Landtag,
28. Sitzung vom 26.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 76
abgeführt. Ich kann Ihnen versichern: Solange die ÖVP in Bezug auf
Gleichstellung von Lesben und Schwulen derartig diskriminierend vorgeht, wird
die öffentliche Debatte noch sehr viel länger weitergehen, und auch über die
Beschlussfassung der eingetragenen Partnerschaft hinaus.
Eine dieser diskriminierenden und eigentlich inakzeptablen Bedingungen
der ÖVP war, dass Lesben und Schwule in dem Augenblick, wo sie eingetragene
Partnerschaften eingehen wollen, nicht feiern dürfen.
Daher meine Frage: Wie wird das Land Wien vorgehen, damit Lesben und
Schwule, wenn sie eine eingetragene Partnerschaft eingehen und diese feiern
wollen, auch feiern können?
Präsident Prof Harry Kopietz: Frau Stadträtin,
bitte.
Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Die öffentliche Debatte
ist zum Entwurf abgeführt, aber ich habe ja auch gesagt, dass ich es so sehe,
dass das ein weiterer Schritt ist, dass es kein kleiner Schritt ist - das ist
keine Frage -, aber dass wir noch weg sind von dem, was das tatsächliche Ziel
ist, nämlich von der tatsächlichen Gleichstellung. Das stimmt. Ich bedauere das
auch sehr, dass die Zeremonie und das Standesamt nicht möglich sein werden.
Und um es jetzt hier sehr rechtskonform zu beantworten: Wir haben in
dieser Stadt dafür Sorge zu tragen, dass wir mit unserer obersten
Bezirksverwaltungsbehörde eine Möglichkeit schaffen zur Verpartnerung, wie es
im Gesetz heißt, und da gilt es jetzt auch anzuschauen: Welche Orte sind
möglich? Wie ist es möglich, dass man die Eintragung auf der einen Seite
rechtlich gut vollzieht, aber auf der anderen Seite - und das ist derzeit noch
ein bisschen eine Herausforderung - dafür Sorge trägt, dass es auch
entsprechend feierlich oder würdevoll sein kann?
Dass es nicht am Standesamt ist, das ist Faktum - das bedauere ich -,
aber wir werden in der Stadt Vorsorge treffen dafür, dass unsere oberste
Bezirksverwaltungsbehörde - die wir ja auch sind, weisungsgebunden dem
Innenministerium - hier einen Weg finden wird. Das kann ich zusichern.
Ich möchte aber am Schluss dieser Beantwortung nochmals anfügen, dass
ich natürlich bedauere, dass diese Zeremonie, so wie wir sie uns vorgestellt
haben, nicht kommt.
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke. - Die 2.
Zusatzfrage stellt Frau Abg Mag Feldmann. - Ich ersuche darum.
Abg Mag Barbara Feldmann (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Stadträtin! Ihr Einsatz für die Gleichstellung
der gleichgeschlechtlichen Partnerschaft mit der Ehe in allen Belangen in allen
Ehren, aber: Sehen Sie keine Unvereinbarkeit darin, sich in der Öffentlichkeit
für die Rechte homosexueller Partnerschaften einzusetzen und andererseits aber
zu schweigen, wenn Mitarbeiter der Stadt Wien auf Grund ihrer sexuellen
Orientierung gemobbt werden?
Präsident Prof Harry Kopietz: Frau Stadträtin,
bitte.
Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Mit der gleichen
Vehemenz, wie ich um die Anerkennung von Liebe kämpfe, egal, wer wen wie liebt,
mit der gleichen Vehemenz kämpfe ich dafür, dass es keine Diskriminierung in
der Stadt gibt. Wir haben jetzt gerade eine Feierlichkeit anlässlich von zehn
Jahren unabhängigem Bedienstetenschutz gehabt, wir haben dort unsere Ressourcen
aufgestockt und haben wirklich dafür Sorge getragen, dass wir gerade auch in
Bezug auf diese Themen rund um das Phänomen Mobbing als Arbeitgeberin unsere
Verantwortung entsprechend wahrnehmen können. Ich verurteile grundsätzlich jede
Mobbing-Attacke und besonders natürlich auch solche, die sich sozusagen auf
Homophobien beziehen.
Ich möchte aber an dieser Stelle sagen, dass ich es ein bisschen
verwunderlich finde, welchen Bogen Sie hier spannen, genau bei diesem Thema,
weil Sie und Ihre Partei es ja letztlich waren, die dann die tatsächliche
Gleichstellung nicht ermöglicht haben. Und ich hoffe - und es gibt ja auch gute
Signale von Ihrer designierten Parteivorsitzenden in Wien -, dass dieser Kampf
auch für die ÖVP noch nicht zu Ende ist und dass wir es irgendwann einmal
schaffen, eine tatsächliche Gleichstellung zu erreichen. Ihre Interviews haben
mich zumindest einmal sehr zuversichtlich gestimmt.
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke. - Die 3.
Zusatzfrage stellt Frau Abg Mag Ramskogler. – Bitte.
Abg Mag Sonja Ramskogler (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau
Stadträtin! Es ist so, dass es ja eigentlich - wie wir ja auch schon ein
bisschen gehört haben in dieser Debatte - unter der Schüssel-ÖVP unmöglich war,
irgendeinen Schritt in diese Richtung einer Gleichstellung zu setzen. Jetzt ist
ein winzig kleiner Schritt gesetzt worden, und es ist eigentlich wirklich ein
Glück, dass die ÖVP nicht imstande ist, das Feiern zu verbieten - denn wenn sie
auch das noch könnte, wäre es wirklich ein Drama, aber das kann sie nicht. Das
heißt, das Feiern können die Leute von selber tun.
Nichtsdestotrotz, Frau Stadträtin: Wie werden Sie dieses Ziel
unterstützen, dass es in diese Richtung wirklich jede Gleichstellung gibt, um
also auch Feierlichkeiten zu ermöglichen?
Präsident Prof Harry Kopietz: Frau Stadträtin,
bitte.
Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Wie schon gesagt, es war
ein Herzenswunsch der SPÖ, eine Feierlichkeit am Standesamt im Sinne der
Gleichstellung zu erreichen, das war aber in den Verhandlungen mit der ÖVP dann
letztlich doch nicht möglich.
Was wir aber jetzt schon sehen, ist ein Entwurf, der jetzt einmal
daliegt - noch nicht abgestimmt, aber trotzdem, er liegt jetzt einmal da -,
wonach wir als Stadt Wien, als Bezirksverwaltungsbehörde, sehr wohl
Möglichkeiten haben werden, eine Vorgangsweise mit einer zentralen
Antragstellung zu schaffen, und dann auch ein Paket zu schnüren, wo wir zeigen,
wo überall in Wien und wie man feierlich und würdevoll eine PartnerInnenschaft
eintragen lassen kann.
Das ist mein absolutes Ziel - natürlich unter Einhaltung
aller gesetzlichen Regelungen. Das muss man auch
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