Landtag,
29. Sitzung vom 28.01.2010, Wörtliches Protokoll -
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Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Die Frage beschäftigt sich mit dem Thema der Biodiversität, sprich, der
Artenvielfalt. 2010 ist ja das internationale Jahr der Artenvielfalt. Ich möchte
Ihnen kurz ein bisschen darstellen, was die Stadt Wien in diesem Bereich der
Biodiversität und Artenvielfalt tut, getan hat und auch in den nächsten Jahren
tun wird.
2010, das Jahr der internationalen Artenvielfalt, wollen wir gerne dazu
nutzen, die Artenvielfalt weiter zu fördern, vielfältigen Tieren und Pflanzen
Lebensräume im Land Wien zu sichern, das Bewusstsein in der Öffentlichkeit für
die Bedeutung der Artenvielfalt weiterhin zu stärken und natürlich auch die
Akzeptanz in der Bevölkerung für unsere Maßnahmen zu erhöhen.
Artenvielfalt ist auch ein sehr vorrangiges Ziel im Wiener
Naturschutzgesetz. Naturnahe Lebensräume sowie seltene und gefährdete Arten
sollen in einem künftigen Erhaltungszustand weiter in Wien bestehen. Es gibt
sehr viele Projekte und Programme. Ich möchte Ihnen wirklich nur einige
aufzählen. Keine Sorge, ich werde nicht alle aufzählen, weil sonst würden wir
die Fragestunde heute ein bisschen ausdehnen, aber vielleicht über die
wichtigsten einen Überblick geben.
Das ist natürlich das Wiener Arten- und Lebensraumschutzprogramm, das
Netzwerk Natur. Das ist allen sicherlich bekannt. Zu diesem Netzwerk Natur, und
das finde ich besonders schön, gibt es seit 2001 Bezirksleitlinien, wo wirklich
Naturschutzziele für jeden einzelnen Bezirk formuliert und gebündelt wurden und
wo tatsächlich konkrete Maßnahmen für die einzelnen Bezirke vorgeschlagen und
auch umgesetzt werden. Gemeinsam mit Vereinen, mit Interessenvertretungen, mit
Einzelorganisationen oder Personen haben wir es, glaube ich, wirklich
geschafft, ein sehr schönes Netzwerk der Artenvielfalt über die gesamte Stadt
zu spannen. Es geht natürlich um die Förderung der Lebensqualität in diesem
Bereich.
Was mich besonders freut, ist, dass es gelungen ist, schon über hundert
Projekte aus den Themenfeldern Wiesen, Wälder, Gewässer und so weiter, aber
natürlich auch Bildung, weil auch das ist ein wichtiger Beitrag in diesem
Netzwerk Natur, durchzuführen. Zum Beispiel ist es gelungen, schon
Kindergartenkinder für dieses Thema zu sensibilisieren und sie in die Projekte
beziehungsweise in die Umsetzung von konkreten Artenschutzmaßnahmen einzubinden
beziehungsweise ihnen durch die konkrete Umsetzung schon diesen Natur- und
Artenschutz vermitteln zu können. Es gab zum Beispiel 2009 im Prater ein sehr
schönes Projekt, wo es um die Würfelnatter, den Teichfrosch, den Springfrosch
und viele andere Tierarten und deren Nahrungs- und Brutbiotope gegangen ist.
2010 wird es beim Netzwerk Natur einen Schwerpunkt für Wiesen und
Trockenstandorte geben. Das beinhaltet die Pflege von Wiesen, Struktur- und
Lebensraumverbesserungen für Insekten, für Schmetterlinge, für Heuschrecken,
für Reptilien und für Vögel.
Ein weiteres wichtiges Projekt für 2010, und ich versuche hier
wirklich, nur überblicksmäßig die Überschriften zu sagen, sind
Kulturverbesserungen in der Wiener Weinbaulandschaft. Das sind EU-kofinanzierte
Projekte. Das ist deswegen wichtig, weil wir gerade in diesen
Weinbaulandschaften die Alpenstruktur, die es früher gegeben hat, ein bisschen
verloren haben und wir versuchen, mit Trockensteinmauerbau,
Obstbaumpflanzungen, standortgerechten Heckenpaketen wieder mehr Lebensräume
für seltene Arten zu schaffen. Das ist natürlich auch ein Lebensraum, wo sich
das ganz hervorragend anbietet.
Wir haben noch ein Projekt, auf das wir sehr stolz sind und das wir
gemeinsam mit der Landwirtschaft durchführen. Das ist das
Vertragsnaturschutzprojekt „Lebensraum Acker", wo es darum geht, auch
Restflächen und Einzelelemente inmitten der Kulturlandschaft zu erhalten. Das
ist auch ein Projekt, das wirklich sehr gut funktioniert, wobei Ackerflächen
aus der Bewirtschaftung genommen und durch geeignete Anbau- und Pflegemaßnahmen
artenreiche Wiesen dort entwickelt werden können. Zum Beispiel ist es so, dass
wir sieben Arten der Roten Liste auf einem viertel Quadratmeter einer solchen
Fläche gefunden haben. Das ist, glaube ich, wirklich ein beeindruckender
Erfolg, wenn man sich vor Augen hält, dass es sich bei Wien um eine
Millionenstadt handelt und wir da schon in einer besonderen Position sind.
Ich möchte noch ganz kurz auf den Amphibienschutz eingehen, weil der
Amphibienschutz im Arten- und Naturschutz immer eine ganz besondere Rolle
eingenommen hat. Amphibien sind einfach ein wertvoller Zeiger für die
Artenvielfalt, weil Amphibien sehr viele unterschiedliche Habitatansprüche
stellen und deswegen mit ihrem Artenspektrum ein wichtiger Indikator von einem
intakten Lebensraum in der Stadt darstellen. Das heißt, wenn man viele
Amphibien hat, dann kann man davon ausgehen, dass es viele verschiedene
Lebensräume als Angebot gibt. Deswegen hat der Amphibienschutz in Wien schon
eine sehr lange Tradition, und zwar seit den 90er Jahren. Wir sind jetzt mit
ganz konkreten Projekten beschäftigt. Das sind Amphibientunnel im Prater, in der
Aspernallee sowie in der Exelbergstraße, wo es etliche neue
Amphibientunnelbauwerke nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen
gegeben hat. Die Planung für sieben Tunnel ist bereits abgeschlossen und die
nächsten für 2010 sind bereits budgetiert.
Ich werde Ihnen die weiteren Projekte nur überblicksmäßig sagen. Sie
wissen, dass in Wien ein Drittel der Landesfläche Schutzfläche ist, das heißt,
die unter der einen oder anderen Art von Natur- oder Landschaftsschutz steht.
Wir sind bei der Biotoptypenkartierung, wo wir die ganzen geschützten
Biotope in der Stadt auswerten, auch viele Schritte weitergekommen. Bei der
Artenkartierung haben wir mittlerweile einen sehr guten Kenntnisstand über das
Vorkommen der unter Schutz stehenden Tier- und Pflanzenarten. Wir haben bei der
Vogelkartierung jetzt ein hervorragendes Buch herausgegeben und so weiter.
Die Liste ist wirklich eine sehr lange. Ich freue
mich,
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