«  1  »

 

Landtag, 28. Sitzung vom 26.11.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 19 von 76

 

besitzt und nach einem Mieter für dieses schützenswerte Objekt sucht, das, wie gesagt, schon die Gebrüder Strauß genutzt haben und auch Karajan für Tonaufnahmen. Und Sie erinnern sich vielleicht auch an die Rapper der 90er Jahre. Da hat es allerdings mannigfaltige Anrainerproteste gegeben. Nun sind ja die Sängerknaben vielleicht nicht so laut wie die Rapper, aber ich kann Ihnen nur eines verraten, von Bezirksseite her gibt es natürlich von Anrainern gegen einen Veranstaltungsort Sophiensäle jede Menge Einwände und Proteste.

 

Ich muss jetzt noch dazu sagen, dass der derzeitige (Abg Marco Schreuder: Gegen Bauland noch mehr! Noch viel mehr!) Projektstatus so ist, dass man diese Baugenehmigung mit teilweise geänderter Nutzung als Seminarhotel anstrebt mit einer Bespielung des historischen Ballsaals. So gesehen können wir nur hoffen, dass es nicht weitere Anrainerproteste für die genehmigte Baueinreichung gibt.

 

Wie gesagt, im Dezember wird mit der Fundierung begonnen und bis Frühling 2010 wird es so weit sein, dass es eine Entscheidung für das eine oder das andere Projekt gibt. Der historische Ballsaal wird jedenfalls in der einen oder anderen Form erhalten bleiben. Ich möchte nur noch darauf hinweisen, dass durch den plötzlichen Tod von Mag Franz Hauberl im August dieses Jahres die ARWAG in ihrer Handlungsfähigkeit auch eingeschränkt war. Danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Präsidentin Marianne Klicka: Danke, Frau Abgeordnete. Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau Abg Frank. Ich erteile es ihr.

 

Abg Henriette Frank (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

August Siccard von Siccardsburg ist ein typischer Wiener Vertreter, der in Wien gelebt, in Wien studiert und an der Akademie unterrichtet und zudem internationalen Ruf genossen hat. Es gibt in Wien nur sehr, sehr wenige Bauten von ihm wie etwa das berühmteste Beispiel die Oper, die auch der erste Großbau der Wiener Ringstraße war und Teile des Arsenals, um nur einige zu nennen. Aber sehr viele sind es ja ohnehin nicht. Die Sophiensäle waren ebenfalls ursprünglich sein Werk, wenngleich man sagen muss, es ist dazwischen sicher schon sehr, sehr viel verändert worden.

 

Aber dieses Bauwerk – und das wurde jetzt schon ein paar Mal gesagt – ist auch ein Teil der Wiener Seele. Viele verbinden damit sehr persönliche Erinnerungen und vor allem solche aus der Jugendzeit. Das Wesentliche aber an der Situation ist, dass der Herr Landeshauptmann gehandelt hat durch Nichthandeln und zwar in der Form, dass er zugunsten der zukünftigen Betreiber die Hände in den Schoß gelegt und auf Zeit gesetzt hat. Diese Zeit hat ja jetzt ihres dazu beigetragen, dass eine Ruine übriggeblieben ist, die kaum mehr zu retten sein wird. Selbst das ursprüngliche Arrangement des Betreibers, dass Teile wieder rekonstruiert werden, ist mittlerweile auch zurückgenommen worden.

 

Wenn Sie, Frau Kollegin Vitouch, jetzt hier heraußen Entschuldigungen vorbringen wie etwa die Fundamente, dann möchte ich sagen, dass bis zu dem Zeitpunkt, wo der Brand stattgefunden hat, die Fundamente überhaupt kein Thema waren. Wenn man etwas entschuldigen will, dann findet man immer irgendetwas, aber in diesem Fall ist es wirklich nicht das Richtige. (Abg Dr Elisabeth Vitouch: Sie sind nicht jünger geworden!)

 

Es ist ja auch leider kein Einzelfall, der hier mit den Sophiensälen passiert, der in die Regierungszeit des Herrn Bürgermeisters beziehungsweise Landeshauptmanns fällt und den er und nur er zu verantworten hat. Nehmen wir ... (Abg Karlheinz Hora: Wieso? Wieso bitte?) Ich sage es Ihnen dann, wenn ich fertig bin, bitte, Herr Hora, ich hab nur fünf Minuten.

 

Nehmen wir die Werkbundsiedlung, internationale Architekten, ein geschlossenes Ensemble von Weltruf, und was passiert in dieser Stadt? Genau nichts. Auch hier sieht man tatenlos dem Verfall zu trotz aller erhaltenswerter Substanz. Dasselbe gilt für Grinzing. Hier können wir Bürgerbefragungen machen. Da können Sie gleich das Ausland mitbefragen, denn es ist eines der beliebtesten Touristenziele und weltweit bekannt. Da haben Sie dann vielleicht eine große Resonanz. Und auch dort ist man nicht bereit zu erhalten, was zu erhalten möglich wäre. Neustift, Nußdorf (Beifall bei der FPÖ.), Kahlenbergerdorf.

 

Mein Kollege, Herr StR Herzog, hat noch das Dianabad angesprochen. Aber auch im Amalienbad hat man bei der Restaurierung ohne Skrupel die seinerzeitigen Mosaike aus der Entstehungszeit einfach abgetragen und weggetan, weil sie irgendwo im Wege waren. Ich finde, das ist überhaupt nicht in Ordnung!

 

Und wie war das alles noch mit der Kärntner Straße? Zuerst die Aufregung, da waren die Dachaufbauten, wurde schon angesprochen, dann die modernen Kandelaber, jetzt ist es die Pflasterung, der Bau von Peek & Cloppenburg und der Naschmarkt wird jetzt auch noch ins Visier genommen und angegriffen.

 

Ich bin sicherlich eine Vertreterin einer sinnvollen Kombination von alt und neu und es muss nicht alles mit Gewalt erhalten werden, wenn es nicht möglich ist. Aber sinnlose Zerstörung ist abzulehnen. Das Denkmalamt schweigt zu all diesen Vorfällen - leider. Und man hat diese Institution auch regelrecht ausgehungert, um in aller Ruhe die totale Umgestaltung dieser Stadt so rasch wie möglich voranzutreiben. Was die MA 19 betrifft, so wird sowieso kaum mehr wahrgenommen, dass sie überhaupt noch existiert. Viele durch die Untätigkeit dieser Magistratsabteilung Betroffene wollen sogar, dass sie abgeschafft wird.

 

Und der Herr Landeshauptmann – und jetzt komme ich zu Ihnen, Herr Hora, jawohl -, der ist für das alles, was ich jetzt aufgezählt habe, verantwortlich, denn als Bürgermeister dieser Stadt ist er oberste Bauinstanz! (Aufregung bei der SPÖ.) Er kann Einhalt gebieten, wenn es erforderlich ist. Er kann einschreiten und dafür sorgen, dass man den Bürgern und der Stadt ihre Identität erhält und sie nicht auf dem Altar von Gigantomanie und Internationalität opfert. (Beifall bei der FPÖ.)

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular