Landtag,
28. Sitzung vom 26.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 76
Wiener Landwirtschaftskammer auf der Besuchergalerie sitzt, allen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - es sind einige auch im Saal -, den
Mitarbeitern des Ländlichen Fortbildungsinstituts und allen, die in akribischer
Kleinarbeit diesen Bericht erstellt haben, meinen herzlichen Dank aussprechen,
weil ich glaube, das ist ein Kompendium, das man immer wieder heranziehen kann,
das man immer wieder verwenden kann, um Dinge zu vergleichen und vor allem auch
Entwicklungen herauszulesen, wohin die Stadtlandwirtschaft in den nächsten
Jahren gehen kann, wo noch Verbesserungsmöglichkeiten und vor allem
Unterstützungen notwendig sind.
Gerade auch die Klimasituationen, im heurigen Jahr mit den großen
Hagelschäden in Döbling, Grinzing oder auch in der Donaustadt im Gemüselandbau
oder im Obstbau, werden für die Zukunft eine Herausforderung werden, denn damit
wird vielen Betrieben die Planbarkeit noch schwieriger gemacht. Ich glaube, das
muss uns allen ein Anliegen sein, damit dort die Betriebe weiterarbeiten
können, gerade auch im Hinblick auf die gesunden, frischen, naturnah bei uns
erzeugten Lebensmittel.
Charles-Louis de Montesquieu hat einmal gesagt: „Für seine Arbeit muss
man Zustimmung suchen, aber niemals Beifall." - Damit danke ich und
schließe. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsidentin Marianne Klicka: Als Nächster zum Wort
gemeldet ist Herr Abg Nevrivy. Ich erteile es ihm.
Abg Ernst Nevrivy (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr
geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Kolleginnen und sehr geehrte Kollegen!
Ich hoffe, die Kolleginnen und Kollegen der grünen Fraktion haben
diesmal die Dankesplakate vorbereitet, weil gerade die Wiener Landwirtschaft
ein Paradebeispiel dafür ist, wie gut diese Stadt ist, wie erfolgreich diese
Stadt ist. Der Bericht sagt ganz genau, dass die Stadt Wien sowohl den
ökonomischen als auch den ökologischen Erwartungen, die die Wienerinnen und
Wiener im Umgang der Stadt mit ihren Grünräumen haben, gerecht wird. Wer dafür
verantwortlich ist, wissen wir! (Beifall bei der SPÖ.)
Wien ist immer noch stark von der Landwirtschaft geprägt. Rund
16 Prozent der Fläche Wiens werden landwirtschaftlich genutzt, was für eine
Millionenstadt beachtlich ist. Wir haben rund 730 Betriebe, die in der
Landwirtschaft tätig sind. Diese tragen zur Sicherung und zur Erhaltung der
Grünräume und zur international vielfach ausgezeichneten Lebensqualität unserer
Stadt einen wesentlichen Beitrag bei.
Darüber hinaus sind die landwirtschaftlichen Flächen nicht nur
wertvolles Erholungsgebiet, sondern sie versorgen die Stadt auch mit frischen
Lebensmitteln, mit gesundem, frischem Obst und Gemüse. Da haben wir einen
ziemlich hohen Selbstversorgungsgrad. Bei Gemüse sind es 36 Prozent.
Spitzenreiter dabei ist - ich erwähne es jedes Mal gern - die Gurke. Wir
produzieren über 32 Millionen Gurken. Da haben wir einen Versorgungsgrad
von 264 Prozent. (Beifall bei der SPÖ.)
Wiener Gemüse ist inzwischen bereits ein Wahrzeichen dieser Stadt
geworden. Das haben die Handelsketten schon längst erkannt und zeichnen das
Wiener Gemüse immer extra aus, damit es die Wienerinnen und Wiener im
Gemüsemarkt leicht finden, denn Wien hat Gemüse von besonders guter Qualität.
In den Genuss von Wiener Gemüse kommen die Wienerinnen und Wiener fast
das ganze Jahr über, denn die Wiener Glashauskultur ist hoch entwickelt. Jetzt
haben wir gerade ein Gesetz, auf Initiative der SPÖ-Bauern, im Zusammenhang mit
der Kanalanschlussgebühr, zur Unterstützung für die Glashauskultur beschlossen.
Wenn das die Wirtschaftskammer nicht beeinsprucht und damit verzögert hätte,
wäre dieses Gesetz schon viel früher zum Wohle der Wiener Gärtnerinnen und
Gärtner gekommen.
Alles in allem könnten die landwirtschaftlichen Betriebe Wiens die
Millionenstadt täglich mit frischem Obst und Gemüse, unabhängig von Importen,
versorgen.
Auch die ökologische Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen
konnte 2007 und 2008 gesteigert werden. Zur Ökologisierung tragen dabei die
Maßnahmen des österreichischen Umweltprogramms, kurz ÖPUL genannt, bei. Zu
Beginn 2007 wurde ÖPUL gestartet. Laufzeit bis 2013. Rund 75 Prozent der
landwirtschaftlichen Nutzfläche Wiens sind einbezogen. All das zeichnet die
Umweltmusterstadt Wien aus.
Wichtig ist, in dem Zusammenhang auch den Bereich des Biolandbaus zu
erwähnen. Auch den konnten wir steigern. In Wien liegt der Bioanteil bei
18 Prozent, österreichweit ist er bei rund 11 Prozent. In Wien sind
es 18 Prozent. Dazu hat im Wesentlichen die Einkaufspolitik der Stadt Wien
für ihre öffentlichen Einrichtungen beigetragen.
Ganz besonders hervorheben sollten wir dabei unsere eigenen städtischen
Betriebe. Bereits vor 23 Jahren wurden Flächen des Stadtguts Eßling - Lobau auf
eine organisch-biologische Wirtschaftsweise umgestellt. Heute werden rund 660
Hektar Ackerflächen in der Ökonomie Eßling - Lobau organisch-biologisch
bewirtschaftet. Dabei fällt mir immer ein, dass der damalige Umweltminister
Pröll an die 100 Hektar Biolandschaft in der Donaustadt, was mich als
Donaustädter besonders schmerzt, kündigen wollte. Das wäre sicher ein schwerer
Schlag für die Biolandwirtschaft in Wien gewesen. Scheinbar hat Herr Pröll für
die Wiener Biolandwirtschaft nichts übrig. Aber das konnten wir damals noch
verhindern.
Die Wiener Landwirtschaft ist einfach
umweltfreundlich und rückstandsfrei. Die Krönung dabei ist zweifelsohne die
gentechnikfreie Produktion. Die EU-rechtlichen Bestimmungen und Gesetze machen
es natürlich nicht leicht, diese so umzusetzen, wie wir sie gerne hätten. Trotz
allem ist die Wiener Landwirtschaft gentechnikfrei. Einerseits gibt es das
Gentechnikvorsorgegesetz als gesetzliche Grundlage, aber viel wichtiger ist,
dass alle bewusst auf Gentechnik verzichten und das auch dokumentieren, und
zwar durch die Mitgliedschaft in der Plattform „Freiwillig ohne
Gentechnik", die StRin Ulli Sima gemeinsam mit der Wiener
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