Landtag,
24. Sitzung vom 28.01.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 83
Stadt Wien arbeiten genauso mit Freude wie alle
anderen in Wien Tätigen, und sie sind auch froh, dass sie einem gut bezahlten
Beruf nachgehen können. Ich glaube nicht, dass jemand, wenn nicht wirklich
Krankheitsgründe dafür sprechen, gerne seinen Beruf verlässt und in die
Frühpension geht, denn das bringt natürlich auch finanzielle Einschnitte mit
sich, vor allem, wenn der Kollege noch jung ist. Wenn jemand knapp vor der
Pensionierung steht, sind wiederum andere Punkte zu beachten.
Bei der Prävention ist es, glaube ich, auch wichtig,
dass vor allem auch in Richtung Mobbingprävention intensiv mit den Kolleginnen
und Kollegen gearbeitet wird. Bei der beruflichen Rehabilitation gibt es heute
verschiedene Bereiche. Ein Grund dafür, dass man in Frühpension geschickt
werden muss, sind körperliche Gebrechen. Es gibt aber auch psychische Gründe,
und diese werden leider immer mehr. Ich glaube, dass das für alle Dienstgeber
gilt, ganz egal, ob es sich um die Stadt Wien, den Bund oder den privaten
Bereich handelt. Auf diesem Gebiet ist mehr zu tun. Ich meine nämlich, dass die
Berufsfähigkeit auch mit Arbeitsfreude und mit dem Umgang im Unternehmen
zusammenhängt.
Ich glaube nicht, dass der Umgang in Unternehmen im
Bereich der Stadt Wien bedeutend schlechter als in vielen anderen Bereichen
ist. Sicherlich ist in manchen Bereichen auch die psychische Belastung stärker,
etwa im Bereich der Wiener Linien. Für einen Fahrer, der den ganzen Tag mit dem
Verkehr konfrontiert ist, oder für jemanden, der einer ähnlich schwierigen
Aufgabe nachgeht, ist auch die psychische Belastung stärker.
Ich glaube, dass von der Personalstadträtin durchaus
zu fordern ist, dass die Bemühungen verstärkt werden, für die Mitarbeiter und
deren Arbeitsfähigkeit etwas Positives zu tun. In der letzten
Personalkommission hat die Stadträtin Ähnliches angekündigt. Wir werden das
sehr genau beobachten und hoffen, dass dadurch die immer wieder auftretenden
Frühpensionierungswellen wieder etwas eingedämmt werden. (Beifall bei der
FPÖ. – Abg Godwin Schuster: Ihr habt dieser Maßnahme schon
zugestimmt!)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
nächste Rednerin ist Frau Abg Puller zu Wort gemeldet. Ich erteile ihr das
Wort.
Abg Ingrid Puller (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte
Frau Präsidentin!
Ich bin etwas irritiert,
dass Herr Aigner eingeleitet hat, weil das ja normalerweise das Thema des Herrn
Abg Ulm ist. (Abg Mag Wolfgang Gerstl: Er ist krank! – Abg Nurten
Yilmaz: Gute Besserung!)
Ich verfolge natürlich auch
seit Jahren die ÖVP-Aussendungen, und ich kann es der ÖVP nicht abnehmen, dass
Sie sich Sorgen über die unglücklichen Frühpensionisten und Frühpensionistinnen
machen! Ihre Aussendungen beinhalten unter einem scheinheiligen
christlichsozialen schwarzen Deckmäntelchen Anschuldigungen, die medial so
ausgelegt werden, dass sie unter der arbeitenden Bevölkerung eine Kluft
schaffen. Werktätigen, denen es leider im Moment auf Grund der wirtschaftlichen
Lage nicht so gut geht und die schlechtere Arbeitsverträge haben als Beamte und
Beamtinnen oder Gemeindebedienstete, wird auf diese Weise ständig vorgeführt,
wie gut es den öffentlich Bediensteten geht, dass sie angeblich
Privilegienritter und -ritterinnen seien. Es wird vorgegaukelt, dass jemand,
wenn er bei der Gemeinde beschäftigt ist, quasi ein MA 2412-Leben hat: Jede
Dame ist eine Frau Knackal, und jeder männliche Gemeindebedienstete hat
Ärmelschoner und wirft seinen angebissenen Bleistift um 16 Uhr weg.
Meine Damen und Herren! So
ist es nicht! Es muss Präventionsmaßnahmen geben. Es gibt Frühpensionierungen
etwa im KAV-Bereich. Das hat auch Herr Ulm immer angesprochen. Es handelt sich
im Bereich der Spitäler und Geriatriezentren wirklich um so genannte
Burn-out-Berufe. Diesfalls muss Prävention gestartet werden.
Ich glaube, Herr Ulm hat
in seinen Aussendungen auch verschwiegen, dass Menschen, die in Frühpension
gehen, oft wirklich schwere Krankheiten haben. Ich möchte Ihnen einige nennen.
Ein Grund für die Frühpensionierung eines Mitarbeiters, Jahrgang 1955, ist ein
Speiseröhrentumor, ein anderer Mitarbeiter, Jahrgang 1958, hatte Lungenkrebs,
ein weiterer, Jahrgang 1953, hatte Knochenkrebs, und es gibt auch einen Fall
von Multipler Sklerose, Jahrgang 1980. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren von
der ÖVP! Außerdem gibt es da noch einen Fall von Krebs, aber ich lese Ihnen das
jetzt nicht vor, denn das würde jeden männlichen Anwesenden schockieren. –
Ich habe jetzt nur einige Gründe genannt, warum Personen wirklich in
Frühpension geschickt werden.
Ich bin jetzt nicht die
Göttin, meine Damen und Herren, aber ich kann Ihnen sagen, dass diese Menschen,
auch wenn sie nicht bei der Gemeinde angestellt wären, leider auch an diesen
Krankheiten leiden würden.
Zu der
sozialdemokratischen Vorgangsweise: Herr Ekkamp hat in seiner Aussendung von
„Reaktivierung“ geschrieben. Ich sage für die Leute, die nicht mit diesem Thema
befasst sind, dass das bedeutet, dass der Beamte oder die Beamtin, die sich
bereits im Ruhestand befindet, die Dienstfähigkeit wieder erlangen kann. Ich
habe jedoch in meiner ganzen Amtsperiode beziehungsweise in der
Gemeinderätlichen Personalkommission keine solche Reaktivierung erlebt, Herr
Ekkamp! (Zwischenruf von Abg Franz Ekkamp.) Ich habe eine solche
Reaktivierung noch nicht erlebt!
Zum Abschluss möchte ich zur ÖVP sagen: Sie machen
jetzt hier eine Aktuelle Stunde für die Medien, also ein bisschen
Medienspektakel. Ich möchte aber in Erinnerung rufen, dass Herr Ulm in seiner
ganzen Amtszeit auch in der gemeinderätlichen Personalkommission dem
vorzeitigen Ruhestand aus gesundheitlichen Gründen immer zugestimmt hat. Daher
frage ich: Was soll das, meine Damen und Herren? – Danke schön. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll:
Als nächster Redner
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