Landtag,
28. Sitzung vom 26.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 76
können als ein Staat allein. Ich glaube, klarer kann es nicht
formuliert werden. Es gibt hier keinen Unterschied zwischen dem, was
tatsächlich ist, und dem, was die Meinung der Bevölkerung ist.
Ich möchte daher auch ein paar Punkte anfügen, was die EU gerade in der
Krise nun für Österreich auch getan hat.
Erstens ist sie durch den Euro ein wirklicher Stabilitätsanker gewesen.
(Abg Mag Wolfgang Jung: Das war
nicht die EU, sondern die Euro-Zone!) Herr Kollege Jung, glauben Sie, dass
es die Euro-Zone gäbe ohne die Europäische Union? Das ist schon der ganze
Einwand, den ich Ihnen jetzt noch als Gegenfrage geben möchte.
Zweitens: Zahlungsbilanzhilfen. Die EU hat ein Finanzhilfeinstrument eingerichtet,
das es nun ermöglicht, dass den Ländern der Europäischen Union, die noch nicht
der Euro-Zone angehören, hier entsprechend unter die Arme gegriffen wurde. (Abg Mag Wolfgang Jung: Nicht die EU, Herr
Kollege, wir haben das finanziert!) Das war ganz besonders für Österreich
wichtig, weil wir als Österreich sehr, sehr viel in die neuen Länder investiert
haben und wir unseren Wohlstand auch sehr stark dem zu verdanken haben, dass
wir diese Investitionen in die neuen Länder tätigen konnten.
Dadurch, dass diese Krise aber auch auf die neuen Länder jetzt noch
stärker durchschlug, kam es dazu, dass wir mit Hilfe der EU nun die Finanzkrise
auch in diesen Ländern abwenden können und damit auch wieder indirekt für die
Stabilisierung des österreichischen Marktes und zur Arbeitsplatzsituation in
Österreich beitragen können.
Das, Herr Kollege Jung, dürfen Sie auch nicht vergessen, denn wenn es
das Instrument nicht gäbe, wären Sie heute dafür verantwortlich, dass tausende
Arbeitsplätze in Österreich verloren gingen. Und das wollen wir nicht, daher
unterscheiden wir uns auch dadurch klar von Ihnen. (Beifall bei der ÖVP. –
Abg Mag Wolfgang Jung: Warten wir es ab!)
Drittens hat die Europäische Union Konjunkturpakete verabschiedet, und
zwar in der Größenordnung von 5 Milliarden EUR, davon
1 Milliarde EUR für Breitbandinitiativen sowie ländliche Entwicklung
und 4 Milliarden EUR für den Bereich Energie und Infrastruktur.
Und wenn ich beim letzten Bereich anknüpfen darf, auch eine Frage an
die, die der Europäischen Union immer so kritisch gegenüberstehen. Glauben Sie,
dass es möglich ist, für Österreich die Gaslieferungen aus Russland für die
Zukunft zu sichern ohne Unterstützung der Europäischen Union (Abg Mag Wolfgang Jung: Na, bitte nicht!),
oder glauben Sie, dass es leichter wäre für Österreich, allein mit Russland
darüber zu verhandeln, dass wir uns im Winter stets mit unseren Gaslieferungen
absichern können? Ich glaube, das ist auch ein klarer Punkt, dass es nicht ohne
die Europäische Union geht. (Abg Mag
Wolfgang Jung: Es wurde von uns verlangt, Vorräte abzugeben! Informieren Sie
sich!)
Herr Kollege Jung! Sie wollen den Österreicherinnen und Österreichern
einreden, dass jeder alleine mehr machen kann, obwohl Sie, wenn Sie selber
Familie haben, wissen, schon in einer Familie ist es der Zugang, wer mehr
zusammenhält, erreicht mehr. Nicht, wenn Sie ständig auseinanderdividieren. (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Die Europäische Union hat Österreich jetzt im
Rahmen dieser Konjunkturpakete auch für das Nabucco-Pipeline-Projekt – um bei
der Energie zu bleiben – 200 Millionen EUR zugesprochen.
Ich bleibe noch bei der Energie, um dazustellen, wie wichtig und
notwendig es ist, dass wir die Energie für Österreich sicherstellen. Die
österreichische Bundesregierung – im Speziellen die OMV – arbeitet daran, die
Abhängigkeit von Russland zu reduzieren. (Abg
Marco Schreuder: Das kann man auch anders!) Genau dafür wird das
Nabucco-Pipeline-Projekt initiiert: Damit wir unabhängig Energie für uns
sicherstellen. Das finanziert auch die Europäische Union. Also was wollen Sie
noch dagegen sagen, Herr Kollege Jung? (Abg Marco Schreuder: Wir brauchen
erneuerbare Energie!)
Selbstverständlich! Auch erneuerbare Energie, keine Frage. Da bin ich
bei Ihnen, das ist genauso notwendig.
Aber ich zähle jetzt nur auf, was die Europäische Union im Zuge der
Krise für Österreich getan hat: Neben den 200 Millionen EUR für das
Nabucco-Pipeline-Projekt nun für die Reverse-Flow-Gasleitung zwischen Slowakei
und Österreich 80 Millionen EUR, für den Starkstromverteiler zwischen Wien
und Györ 20 Millionen EUR und für die Breitband- und
Strominfrastrukturprojekte, wofür, wie schon zuvor gesagt, insgesamt
1 Milliarde EUR zur Verfügung stehen – auch für Österreich.
Die Europäische Union stellt im Rahmen des Bankenhilfspaketes 30
Milliarden EUR für mittel- und langfristige Darlehen für Klein- und
Mittelbetriebe und diverse andere Branchen zur Verfügung. Sie wissen, das ist
eine Grundlage, damit wir unsere Wirtschaft erhalten können, damit wir unsere
Arbeitsplätze erhalten können. Auch die Sicherung der Liquidität ist eine der
wesentlichen Vorraussetzungen in dieser Krise. (Beifall bei der ÖVP.)
Aber die EU sichert nicht
nur im wirtschaftlichen Bereich, wie Sie vielleicht sagen, das ist wieder typisch
für die ÖVP, dass wir uns nur um die Wirtschaft kümmern. Nein! Die Europäische
Union sichert auch in den Fällen, wo es wirklich für den Einzelnen um den
Verlust des Arbeitsplatzes geht. Ich sage zum Beispiel nur steirischer
Automobilcluster. Für Umschulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen von 744
Arbeitslosen hat uns die Europäische Union dafür 5,7 Millionen EUR
zur Verfügung gestellt.
Also Sie sehen auch hier, große Probleme, die es in
einem Land innerhalb der Europäischen Union gibt, müssen nicht nur national
gelöst werden, sondern sie können auch mit Hilfe der Europäischen Union gelöst
werden. So wie das nun für den steirischen Automobilcluster war, so wird es
wahrscheinlich auch sein, wenn „Quelle“ in Konkurs geht. Auch da wird es ganz
genauso sein, dass der Globalisierungsfonds für Sozialmaßnahmen der
Europäischen Union hier unterstützend unter die Arme greift und das betrifft
wieder hunderte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich und
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