Landtag,
28. Sitzung vom 26.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 76
einen Seite ein Beispiel dafür, auf der anderen Seite natürlich auch
der von uns so oft kritisierte Dachbodenausbau in der Innenstadt, der
unkontrollierte nämlich, der zu einer Zerstörung ganzer Stadtgebiete geführt
hat.
Es wurde schon von meinem Vorredner gesagt, wie das passiert ist.
Flämmarbeiten haben das ausgelöst. Wir haben auch längere Zeit mit Interesse
versucht zu klären, ob Brandstiftung vorliegt, haben auch eine entsprechende
Dienstaufsichtsbeschwerde gemacht, die aber natürlich kein Ergebnis gebracht
hat. Jetzt hat es allerdings einen Schuldspruch für den Dachdecker, der diese
Flämmarbeiten durchgeführt hat, wegen nicht sorgfältiger Vorgangsweise gegeben.
Allerdings ist im April des gleichen Jahres 2001 das Bundesdenkmalamt
offensichtlich vom Betreiber ersucht worden, dass hier der Denkmalschutz
aufzuheben wäre. Es wurde festgestellt, dass das abgelehnt wird, aber an der
Erhaltung der Dachkonstruktion der Saaldecke des Bühnenbereichs bestünde kein
öffentliches Interesse mehr. Eine an und für sich ganz bedauerliche
Feststellung und ein Einknicken des Bundesdenkmalamtes. Ich verstehe in keiner
Weise, warum. Ich muss sagen, ein Versagen und ein Einknicken vor einem
vielleicht mächtigen Bürgermeister, ah Baumeister, der seine entsprechenden
Beziehungen gehabt hat, wie auch immer.
Wir sind damals und das fällt mir auch heute noch als beste Lösung ein
- wir sind für alle anderen auch offen -, für den Neubau eines Hotels gewesen,
das diese Säle umfasst, sie renoviert und für Veranstaltungen oder einfach für
Kongresse zur Verfügung stellt. Von der Größe her wäre dieser Saal genau etwas,
was wir in Wien bräuchten. Die Möglichkeit der Wiedererrichtung der ziemlich
zerstörten Säle wäre uns ein echtes Anliegen.
Dieses Versagen, was da von allen Beteiligten stattgefunden hat, ist
bedauerlich. Ich erinnere mich mit Schrecken daran, wie wir sehen mussten, wie
hier vom Betreiber, vom Eigentümer Abrissfirmen eingesetzt wurden, die ohne
Hinderung durch Wien, ohne Hinderung durch das Denkmalamt einen noch völlig
intakten Saal so zerstört haben, dass alle Balustraden hin sind und Ähnliches
mehr. Das ist alles passiert, ohne dass hier seitens der Stadt Wien irgendwas
geschehen ist. Wenn ich mich daran erinnere, dass, wenn irgendwo ein
Hausbesitzer eine Balustrade verändert oder irgendwo ein Hausbesitzer ein
Gesims entfernt, sofort das Denkmalamt, die 19er, anmarschiert und hier Strafen
verhängt, oder dass eben beim Aufhängen eines Gasthausschildes sofort eine
Kommission zusammentritt, so ist es völlig widersinnig, unverständlich,
zutiefst grotesk und bedauerlich (Beifall bei der FPÖ.), dass hier
seitens der Stadt Wien keinerlei Handlungsweise unternommen wurde. Das Ausreden
auf irgendwelche formalen Dinge ist kein Grund. Ich glaube, Möglichkeiten sind
immer genug gegeben gewesen.
Jetzt hat die ARWAG hier das Heft in der Hand. Ich hab da noch einen
Pressedienst, wo drinnen steht, im Jahre 2007 liegt das Projekt vor und im
Jahre 2010 sei es verwirklicht. Wir haben bereits fast Winter 2010, geschehen
ist nichts. Ich will aber der ARWAG in dem Sinn gar nicht einmal den guten
Willen absprechen. Ich weiß nicht, warum sie das immer wieder verzögert und
hinausschiebt. Ich möchte aber auch eines hier sagen: ARWAG steht nicht für
sich, ARWAG ist sehr wohl im Einflussbereich der Stadt Wien, die Wien Holding
ist an der ARWAG mit 28,65 Prozent beteiligt. Ich erwarte daher mit aller
Deutlichkeit, dass der Bürgermeister dieser Stadt und der Kultur- und Wohnbaustadtrat
das Ihre dazu beitragen, um zu erreichen, dass dieser Ruine hier endlich wieder
Leben eingehaucht wird und ein Schandfleck für Wien, aber auch ein Schandfleck
für die sozialistische Mehrheitspartei ein Ende findet.
Retten wir, meine sehr geehrten Damen und Herren, den verbliebenen Rest
und machen wir aus der Ruine wieder etwas, auf das sich die Wiener freuen
können! (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke. Als Nächste zum Wort
gemeldet ist Frau Abg Dipl-Ing Gretner. Ich erteile es ihr.
Abg Dipl-Ing Sabine Gretner (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte auch noch einmal kurz aufreißen: Was ist
passiert? Im August 2001 hat dieser Brand stattgefunden. Daraufhin war die
Ruine fünf Jahre ohne jeglichen Schutz. Im Jahr 2004 hat StR Schicker, den ich
auch im Saal schon gesehen habe, einen Architekturwettbewerb veranstalten
lassen, der rund 100 000 EUR gekostet hat und ein Ergebnis gebracht,
das aber dann nicht weiterverfolgt wurde. 2006 hat dann die ARWAG die Sophiensäle
vom damaligen Eigentümer erworben und es hieß, man möchte ein bisschen Kultur,
Büros, Wohnen, Tiefgarage, Geschäfte und die Sanierung sei noch möglich. Ich
kann mich dann auch noch an eine Projektpräsentation erinnern, bei der ich
selbst anwesend war, wo dieses Projekt vorgestellt wurde. Architekt Albert
Wimmer hat da so eine Struktur geplant und man hat damals gesagt, Renovierung
sei ab Februar 08 geplant, der Baubeginn mit Anfang 09. Wie wir
wissen, hat das alles nicht stattgefunden und man muss sich fragen: Wie kam es
eigentlich dazu? Da muss ich sagen, einerseits ist in Österreich das
Denkmalschutzgesetz sicher viel zu schwach. Es gibt zwar, wie gesagt, die
Unter-Schutz-Stellung von solchen Baudenkmälern, aber es gibt keine
Haltungspflicht, das heißt, der damalige Eigentümer hat das ja auch ausgekostet
und hat gesagt, okay, also es steht unter Denkmalschutz, aber wir lassen dann
halt eine Ruine da herumstehen. Insofern muss man sagen, hat die ARWAG
wenigstens angekündigt, dass sie das nicht so vorhat. Allerdings mehr als heiße
Luft ist davon leider bis jetzt nicht geblieben und da seh ich wiederum die
Verantwortung der Stadträte. Herr StR Ludwig hat vorhin auch zugehört. Und ich
sehe, dass ein Teil des Problems ist, dass eben hier unterschiedliche Ressorts
quasi zuständig wären, also einerseits Ludwig, dann auch Schicker. Er hat ja
auch einen Wettbewerb durchgeführt und hat sich da eine Zeit lang auch
zuständig gefühlt. Aber sicher auch der Kulturstadtrat, um dann eine geeignete
Nutzung für diesen Saal zu finden. Genau da liegt das Problem wie so oft in
dieser Stadt, dass man sich
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