Landtag,
23. Sitzung vom 27.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 40
Preise zu erzielen. Es konnten hier nicht nur nachhaltig die Preise gesenkt werden, sondern auch eine Objektivierung bei Pharmazeutika, die wirkstoffident sind, erreicht werden.
Im Gesundheitswesen der Stadt Wien müssen wir uns
auch anderer Bereiche annehmen und haben wir uns diese angeschaut. Das betrifft
insbesondere die Regelungen von Dienstreisen, Sonderurlauben zu Bildungszwecken
und sonstigen Bildungsveranstaltungen.
Um im Vorhinein in einem Handlungsrahmen
unmissverständlich klarzustellen, Befangenheitssituationen auszuschließen, ist
gerade ein Erlassentwurf mit dem Umgang von Betriebsmitteln im KAV in
Begutachtung, der demnächst in Kraft treten wird, um präventiv und ex ante
Klarheit zu schaffen, damit nicht nachher jemand sagen kann, er hätte sich
nicht ausgekannt. Darin ist geregelt, unter welchen Voraussetzungen die Annahme
von Betriebsmitteln durch den Rechtsträger „Stadt Wien - Wiener
Krankenanstaltenverbund", und nicht durch einzelne MitarbeiterInnen,
möglich und auch sinnvoll ist. Der Grund, warum das jetzt passiert, ist, weil
wir die Änderungen im Strafrechtsgesetz 2008 schon berücksichtigen.
Abschließend möchte ich noch
darauf hinweisen: Bei Korruptionsgefährdung und -vermeidung geht es immer auch
um Interessenskollisionen, von denen die Patientinnen und Patienten mittelbar
oder unmittelbar betroffen sein können. Deswegen möchte ich nicht unerwähnt
lassen, dass wir seit Anfang des Jahres ein sehr gutes EDV-System für die
Voranmeldung von Operationen haben und es eine nachvollziehbare, für alle
einsehbare, nämlich für die Dienstaufsicht einsehbare Terminvergabe gibt.
Letztlich möchte ich anführen, dass im Februar des
heurigen Jahres eine Projektgruppe eingesetzt wurde, um weitere Maßnahmen zur
Steigerung der Transparenz in allen Einrichtungen des KAV und zur
Korruptionsbekämpfung auszuarbeiten. Aktuell vorbereitet wird die
Geschäftsbeziehung zu möglichen Sponsorinnen und Sponsoren, um den schon
angesprochenen Umgang mit Drittmitteln noch weiter und differenzierter zu
regeln. Diese Projektgruppe arbeitet Teilaspekte der Korruptionsbekämpfung
praxisorientiert aus und wird ihre Tätigkeit auch künftig fortsetzen. Das wird
also sozusagen nicht aus sein, sondern wenn es einen Anlass gibt, wird sie
einen weiteren Auftrag bekommen.
Die Arbeitsgruppe steht auch im persönlichen Kontakt
mit der österreichischen Sektion von Transparency International, weil ich
glaube, dass der Austausch hier wichtig ist. Das bedeutet nicht, dass man alles
genau so machen muss, aber hier kann man von der Erfahrung auf jeden Fall
lernen.
Mein Ziel ist es, mit klar nachvollziehbaren
Regelungen auch in unseren Gesundheitseinrichtungen mit der Verwendung von
Sponsorengeld umgehen zu lernen. Denn ich glaube nicht, dass Sponsorengeld
schlecht ist, aber es muss so wie bei der Kultur- und bei der Sportförderung
möglich sein, dass die Regeln ganz klar sind, damit das eben nicht in ein
seltsames Licht gerät.
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke,
Frau Stadträtin. - Die 1. Zusatzfrage wird gestellt von Frau Abg Dr Pilz.
Ich ersuche darum.
Abg Dr Sigrid Pilz
(Grüner Klub im Rathaus): Danke, Herr Vorsitzender. - Danke, Frau Landesrätin,
für die umfassende Antwort. Ich stehe nicht an, anerkennend zu sagen, dass da
wirklich viel gemacht wird und dass man da auch versucht, Gewohnheiten, die
sich plötzlich auch als Korruption herausstellen können, abzustellen.
Nichtsdestoweniger werden
offensichtlich seitens der Pharmaindustrie und offensichtlich auch seitens von
Ärzten, die sich da auf gewohnte Vorgangsweisen beziehen wollen, findig Wege
gefunden oder weiterhin gesucht werden, um trotzdem noch an Beraterverträge und
so weiter zu kommen. Vielleicht haben Sie Zeit gehabt, in das Buch
hineinzuschauen. Unter dem Kapitel Österreich sind da einige medizinische -
übrigens männliche - Mitarbeiter des Krankenanstaltenverbundes oder der MUW
genannt, wobei aufgelistet ist, für welche Firmen sie arbeiten und welche
Tätigkeiten und Funktionen sie haben.
Meine Frage lautet konkret:
Sind Ihnen diese Tätigkeiten, Funktionen und Arbeiten für Firmen bekannt, sind
diese Tätigkeiten und Funktionen gemeldet, und sind sie in allen Fällen
vereinbar mit der Rolle der Mediziner und Medizinerinnen im Unternehmen
Krankenanstaltenverbund beziehungsweise in der MUW?
Präsident Prof Harry Kopietz:
Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely:
Frau Abgeordnete!
Was die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter der MUW betrifft, kann ich darüber keine Auskunft geben, und
zwar nicht aus Geheimhaltungsgründen (Abg Dr Sigrid Pilz: Leider!),
sondern weil das Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Medizinuniversität und
damit des Bundes sind.
Was ich bei dieser Diskussion
- ich habe das Buch sofort gelesen - ein bisschen eigenartig beleuchtet finde,
ist, dass das Thema Korruption ja ein Thema ist, bei dem, glaube ich, alle
konstatieren werden, dass sich auch die gesellschaftliche Einstellung geändert
hat, dass bei Dingen, die heute einfach nicht mehr gehen - und ich stehe total
dazu, dass das heute nicht mehr geht -, in Wirklichkeit vor 20 Jahren
wahrscheinlich auch dann, wenn man sie hier im Haus gesagt hätte, niemand
gefunden hätte, dass da etwas dran ist. Das ist also nicht etwas - und das ist
mir schon wichtig -, wo man sagt, das ist eine statische Frage und seit
20 Jahren hält sich keiner daran, sondern da wird das gesellschaftliche
Bewusstsein - erfreulicherweise! - ein anderes.
Die
Kritik in dem Buch, die ich eigenartig finde, ist, dass ein Schritt, den man
hier gewagt hat und wofür man Richtlinien erschaffen hat - nämlich dass zum
Beispiel in Journalen offen zu legen ist, wenn jemand Verträge,
Beratungstätigkeiten, Board-Mitgliedschaften oder sonst irgendetwas in einem
Pharmaunternehmen hat -, jetzt kritisiert wird. Das halte ich eigentlich für
einen durchaus großen Fortschritt. Denn es ist ja nicht so, dass es das früher,
als es nicht publiziert wurde, nicht gegeben hätte,
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