Landtag,
28. Sitzung vom 26.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 76
eine Bereicherung einer europäischen Diskussion, die uns allen
miteinander ganz guttun würde.
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke. - Die 1.
Zusatzfrage stellt Herr Abg Dr Tschirf. - Bitte.
Abg Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Landeshauptmann, ich freue mich über diese
Antwort. Haben Sie schon eine Initiative auch im Rahmen der
Landeshauptmännerkonferenz getätigt, damit hier ein gemeinsames Anliegen auch
der Landeshauptleute auf diesem Gebiet zum Ausdruck gebracht wird?
Lhptm Dr Michael Häupl: Nein. Aber da heute
Nachmittag die Landeshauptleutekonferenz im Burgenland beginnt, habe ich
durchaus vor, dies außerhalb des offiziellen Teils der Landeshauptleutekonferenz,
sohin im wesentlichen Teil der Landeshauptleutekonferenz, zu besprechen.
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke. - Die 2.
Zusatzfrage wurde von Herrn Abg Dr Günther gestellt. - Ich bitte darum.
Abg Dr Helmut Günther (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Landeshauptmann! Ich halte die Idee des Rederechts,
ehrlich gesagt, für vernachlässigbar. (StRin
Dr Monika Vana: Das ist eh klar!)
Ich habe aber einen anderen Vorschlag, der, wie ich mir vorstellen
könnte, auch die Zusammenarbeit mit dem Parlament beziehungsweise mit dem
Bundesrat verstärken würde. Bereits heute wird im Bundesrat ja die
Rechtmäßigkeit nach Subsidiarität und Verhältnismäßigkeit im EU-Ausschuss des
Bundesrates geprüft - im Moment noch ohne wirkliche Auswirkungen zu haben, aber
doch schon als Vorbereitung. Und bei Inkrafttreten des Lissabon-Vertrages wird
das auch der Kommission zur Verfügung gestellt.
Nun werden ja die Mitglieder des Bundesrates alle von den Ländern
entsandt. Und hier wäre mein Vorschlag - und da würde ich Sie fragen, ob Sie
sich dem anschließen könnten -, dass die Zusammenarbeit mit dem EU-Ausschuss
des Bundesrates eine engere wird und bei Einrichtung der Europakommission als
Ausschuss hier ein Gegenpol entstehen könnte, um direkt die Fragen dorthin
richten zu können.
Präsident Prof Harry Kopietz: Bitte, Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Herr Landtagsabgeordneter,
ich glaube, wir werden über einiges nachdenken müssen im Hinblick auf die
Frage, ob die Strukturen, wie wir sie heute auch hier auf der Wiener Ebene
haben - und ich würde das jetzt bewusst nicht nur auf den Wiener Landtag
fokussieren -, den Anforderungen, die auf Grund des Inkrafttretens des
Lissabon-Vertrags auf uns zukommen, tatsächlich gerecht werden.
Ich denke, dass bei dem nunmehrigen Recht, etwa eine Rüge bei
Verletzung des Subsidiaritätsprinzips seitens nationaler Parlamente
einzubringen, natürlich auch die Rolle des Bundesrates zumindest um ein weniges
neu definiert wird und die Rolle des Bundesrates generell gesehen natürlich
auch eine entsprechende Belebung erfährt - was mich freut, denn bisher hat man
ja vielfach nur das relativ schnoddrige „Abschaffen, das brauchen wir
nicht!" gehört. Aber wir werden uns natürlich auch Gedanken darüber
machen, wie wir hier mit dem umgehen.
Ich kann mich durchaus sehr dafür erwärmen, auch einen formellen
Ausschuss einzurichten, der sich mit Europafragen beschäftigt. (Demonstrativer Beifall von Abg Marco
Schreuder.) Wie das rechtlich umzusetzen ist, kann ich zur Stunde noch
nicht vollinhaltlich beantworten. Aber das ist eine Sache, die man vorbereiten
muss, sodass man dann, so denke ich, zu einem gemeinsamen Ja kommen kann.
Dazu wird es sicherlich auch wichtig sein, dass die Vernetzung
jedenfalls mit dem Bundesrat, aber natürlich auch mit den österreichischen
Abgeordneten im Europäischen Parlament - zumindest jenen, die sich auch mit
Wien verbunden fühlen oder die aus Wien kommen - entsprechend organisiert wird.
Denn es bietet uns dieser Lissabon-Vertrag - worauf ich immer wieder
hingewiesen habe, und Sie wissen das natürlich auch sehr gut - eine Fülle von
neuen Möglichkeiten, die nun in der Tat einer Partizipation der Regionen und
der Kommunen in diesem Europa gerechter wird. Das war ja für mich immer auch
ein wesentliches Argument für diesen Lissabon-Vertrag - an dem viel zu
kritisieren ist, das steht außer Zweifel; aber das war für mich ein Grund, dem
Lissabon-Vertrag auch wieder positiv gegenüberzustehen.
Ich bin also sehr offen dafür, auch für Vorschläge und Vorstellungen, wie
wir einfach unsere Strukturen adäquat gestalten können für das, was nunmehr an
zusätzlichen Aufgaben auch auf die nationalen Parlamente, aber natürlich auch
auf die regionalen Parlamente zukommt. Das müssen wir tun, das ist letztendlich
auch unsere Aufgabe, denn wir haben uns angesichts dessen, was an europäischen
Rahmenbedingungen für unsere Arbeit gestellt wird, umgekehrt auch entsprechend
einzumischen. Die Umsetzung des Subsidiaritätsprinzips, oder zumindest die
Annäherung an dieses, ermöglicht uns dies auch.
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke. - Die 3.
Zusatzfrage wird von Herrn Abg Schreuder gestellt. – Ich ersuche darum.
Abg Marco Schreuder (Grüner
Klub im Rathaus): Ich war
ein bisschen verwundert über diese Frage der ÖVP, weil ja die GRÜNEN schon sehr
lange im Nationalrat fordern, dass EU-Parlamentarier und -Parlamentarierinnen
dort ein Rederecht bekommen. Uns überrascht es, dass das im Landtag gehen soll,
aber im Nationalrat nicht. Das möge aber die ÖVP erklären.
Ich habe positiv zur Kenntnis genommen, dass Sie darüber nachdenken,
die Europakommission zu einem Ausschuss zu machen. Ich habe noch nie
verstanden, warum es da nicht schon jetzt einen Ausschuss gibt. Die Europäische
Union war ja auch schon vor dem Lissabon-Vertrag sozusagen ein wichtiger
Einfluss auf die Stadt und auf die Stadtpolitik und auf die Landespolitik.
Daher meine Frage, die ich jetzt umdrehe – weil ich das nie verstanden
habe -: Warum ist die Europakommission nicht schon längst ein Ausschuss?
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular