Landtag,
21. Sitzung vom 02.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 47
Die Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages
und Gemeinderates hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema „Nachhaltiger Erfolg
durch Maßnahmen nach dem Wiener Reinhaltegesetz" verlangt. Das Verlangen
wurde gemäß § 69 Abs 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß unterstützt
und beantragt.
Ich bitte den Erstredner, Herrn Abg Valentin, die
Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit zehn
Minuten begrenzt ist. – Bitte, Herr Abg Valentin.
Abg Erich Valentin (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und
Herren! Sehr geehrter Herr Präsident!
Wenn wir jetzt die Zeit
zurückspulen und uns den 21. September des letzten Jahres ansehen, dann
können wir feststellen, dass das Hohe Haus hier vor einem Jahr das
Reinhaltegesetz beschlossen hat. Daher meine ich, dass das ein guter Anlass
ist, etwas zu tun, was wir, wie ich meine, viel zu selten tun, nämlich uns
anzusehen, wie dieses Gesetz gewirkt hat, ob dieses Gesetz die Ansprüche, die
damals formuliert wurden und von der Frau Stadträtin in Gesetzesform
eingebracht wurden, erfüllt hat und inwieweit wir heute damit zufrieden sein
können oder auch nicht.
Meine Damen und Herren!
Vorab müssen wir einige Parameter einfließen lassen. Sauberkeit ist in Wien ein
Asset, also ein Gut, dem die Wienerinnen und Wiener, wie viele andere Bereiche,
die in die Mercer-Studie einfließen, einen sehr hohen Stellenwert zuordnen. In
der Mercer-Studie wurde einmal mehr konstatiert, dass wir in Europa die
lebenswerteste Stadt sind. In der Mercer-Studie sind neben kulturellen
Kriterien und Fragen der Sicherheit und der Lebensqualität auch Fragen der
Daseinsvorsorge, der Sauberkeit und der Reinlichkeit wichtige Parameter. Auf
diese Assets sind die Wienerinnen und Wiener stolz. Sie sind stolz darauf, dass
sie ein hervorragendes Wasser haben, dass sie in einer sicheren und sozialen
Stadt leben, sie sind aber auch stolz darauf, dass sie in einer sehr sauberen
Stadt leben.
Das zeigt sich nicht nur bei
der Mercer-Studie, wenn man deren Ergebnisse analysiert, sondern auch dann,
wenn man sich ansieht, was Wienerinnen und Wiener sagen, wenn sie befragt
werden. – 90 Prozent der Wienerinnen und Wiener sagten im letzten
Jahr nicht nur, dass sie die Sauberkeit in dieser Stadt als ein massiv
positives Asset betrachten, sondern sie sagten auch, dass sie befürworten, dass
die Einhaltung der Sauberkeit für den Fall, dass sich Einzelne nicht an entsprechende
Vorschriften halten und diese Sauberkeit in Gefahr ist, auch seitens der Stadt
überprüft wird.
Gleichzeitig mit der
Äußerung dieses Bedürfnisses betonten sie aber auch, dass sie nicht wollen,
dass das Aufgabe der Polizei ist. 81 Prozent sagten bei der Befragung,
dass sie nicht glauben, dass die Polizei das kann, und sie sprachen sich
deutlich dafür aus, dass auch kein Sicherheitsdienst das tun soll, sondern dass
sich die Umweltgruppe der Stadt dieser Aufgabe stellen sollte. Das sagten die
Wienerinnen und Wiener insbesondere auch im Hinblick auf die
Hundstrümmerldiskussion, welche die Stadtpolitik seit Jahren beziehungsweise
Jahrzehnten immer wieder beschäftigt.
Die Wienerinnen und Wiener
haben damals aber auch etwas anderes sehr massiv angemerkt: Sie haben gesagt,
dass sie den hohen Stellenwert der Müllentsorgung sehr schätzen. Die Stadträtin
hat vor einem Jahr diesem Gremium nicht nur das Gesetz vorgestellt, sondern sie
hat auch ein mannigfaltiges Programm dazu präsentiert, was begleitend im Bereich
Reinhaltung getan werden kann. Dieses umfassende Maßnahmenpaket mit einer
finanziellen Bewertung von 5 Millionen Eur
war Bestandteil des Programms, und ein Teil dieses riesigen Paketes war auch
der Umgang mit der Beobachtung und manchmal auch Abstrafung von Menschen, die
sich nicht an diese Rahmenbedingungen halten wollen.
Wenn wir uns jetzt ansehen,
was bis zum heutigen Tag geschehen ist, dann können wir, wenn wir einerseits
durch unsere Wahlkreise und Bezirke gehen und andererseits mit den Damen und
Herren BezirksvorsteherInnen sprechen, feststellen, dass sich diesbezüglich
viel verändert hat. Durch die Aufstockung der Zahl der MitarbeiterInnen der
MA 48 stehen den Bezirken weitere Ressourcen zur Verfügung. Einmal im
Monat wird in jedem Bezirk zusätzlich eine Schwerpunktaktion gesetzt. Viele
Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorsteher sind nach ihrem Start dieser Aktion
zu mir gekommen und haben mir erzählt, dass man es tatsächlich merkt. Sie haben
berichtet, dass Bürgerinnen und Bürger anrufen und sagen, dass es klass ist,
dass etwa im Park X oder am Platz Y plötzlich 20 bis 25 MitarbeiterInnen der
48er kommen und sehr konzertiert sauber machen. Das vermittle auch optisch ein
sehr, sehr positives Bild.
Gleichzeitig wurden mit
Beginn der Wirkung des neuen Reinhaltegesetzes ab 1. Februar 2008
30 „Waste Watcher“ in Dienst gestellt. Diese Organe haben sichtbar auf der
Straße ihren Dienst angetreten und waren tatsächlich unterwegs, um sich mit
denjenigen zu befassen, die sich nicht an die Ordnung gehalten haben. Sie waren
in der ersten Zeit, im ersten Monat, lediglich belehrend, erklärend und
sozusagen auf Goodwill unterwegs.
Wenn wir uns jetzt ansehen,
wie diese Damen und Herren angekommen sind, dann erkennen wir auch in diesem
Punkt einen Unterschied zu anderen Städten, die das gehandhabt haben. Bei uns
handelte es sich durchwegs um Damen und Herren aus der Abschleppgruppe der
MA 48, die schon im Kundendienst versiert waren und durchaus auch in
prekären Situationen argumentativ gut mit den Menschen können. Diese Damen und
Herren haben Hervorragendes geleistet. Sie haben sehr viel an
Bewusstseinsarbeit geleistet und haben die Aufklärung vor die Strafe gestellt,
wofür wir ihnen sehr dankbar sind!
Zusätzlich ist anzumerken,
dass diese Gruppe durch weitere Mitarbeiter aus der MA 48 ergänzt wurde.
Im Juni 2008 hatten wir 90 MitarbeiterInnen, die diese Ausbildung genossen
haben. Derzeit sind MitarbeiterInnen der MA 42 in Schulung, und auch
MitarbeiterInnen der MA 45 werden in Zukunft im Bereich der Beratung
und –falls Bürgerinnen und Bürger uneinsichtig sind – auch als
Ordnungsorgane tätig sein.
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