag immer wieder, dass wir
tatsächlich diese Teuerungswellen, die sich gerade auch im Bereich der
Lebensmittel abspielen, im Bereich der Rohstoffe abspielen, und nicht deshalb,
weil das alles von sich aus teurer geworden ist, sondern weil es dahinter
Spekulationen, Milliardenspekulationen gibt, die all das verteuern, hier in
Österreich national werden regeln können! Hier braucht es einfach eine
gemeinsame Vorgangsweise seitens der Europäischen Union durch eine
Finanztransaktionssteuer, wie sie heute auch durchaus gefordert wird. Und da
gab es ja auch die Initiativen der Sozialdemokratie auf europäischer Ebene und
zwar schlicht und ergreifend deshalb, weil sich halt die großen Rohstoffbörsen
in Deutschland befinden, in Frankreich befinden, in England befinden, aber
sicherlich nicht hier in Österreich. Daher brauchen wir diese Europäische Union
zum Beispiel auch, um diesen Teuerungswellen hier tatsächlich Einhalt gebieten
zu können.
Und da hat ja auch der Österreichische Nationalrat
eben beschlossen, hier auf europäischer Ebene wirkungsvolle Maßnahmen
einzuführen. Gescheitert ist all das am Widerstand der konservativen und
liberalen Kräfte im Europäischen Parlament! Gescheitert ist es in der
Kommission immer wieder an den konservativen Kräften! Nichtsdestotrotz ist das
für uns einfach ein zentrales Ziel und für uns ist das auch einer der
wesentlichen Punkte, warum wir eben hinter dieser Europäischen Union stehen, weil
wir uns bewusst sind, dass gerade auch viele Maßnahmen zum Wohle der Menschen
nur international oder zumindest auch auf europäischer Ebene gelöst werden
können und daran wird sich ebenfalls in Zukunft nichts ändern, meine Damen und
Herren! (Beifall bei der SPÖ.)
Wir sind und wir werden auch eine
Europapartei bleiben und wir stehen zu diesen großen Projekten, zu diesem
großen Friedensprojekt. Aber man muss einfach - und das ist uns ganz deutlich
bewusst geworden - tagtäglich Anstrengungen unternehmen, die Menschen dafür
auch zu gewinnen. Keine Frage, das wollen wir.
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