Landtag,
22. Sitzung vom 29.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 59
Entwicklung.
Ich möchte auch festhalten, dass
für eine optimale Abwicklung der Pflegegeldbegutachtungen eine stabile
Personalressource für den Bereich der Vertrauensärztinnen und Vertrauensärzte
notwendig ist. Es hat sich sowohl im Bereich des Kinderpflegegeldes als auch im
Bereich des Erwachsenenpflegegeldes gezeigt, dass eine hohe Personalfluktuation
bei den Vertrauensärzten gegeben ist, da – und das ist ein Problem, das schwer
lösbar ist – die Ärztinnen und Ärzte diese Tätigkeit als Übergangslösungen
sehen. Kaum jemand sagt, ich werde Ärztin, ich werde Arzt, damit ich
Vertrauensarzt der MA 15 werde, sondern das ist ein Zwischenspiel. Das
Problem ist darüber hinaus, dass der zeitliche Aufwand und der fachliche
Aufwand vor allem auch bei der Begutachtung von Kindern ganz besonders groß ist
und – ich sage es ganz offen – diese Bereitschaft bei Ärztinnen und bei Ärzten
nicht immer gegeben ist.
Diese Faktoren erschweren es
uns auch, einen ausreichend großen und stabilen Pool an Vertrauensärztinnen und
Vertrauensärzten zustande zu bringen. Somit können wir die Umstellung auf
Hausbesuche nur in dem Ausmaß machen, wo wir ausreichend Vertrauensärztinnen
und Vertrauensärzte haben.
Die Tarife, um das auch
gleich ganz offenzulegen, die derzeit für die Vertrauensärzte bezahlt werden –
das sind rund 52 EUR pro Fall –, liegen in der Höhe des Empfehlungstarifes
des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger.
Was man ja als Schluss aus
dem, was ich gesagt habe, ziehen könnte: Warum bezahlen wir ihnen nicht mehr,
damit man mehr Ärzte dafür gewinnt? Dagegen spricht der Bericht des
Rechnungshofes. Der Rechnungshof hat allen Stellen, nämlich dem Bund, den
Sozialversicherungsträgern und der Stadt Wien und auch den anderen Ländern
empfohlen, dass die Pflegegeldbegutachtungen dort, wo sie durchgeführt werden,
sich anlehnen müssen und gleich sein sollen mit dem Tarif, den die
Sozialversicherungsträger bezahlen.
Die Begutachtung von Kindern
ist gegenüber der Begutachtung von Erwachsenen mit hohem Aufwand verbunden. Ich
habe es schon gesagt. Im Verhältnis dazu ist der empfohlene Tarif für die
VertrauensärztInnen im Kinderbereich sehr niedrig, wodurch viele Bewerberinnen
und Bewerber absagen. Allerdings steht einer anderen Vorgangsweise eine ganz
klare Empfehlung des Rechnungshofes entgegen.
In Anbetracht der durch die Stadt Wien nicht wirklich
beeinflussbaren Faktoren bei den Vertrauensärztinnen und Vertrauensärzten und
der schwierigen Planbarkeit der Einsätze ist daher im Sinne einer Erreichung
einer stabilen Verfügbarkeit von genügend ärztlichen Begutachtungskapazitäten
als zusätzliche Maßnahme eine Aufstockung bei den angestellten Ärztinnen und
Ärzten für Kinderbegutachtungen von uns in Angriff genommen worden. Das ist
eine neue Variante, aber ich denke, dass wir so unser Ziel, noch mehr
Hausbesuche machen zu können, schneller erreichen können.
Präsident Heinz Hufnagl: Danke. – Die
1. Zusatzfrage stellt Herr Abg Mag Ebinger, bitte.
Abg Mag Gerald Ebinger (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Danke schön, Frau Landesrätin!
Es ist sicher richtig, dass es zu wenig
Vertrauensärzte gibt. Ich möchte aber nur darauf hinweisen, im
Rechnungshofbericht scheint auch ein Vertrauensarzt auf, der immerhin
94 000 EUR lukriert hat. Ich glaube, er hat 17 oder 20 Prozent
der Begutachtungen durchgeführt. Für diesen kann das keine Übergangslösung
sein. Das ist ja nicht so schlecht, was man damit verdient!
Der Rechnungshof hat in seinem Bericht aber auch die
kurze Begutachtungsdauer, weil Sie das angesprochen haben, von oft nicht mehr
als zehn Minuten kritisiert, wobei es gerade bei schwerstbehinderten Kindern
kaum möglich ist, in dieser kurzen Zeit eine gültige Aussage zu machen. Wir
haben das schon einmal in einer schriftlichen Anfrage thematisiert. Da haben
Sie uns zur Antwort gegeben, dass im Herbst 2007 ein Qualitätszirkel mit
dem Ziel eingerichtet wurde, kontinuierlichen Austausch aller mit dem
Pflegegeld betrauten Stellen herbeizuführen.
Meine konkrete Frage: Gibt es hinsichtlich dieser
Begutachtungsdauer konkrete Ergebnisse, immerhin tagt dieser Zirkel jetzt schon
ein Jahr, und was ist überhaupt der Output dieser Tagungen?
Präsident Heinz Hufnagl: Bitte, Frau
Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Ein ganz
konkreter Output war die Zusammenlegung der Begutachtungsbereiche für Kinder und
Erwachsene, die vorher getrennt waren, unterschiedlich nach bestem Wissen und
Gewissen, aber nicht gleich strukturiert geführt wurden. Das ist ein ganz
konkretes Ergebnis des Qualitätszirkels, der im Herbst 2007 eingeführt
worden ist. Darüber hinaus sind wir auch in einem engen Austausch mit der
Sozialversicherung, um hier auch anzugleichen und möglichst gleiche
Vorgangsweisen zu wählen. Insbesondere ist auch der Austausch im fachlichen
Bereich zu nennen, nämlich zur Frage, was eine sinnvolle standardisierte
Untersuchung bei Kindern und bei Jugendlichen ist, aber das betrifft auch die
Erwachsenen.
Was die Frage betrifft, mit welchem Modell das am
sinnvollsten passieren kann, gibt es eben unterschiedliche Herangehensweisen.
Dass der eine Kollege, von dem Sie hier berichtet haben, sehr viele
Begutachtungen gemacht hat, resultiert nicht aus einer Bösartigkeit, sondern
aus der Situation, dass man wenige Ärzte gefunden hat, die bereit waren, diese
Tätigkeit zu machen, und wenige Ärzte, die bereit waren, diese Tätigkeit
hauptberuflich zu machen.
Da geht es weniger um die Frage, bezahlt die
MA 15 oder die Stadt Wien so schlecht, sondern darum, dass ausschließlich
Begutachtungen zu machen – ich kann es verstehen – wahrscheinlich in der Regel
nicht das ist, wo jemand sagt, dafür werde ich Ärztin oder dafür werde ich
Arzt. Daher ist es sehr schwer, dafür Vollzeitarbeitskräfte zu finden. Es ist
der Wunsch sehr stark vorhanden, nebenbei diese Tätigkeit zu machen.
Wir haben aber auch diese Frage
insofern gelöst, dass es derartige Verträge in der Form nicht mehr geben
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