Landtag,
28. Sitzung vom 26.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 76
Anmeldung der
Initiative sein sollte. Wir halten das im Grund für eine ganz gute Idee.
Das Verfahren zur
Anmeldung einer Bürgerinitiative ist ebenso eine Frage. Da müsste es natürlich
ein verbindliches Verfahren geben.
Weitere Fragen
sind zum Beispiel, ob es Online-Bürgerinitiativen geben soll, also kann man
sich online registrieren und ist Teil dieser Initiative oder gilt das nur mit
der physischen Unterschrift. Und so weiter und so fort. Daher der Antrag von
mir und meinen FreundInnen von den Grünen:
„Die Wiener
Landesregierung möge eine Stellungnahme des Landes Wien zu den im Grünbuch der
EU-Kommission über die Europäische Bürgerinitiative aufgeworfenen Fragen unter
den Kriterien Niederschwelligkeit der Europäischen Bürgerinitiative erarbeiten
und diese der Europa-Kommission zur Diskussion vorlegen.
In formeller
Hinsicht beantragen wir die sofortige Abstimmung dieses Antrages.“ (Beifall bei den GRÜNEN.)
Wir hoffen ja auf
eine Diskussion im Europa-Ausschuss, pardon, in der Europa-Kommission – da
denke ich schon zu weit –, ich bin ja Mitglied dieser Europa-Kommission, und
prinzipiell muss ich sagen, dass die demokratische Diskussion aus meiner Sicht
meistens zu wünschen übrig lässt. Es sind manchmal ganz gute
PR-Veranstaltungen, wo man gut informiert wird, was so alles passiert, aber man
nimmt zur Kenntnis, man nimmt nur zur Kenntnis. Das ist sozusagen das Wesen der
Europa-Kommission.
Herr Kollege
Tschirf hat schon völlig richtigerweise die Vorteile eines Europa-Ausschusses
erläutert. Wir halten es für wichtig, dass es auch Beschlussfassungen in
stadtaußenpolitischen Fragen geben soll, dass es Diskussionen in
europapolitischen und außenpolitischen Fragen geben soll und auch Auseinandersetzung
dazu geben soll. Daher auch der Antrag, den ich gemeinsam mit meiner Kollegin
Maria Vassilakou und den Kollegen Matthias Tschirf und Wolfgang Gerstl
einbringe, betreffend die Schaffung eines Wiener Europa-Ausschusses.
„Der Wiener Landtag spricht sich für die Schaffung eines
Europa-Ausschusses im Landtag aus, der nach dem Vorbild des Hauptausschusses
des Nationalrats europapolitische Fragen diskutiert und die Mitglieder der
Landesregierung an europapolitische Beschlüsse binden kann.
Das zuständige Mitglied der Wiener Landesregierung möge eine
diesbezügliche Novelle der Wiener Stadtverfassung ausarbeiten lassen und dem
Landtag zur Beschlussfassung vorlegen.
In formeller Hinsicht beantragen wir die Zuweisung dieses Antrages an
den Herrn Landeshauptmann.“ (Beifall bei den GRÜNEN und der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! In diesem Sinne erhoffen wir uns alle, wenn es
einen Europa-Ausschuss gibt, spannende, erkenntnisreiche, kontroversielle,
manchmal auch einigende Europadiskussionen in diesem Haus. Europa hat das
verdient und Wien auch. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Heinz Hufnagl:
Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Abg Dr Tschirf zu Wort
gemeldet. – Bitte, Herr Klubvorsitzender.
Abg Dr Matthias Tschirf
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Präsident! Herr Landeshauptmann! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Abg Schreuder hat davon gesprochen, dass ich behauptet hätte, dass
Johannes Hahn deshalb als EU-Kommissar geeignet sei, weil er Wiener ist.
Ich habe klipp und klar dargestellt – und wer die Lebensgeschichte von
Johannes Hahn nachliest, weiß es –, dass er seit Jahrzehnten überzeugter
Europäer ist, dass er sich extrem viel mit europäischer Politik
auseinandersetzt, aber es kann kein Nachteil sein, und wir sollten froh sein,
wenn wir einen Wiener haben, der das kann.
Das war eigentlich die Botschaft, die ich überbringen wollte, und ich
bitte, das nicht nur selektiv zu hören, sondern gerade das europäische Element
ist die Stärke des Johannes Hahn. Man kann über alles verschiedener Meinung
sein, aber man muss auch Kritik an Kritik zulassen. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Heinz Hufnagl:
Als nächster Redner hat sich Abg Mag Gerstl zu Wort gemeldet. Ich erteile
es ihm.
Abg Mag Wolfgang Gerstl
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Die Zustimmung zu Europa ist heute so groß wie schon lange nicht mehr.
Das ist leider nicht auf die Aktivitäten zurückzuführen, die hier im Wiener
Gemeinderat und Landtag zu Information der Bürgerinnen und Bürger gesetzt
wurden, sondern es ist leider darauf zurückzuführen, dass wir uns in einer
Finanz- und Wirtschaftskrise befinden.
Aber weil wir uns gerade in dieser Krise befinden, ist es, glaube ich,
auch unser Auftrag, dass wir diese Chance nun auch nützen, um das große
Reformwerk Europa auch unseren Bürgerinnen und Bürgern näher zu bringen. Denn
jetzt geht es darum, dass wir zeigen, warum und inwiefern wir die Unterstützung
durch Europa haben, und warum wir alleine viel schlechter dastünden als durch
den Umstand, dass wir Teil der Europäischen Union sind.
Ich rufe nur in Erinnerung: In dem vergangenen Jahr wurden in Island,
Ungarn und anderen Ländern des ehemaligen Ostens, die noch nicht Teil der
Euro-Zone sind – Island ganz besonders, das knapp vor dem Bankrott stand –, die
Währungen um 20, 30 Prozent abgewertet. Das alles muss Österreich nicht
durchmachen, weil Österreich Teil der Euro-Zone ist. Es gibt wahrscheinlich im
Bereich der gemeinsamen Währung kein größeres Erfolgsprojekt auf dem
wirtschaftlichen Sektor in der EU als dieses, meine Damen und Herren. Und das
müssen wir den Österreicherinnen und Österreichern auch sagen. (Beifall bei
der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! In der letzten Umfrage kam
auch klar hervor, dass 70 Prozent meinen, dass die EU-Staaten in der Krise
gemeinsam mehr erreichen
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