Landtag,
28. Sitzung vom 26.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 76
sonst nicht gewesen wären. Es ist schuld an vielem sozialen Elend in
dieser Stadt. Andererseits bringt das Kleine Glücksspiel Geld. Die Studie
belegt allerdings, dass das Geld, das da hereinkommt, nichts nützt, denn dieses
geht wiederum für Polizeiarbeit auf, die wir sonst gar nicht brauchen würden.
Niemand meint, dass man jegliche Art des Spielens verbieten kann. Oft
hört man: Das muss doch irgendwie möglich sein! – Ich meine, dass man das
nicht tun muss! In Vorarlberg und Tirol kann man auch etwas anderes spielen.
Die Leute werden ja zum Glück nicht süchtig, wenn sie Lotto und Toto spielen.
Aber ein bisschen etwas haben sie trotzdem, und gewinnen könnten sie dort
vielleicht auch!
Die Leute werden nicht einmal süchtig vom Hütchenspiel. Wenn ich die
Gefahren des Hütchenspiels und des Kleinen Glücksspiels vergleiche, dann weiß
ich schon, was weniger Probleme auf der Straße macht! Aber es ist halt für die
ÖVP und für die FPÖ viel schöner, auf die Hütchenspieler zu hauen, die
vielleicht zum größeren Teil aus anderen Ländern kommen! Aber auch die Herren,
die im Anzug abkassieren, die bei der Novomatic arbeiten, verdienen ihr Geld
ausschließlich daran, was jemand anderer verzockt. (Zwischenruf von
Abg Dr Franz Ferdinand Wolf.) Ich versuche es immer wieder, aber
es bringt nichts!
Das Kleine Glücksspiel ... (Zwischenruf von Abg Robert
Parzer.) – Bei der ÖVP habe ich auch nicht viele Leute gefunden, die das
anders sehen, außer Menschen, die in Familienorganisationen und mit Kindern
arbeiten. Letztere wollen das natürlich nicht.
Zum Einwurf betreffend Sportwetten: Ich glaube, dass der Mensch das
Spielen in irgendeiner Art und Weise tatsächlich von Kindesbeinen an braucht. (Abg Robert
Parzer: Nein! Nein!) Und bei Sportwetten ist eben die Suchtgefahr im
Vergleich zum Kleinen Glücksspiel geringer. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Das sagt jeder Mensch, der sich professionell damit beschäftigt. (Weitere
Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ich durchschaue den Schmäh schon, den die ÖVP
probiert! Sie sagen: Es ist ohnedies wurscht, irgendetwas spielen die Leute,
und dann ist das Geld draußen. – Aber so einfach ist das nicht!
In jedem Bundesland, in dem das Kleine Glücksspiel erlaubt ist, gibt es
mehr Spielsüchtige als in den anderen Bundesländern, und zwar nicht um ein
bisschen mehr, sondern um ein Vielfaches mehr, konkret um den Faktor fünf mehr.
Wenn Sie das Kleine Glücksspiel an den Automaten erlauben, dann öffnen Sie Tür
und Tor auch für Kriminalität und Spielsucht! Wenn Sie es nicht erlauben, dann
können die Leute immer noch etwas spielen, dann spielen sie etwas anderes. Die
Novomatic verdient halt dann weniger oder kein Geld, oder sie verdient es in
einem anderen Land, was im Übrigen auch schade ist.
Ich halte die Art und Weise, wie einzelne Personen von der Novomatic
unter Druck gesetzt werden und wie man Menschen zum Schweigen bringt und sich
das Schweigen erkauft, für sehr bedenklich! Allein das würde meiner Meinung
nach schon genügen, dass man in diesem Haus ernsthaft darüber nachdenken muss,
wie man das Kleine Glücksspiel entweder abschafft – meine
Lieblingsvariante – oder wenigstens einschränkt.
All das kann doch für niemanden von der SPÖ lustig sein! Fragen Sie
doch ganz einfach die Leute in den Bezirken! Sie alle sind in einem Bezirk
verankert. Es ist ja eh überall die gleiche Geschichte! Dort wo sozioökonomisch
schwächere Leute wohnen, sind ein bisschen mehr Automaten, denn dort kann man
ein bisschen besser ausräubern. Die Geräte heißen ja nicht umsonst „einarmige
Banditen". Ich bezeichne niemanden als zweiarmigen Banditen, sonst werde
ich wieder geklagt beziehungsweise werde ich geklagt, denn „wieder“ ist das
falsche Wort, weil es bis jetzt ja noch nicht funktioniert hat.
Die Firma hat den ORF nicht mit dem Hinweis geklagt, dass irgendetwas
falsch ist, sondern das wesentliche Argument der Klage lautet: „Der ORF ist
beteiligt an den Casinos, und es handelt sich hier um Wettbewerbsverzerrung.“
Das ist das wesentliche Argument, das sich durch die Klage zieht, die diese
Woche von der Novomatic gegen den ORF eingebracht wurde, und zwar im Speziellen
gegen den „Schauplatz" und gegen den „Report".
Eine Firma, die in erster Linie Leute klagt, die irgendetwas sagen, was
ihr nicht passt, was sie aber nicht einmal inhaltlich ganz widerlegen kann,
sollte eigentlich nicht die Schutzherrin von vielen Veranstaltungen sein! Wir
könnten es uns sicherlich leichter machen, und ich glaube, es würde anders
ausschauen, wenn alle Parteien heute beschließen: Wir alle nehmen kein Geld von
der Novomatic für Inserate in den eigenen Zeitungen! (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Zahlreiche Bezirksveranstaltungen werden von der Novomatic gesponsert,
und hinten hängt dann irgendwo ein Schild mit der Aufschrift Novomatic. Als ob
sonst keine Veranstaltungen stattfinden könnten! Ein Vorfall war ja geradezu
witzig: Die SJ Purkersdorf hatte bei einer Veranstaltung hinten ein kleines
„Admiral Sportwetten“-Schild hängen. Und wer hat sich aufgeregt? – Die
Junge ÖVP Purkersdorf! Das ist ja fast ein Treppenwitz! In Niederösterreich
regt sich irgendjemand von der ÖVP auf, dabei wurde dort mit viel Geld möglich
gemacht, dass es überhaupt eingeführt wird! (Beifall bei den GRÜNEN.)
In Salzburg haben sie es nicht geschafft. In Salzburg hat es einmal
eine Inseratenlawine von der Novomatic gegeben, trotzdem ist sie nicht
gekommen. Dort haben sich halt ein paar dagegen gewehrt!
Jetzt gibt es auf Bundesebene eine Novelle, und dort sitzen auch Leute
von der SPÖ-Wien, die mitstimmen dürfen. Die Novelle schwirrt ohnedies schon
seit Langem herum und verfolgt vor allem das Ziel, ganz Österreich zu öffnen,
und zwar nicht für das Kleine Glücksspiel, sondern eigentlich nur für einen
Anbieter. Ich muss das im Detail noch genauer ausführen.
Diese Novelle zwingt die fünf Bundesländer, die bis
jetzt gesagt haben, dass sie das nicht wollen, Tür und Tor zu öffnen. Es
besteht überhaupt keine
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