Landtag,
21. Sitzung vom 02.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 47
Erfolg in Sachen Bekämpfung der Armut. Sie können
immer damit rechnen, dass Sie bei den GRÜNEN feste Partner in diesem Kampf
haben werden. – Danke. (Allgemeiner Beifall.)
Präsident Johann Hatzl: Ich darf mich
dafür recht herzlich bedanken! Ich würde das mit der Schuhgröße trotzdem lieber
wieder wegstreichen, denn zugegebenermaßen befinde ich mich wirklich irgendwo
im Grenzbereich des 48ers, und das ist eine etwas außergewöhnliche Sache, die
mir gelegentlich zu schaffen macht. (Allgemeine
Heiterkeit.)
Lassen Sie mich noch Frau Volksanwältin Stoisits
recht herzlich begrüßen, die sich vorher entschuldigt hat, nunmehr aber doch
dabei sein kann. (Allgemeiner Beifall.)
Herr Klubobmann Abg Dr Tschirf ist der Nächste.
Abg Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Herr Präsident Hatzl ist Gott sei Dank sehr streng in
der Vorsitzführung. Er legt auch Wert darauf, dass man zu den
Tagesordnungspunkten spricht.
Ich möchte damit beginnen – ohne inhaltlich sehr
viel vorweg zu nehmen –, zu betonen, dass wir sehr froh über die
Leistungen sind, die die Volksanwaltschaft bringt. Ich freue mich ganz
persönlich, dass jetzt wieder eine Wienerin in der Volksanwaltschaft ist und
dass das Gertrude Brinek ist, mit der ich schon zu Anfang meiner Tätigkeit hier
in der letzten Bank gesessen bin. Liebe Gertrude! Herzlich willkommen hier! (Beifall
bei der ÖVP.)
Herr Präsident Hatzl! Heute schreibt in einer
Tageszeitung einer der Doyens der Wien-Journalistik, Hans Werner Scheidl, über
Sie. Die Überschrift lautet: „Schlosser, Juso, Stadtrat, sogar Präsident."
Und er stellt einen Politiker ganz besonderen Zuschnitts dar, für den man zwei
Begriffe als Überschrift verwenden könnte: Authentizität und Geradlinigkeit.
Johann Hatzl ist ein Sozialdemokrat, so wie man ihn
sich wahrscheinlich einmal vorgestellt hat. Er ist nicht einer, der mit dem Brioni-Anzug
kommt, und auch nicht einer, der in den Villengegenden Wiens wohnt, sondern er
ist einer, den man in der U3-Bahn trifft und dem die Sorgen der kleinen Leute
wirklich ein Anliegen sind. – Das sage ich mit großem Respekt als jemand,
der sich selbst aus der christlichen Soziallehre definiert, und so habe ich Sie
in 16 Jahren hier im Gemeinderat erlebt.
Ich bin zu Ihnen in den Ausschuss gekommen, weil man
gemeint hat, man setzt einen jungen Juristen am besten in einen Ausschuss, der
auch für Inneres zuständig ist. Sie haben ja davon gesprochen, dass Ihnen
Bürgerdienst, Personal und innere Angelegenheiten ein Anliegen waren. Und ich
war damals fasziniert davon, wie Sie rechtliche Fragen beurteilen, was für ein
Kenner der Geschäftsordnung Sie sind und vor allem davon, dass Sie praktisch
jeden Akt im Ausschuss selbst referieren konnten und nur ganz selten einen
Beamten um irgendeine Zusatzstellungnahme gebeten haben.
Es war aber nicht so, dass wir immer einer Meinung
gewesen wären. Ich erinnere mich an Diskussionen beispielsweise über das
Wahlrecht: Da waren Sie zugegebenermaßen zwar sehr kreativ, was die
Zusammensetzung der Wahlkreise betrifft, dass wir als Opposition das aber nicht
so geschätzt haben, steht außer Frage. Es war jedoch durchaus interessant, was
man aus den Möglichkeiten, die die österreichische Bundesverfassung für eine
Landesverfassung vorsieht, alles herausholen kann!
Nach der Zeit der Opposition, in der Regierungszeit,
habe ich im Bereich der Stadtwerke auch so manchen Strauß mit Ihnen
ausgefochten, weil Sie ein anderes Verständnis von Gemeinwirtschaft und
Kommunalwirtschaft haben, als wir das gehabt haben. Etwas zeichnete Johann
Hatzl aber immer aus, nämlich die Handschlagqualität. Sein Wort hat gegolten.
Außerdem hat er wirklich stets versucht, einen von dem zu überzeugen, wofür er
steht und wofür er mit Leib und Seele eintritt.
Eine Facette, die mich auch besonders fasziniert, ist
sein Verständnis für Andersdenkende. Sie haben vorhin davon gesprochen, dass
gerade die Lueger-Kirche, die tatsächlich ein Jugendstiljuwel ist, in der
ganzen Welt bewundert wird, insbesondere auch auf Grund des Zustands, in dem
sie sich heute befindet. – Es hat mich wirklich beeindruckt, mit welchem
Respekt Sie beispielsweise gerade als Stadtrat für das Friedhofswesen
Religionsgemeinschaften gegenübergetreten sind. Auf Grund der Sensibilität, wie
Sie mit diesen Fragen umgehen und umgegangen sind, haben Sie auch den Respekt
aller Religionsgemeinschaften dieser Stadt immer wieder gefunden. Ich erinnere
mich beispielsweise an die Worte, die sie bei einer Festsitzung, als gerade
Papst Johannes Paul II gestorben war, gefunden haben.
Herr Präsident Hatzl! Sie haben auf die wesentlichen
Momente in der Geschichte dieser Stadt und dieses Landes immer wieder zu Recht
hingewiesen. Diese sollen nicht in Vergessenheit geraten, auch wenn sie schon
lange vergangen sind. Sie waren und sind einer, der weiß, auf welchen
Fundamenten diese Republik Österreich steht und wie glücklich wir uns schätzen
können, in dieser Zeit leben zu können.
Als Präsident haben Sie in den letzten siebeneinhalb
Jahren nie verleugnet, woher Sie kommen und wo Sie ideologisch stehen, dass
aber das Einhalten von Geschäftsordnungen und Regeln ein ganz wesentliches
Moment dafür ist, dass dieses Gemeinwesen funktioniert. Dafür sage ich von
unserer Seite ein ganz, ganz herzliches Dankeschön!
Diese Jahre, die ich Sie hier als Stadtrat, als
Klubobmann des Koalitionspartners und als Präsident erlebt habe, haben
tatsächlich für mich und für meine Fraktion gezeigt, wie ein Andersdenkender,
aber einer, der tatsächlich in erster Linie Demokrat ist, den Respekt aller
erringen kann. Das ist gelungen. Ich wünsche Ihnen alles, alles Gute, vor allem
auch Gesundheit. Das Einzige, was ich Ihnen nicht wünsche, ist, dass Sie am
Wahlabend der nächsten Gemeinderatswahl ein fröhliches Gesicht haben werden! (Heiterkeit
und allgemeiner Beifall.)
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