Landtag,
25. Sitzung vom 27.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 32
Präsident Prof Harry Kopietz:
Danke. - Die 3. Zusatzfrage stellt Frau Abg Matiasek. – Bitte.
Abg Veronika Matiasek
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Angesichts der Tatsache, dass die
Situation vor allem für die Menschen, die in ihrer Existenz bedroht werden, im
Moment immer enger wird und jetzt auch das Datum für die Einführung der
Mindestsicherung auf unbestimmte Zeit verschoben ist: Es war ja immer wieder in
Diskussion beziehungsweise wurde angeregt, soziale Transferleistungen auch zu
valorisieren. Sie haben sich bis jetzt dagegen ausgesprochen.
Können Sie sich
vorstellen, dass man, um die Situation dieser Menschen zu entspannen, jetzt
endlich auch eine Valorisierung sozialer Transferleistungen andenkt?
Präsident Prof Harry Kopietz:
Bitte, Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Frau
Abgeordnete! Ich bin ganz sicher, dass Ihnen die weit über eine allfällige
Valorisierung hinausgehende Erhöhung der Sozialhilfe, die in Wien vorgenommen
wurde, nicht entgangen ist, ebenso wenig wie (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Pflegegeld!) dass das Pflegegeld
entsprechend erhöht wurde, der Heizkostenzuschuss verdoppelt wurde. Ich denke
daher, es ist hier eine Fülle von Maßnahmen gesetzt worden, die weit über eine
solche allfällige Valorisierung hinausgehen.
Was wir wollen, ist diese
strukturelle Veränderung von den einzelnen Landessozialhilfen und der
dahinterstehenden Gesetzgebung hin zu einer in Österreich einheitlich
geregelten bedarfsorientierten Mindestsicherung. Es ist derzeit so, dass man in
einem Bundesland bis zu den Enkelkindern die Leistungen zurückzahlen muss, in
anderen Bundesländern hingegen, wie bei uns, zum Beispiel, gibt es das alles
nicht; die Höhen sind völlig unterschiedlich; auch die, wenn man es so nennen
will, finanziellen Accessoires - wie Heizkostenzuschuss, wie Mietbeihilfe -
sind völlig unterschiedlich. Es gibt also eine Reihe von Dingen, die völlig
unterschiedlich geregelt sind. Hier geht es um einen einheitlichen
Regelungsbedarf.
Mir wäre es lieber gewesen, das Ganze wäre vor vielen
Jahren schon passiert, das steht völlig außer Zweifel und ist gar keine Frage,
und ich will jetzt, dass es möglichst rasch umgesetzt wird, nachdem man zwischen
acht Bundesländern eine Einigung erzielt hat. Wien ist in dieser ganzen
Entwicklung der Antreiber, der Motor - nicht die Bremse.
Präsident Prof Harry Kopietz:
Danke, Herr Landeshauptmann. Die 4. Zusatzfrage stellt Frau Abg Smolik. -
Bitte.
Abg Claudia Smolik (Grüner Klub im
Rathaus): Herr Landeshauptmann! Abschließend noch eine Frage: Wien ist ja,
als Großstadt, in der Situation, dass die Armutszahlen steigen, dass die
armutsgefährdeten Menschen immer mehr werden. Und nicht nur wir, sondern auch die
Armutskonferenz fordert zum Beispiel schon seit Jahren, dass es einen
Armutsbericht über die Lage der Menschen in dieser Stadt gibt. Es ist für mich
völlig unverständlich, warum es in Wien diesen Bericht nicht gibt – im
Gegensatz zu anderen Ländern: Tirol hat erst kürzlich einen Reichtums- und
Armutsbericht vorgelegt, Niederösterreich und Kärnten haben ebenfalls solch
einen Bericht -, um auch treffsichere Instrumente zu entwickeln oder sich
anzuschauen: Wie treffsicher sind die Instrumente, die wir haben?, also auch zu
überprüfen, zu evaluieren und dann zu schauen: Wo kann man nachschärfen?
Ich würde Sie jetzt gerne fragen: Warum gibt es in
Wien keinen Armutsbericht? - Und vielleicht wird es ja doch einen geben. Und
wenn es einen geben könnte: Wann könnte es diesen geben?
Präsident Prof Harry Kopietz:
Bitte, Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Ich kann
Ihnen diese Frage nicht beantworten, ich weiß es schlicht und ergreifend nicht.
Ich werde mich aber erkundigen, denn angesichts des Unterschieds im
Leistungsniveau gerade in diesen Bereichen, wie etwa zwischen Wien und
Niederösterreich, muss ja das letztendlich auch ein - relativ gesehen, denn
jeder Einzelne, der unter die Armutsgrenze fällt, ist einer zu viel -
erfolgreicher Leistungsbericht sein. Denn es mag sein, dass in Tirol oder in
Niederösterreich ein derartiger Armutsbericht vorliegt, aber wenn ich mir
anschaue, welche Unterschiede es da nicht nur vom Niveau der Leistung, sondern
auch von der Zugänglichkeit zur Leistung gibt, dann frage ich mich schon, ob
dieser Bericht tatsächlich ein so tolles Instrumentarium ist. Es kann mir
nämlich kein Mensch einreden, dass man, wenn es in Oberösterreich etwas über 4 000 Sozialhilfeempfänger gibt und
in Wien etwas über 90 000 Sozialhilfeempfänger, deswegen sagen kann, in
Wien ist die Armut um so vieles größer als in Oberösterreich, sondern: Bei den derzeitigen Regelungen sind viele
dieser Leistungen im Gemeindeamt abzuholen, und da gibt es eben schon eine Menge
Menschen, die sich genieren, solche Leistungen auch in Anspruch zu nehmen. Ich
bin in einem Dorf mit 550 Einwohnern in Niederösterreich aufgewachsen, und ich
kenne die Transparenz einer solchen dörflichen Gemeinschaft und die daraus
resultierenden Kommunikationsformen, die es dort gibt. - Es hat also mit
Sicherheit auch eine ganze Menge mit der Zugänglichkeit zu tun.
Aber Ihre Frage nehme ich mit. Ich weiß es nicht, und
ich werde mich erkundigen.
Präsident Prof Harry Kopietz:
Danke, Herr Landeshauptmann. Damit sind wir am Ende der Fragestunde angelangt.
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde.
Die Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages
und Gemeinderates hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema „Wien – erstes
Bundesland mit Gratiskindergarten von 0-6 Jahren" verlangt. Das
Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß
beantragt.
Ich bitte den Erstredner, Herrn
Abg Mag Wutzlhofer, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich in
Erinnerung rufen möchte, dass die Redezeit mit zehn Minuten
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