Landtag,
25. Sitzung vom 27.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 32
nämlich die
KindergartenassistentInnen und als Nächste die KindergartenpädagogInnen. Das
ist untragbar, denn die müssen mit einem Gehalt auskommen, das mit Müh und Not
die Armutsgrenze überschreitet. Wir hätten hier gerne nicht kleine
Verhandlungen mit 2, 3, 4 Prozent, sondern da gehört ein gewaltiger Sprung
her, nämlich von 30 bis 40 Prozent, damit die Menschen, die dort arbeiten und
die sich jeden Tag mit den Kindern in dieser Stadt beschäftigen, auch anständig
bezahlt sind und damit deren Kinder nicht in Armutshaushalten aufwachsen
müssen.
Das ist nämlich auch eines der Probleme - und das
wird ja jetzt auch von der Sozialdemokratie zugegeben, ist aber letztes Jahr im
November bei der Budgetrede noch bestritten worden –: die Personalknappheit in
diesem Bereich, die es unter anderem deswegen gibt, weil viele nach
Niederösterreich abwandern, zum Teil wegen des langen Urlaubs, der wieder
unpraktisch für die Eltern ist, aber zum Teil auch wegen einer besseren
Bezahlung. Sie müssen in Wien das Personal besser bezahlen, sonst werden Sie
die Personalsituation nicht in den Griff bekommen!
Das sind die offenen Fragen, die man jetzt an
Christian Oxonitsch, den zuständigen Stadtrat, stellen muss: Für wen ist es
gratis? Welche Qualität soll der Kindergarten haben? Welche zusätzlichen
Angebote bezahlen die Eltern alle selber? Denn: Power Boomer, Native Speaker,
bilingualer Unterricht - das klingt, wie wenn das der Ur-Luxus wäre, aber wir
leben nun einmal nicht in einer einsprachigen Welt, und wenn wir uns etwas
wünschen dürften, dann hätten wir natürlich gerne, dass alle Kinder
mehrsprachig unterrichtet werden. (Abg Mag Jürgen Wutzlhofer: Ja, aber
manche Private bieten jetzt schon ..., die dafür Geld verlangen!)
Die Frage ist: Was ist gratis? Für wen ist es gratis?
Und: Wer darf das alles in Anspruch nehmen? Gibt es einen Rechtsanspruch für
alle? - Den gibt es nicht. Den hätten wir gerne – und nicht eine
Bedarfssituation, wo man dann versucht, Einzelne herauszuhalten, weil es sich
nicht ausgeht. Dieser Rechtsanspruch ist bis jetzt nicht gegeben, und das muss
man zumindest einmal anpeilen und klar sagen. So wie an einer Volksschule: Da
werden ja auch nicht Leute abgewiesen, weil die Eltern nicht beide berufstätig
sind, sondern die werden mit sechs Jahren alle aufgenommen. Wir wollen, dass
alle Null- bis Sechsjährigen
aufgenommen werden, wenn es sich die Eltern wünschen.
Und das Letzte ist noch einmal, weil mir das wirklich
wichtig ist: Wenn man die Personalsituation entschärfen will, muss man auch
entsprechende Gehälter bezahlen. Es würde mich schon interessieren, wieso die
Sozialdemokratie glaubt, die schlechtesten Gehälter der Gemeinde Wien
ausgerechnet den KindergartenpädagogInnen zahlen zu müssen. Das sind diejenigen,
die keine Zulagen bekommen. Da arbeiten nahezu ausschließlich Frauen - Sie
kennen den Anteil. Das macht auch etwas aus. Man muss quasi sagen: Lockt die
Männer in den Job hinein, denn dann werden die Jobs am Ende auch besser
bezahlt! Aber das wird man in diesem Fall umgekehrt machen müssen: Gehälter
hinauf!, dann gibt es dort auch eine andere Aufteilung. Das muss man sich auch
wünschen, auch in frauenpolitischer, auch in gender-gerechter Hinsicht. Meine
Kinder haben bis jetzt ausschließlich Frauen als Betreuungspersonen
vorgefunden. Die einzige männliche Betreuungsperson, die ich kenne, bin ich
persönlich, und der Rest sind alle Frauen. Ich bin zwar froh, dass es viele
Frauen gibt, die diese Arbeit auch zu diesen schlechten Arbeitsbedingungen
machen, aber wünschen würden wir uns etwas anderes: eine bessere Bezahlung,
eine 30- bis 40-prozentige Erhöhung der Bezahlung für KindergartenpädagogInnen.
(Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abg Dr Aigner. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und
Herren! Es ist eigentlich schon unglaublich, was Sie von der SPÖ sich
herausnehmen. Dass Ihnen selbst nicht ganz wohl in Ihrer Haut ist, zeigt ja der
Umstand, dass Sie beim propagandamäßigen Abfeiern Ihres eigenen Meilensteins
mit einer derartigen mangelhaften Präsenz zu Werke gehen. (Beifall bei der
ÖVP.)
Sie kommen mir vor wie jemand, der einem anderen den
Gewinn einer Reise oder eines All-inclusive-Urlaubs versprochen hat, wobei man
dann hinterher aber draufkommt, dass das eigentlich nicht so gratis ist, wie es
sein soll, oder dass das All-inclusive eben nicht den herkömmlichen
Vorstellungen entspricht, sondern dass da doch das eine oder andere zu zahlen
ist, und am Schluss kommt man drauf, dass man die halbe Sache sowieso berappen
muss. (Beifall bei der ÖVP.)
Eine Replik zu den Ausführungen von Herrn Kollegen
Wutzlhofer, der sich Gedanken macht, dass das familiäre Umfeld etwas mit den
späteren Karriere- und Bildungschancen zu tun hat: Die Gruppe, wo das familiäre
Umfeld und das generationenlang Verhaftet-Sein am meisten über Karrieren
entscheidet, ist aus meiner Sicht die Wiener SPÖ. Sie machen es ja immer wieder
vor, dass hier familiäre Bande sehr wohl eine große Rolle spielen. Gehen Sie
einmal in sich, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP. – Abg Mag
Jürgen Wutzlhofer: Machen Sie sich jetzt lustig über die gleichen Chancen von
Kindern in Österreich?)
Im Unterschied zu Ihrem Präsidenten bin ich sehr
ernst bei diesem Thema und habe nicht den Tag des Lachens ausgerufen, sondern
den Tag der Wahrheit. Und die Wahrheit werden wir Ihnen jetzt wie einen Spiegel
vor das Gesicht halten. (Beifall bei der ÖVP.)
Sie kündigen Dinge an, die seit
Jahren hier gefordert worden sind - und ich habe Frau VBgmin Laska noch gut in
den Ohren, wie sie die höchsten Kindergartentarife Österreichs verteidigt hat.
Sie war nicht einmal zerknirscht, sondern sie hat verteidigt, dass der Wiener
Kindergarten die teuerste Bildungseinrichtung ist. Das war eine
Mittelstandsbelastung, die man seitens der SPÖ gewollt hat und auch
jahrzehntelang aufrechterhalten hat. Und dass Sie selbst ein schlechtes
Gewissen
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