Landtag,
29. Sitzung vom 28.01.2010, Wörtliches Protokoll -
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oder es ist der Vollzug in dieser Form nicht möglich. – Es gibt ja
auch abseits des Pyrotechnikgesetzes noch andere Möglichkeiten. Deutsche Städte
reduzieren zum Beispiel die Verkaufszeiten für diese Artikel ganz deutlich auf
einen Tag oder zwei Tage vor dem Silvestertag. Damit wäre den Bürgern schon
viel geholfen, weil zwei Wochen Radau wegfallen würden. – Sind Sie bereit,
in dieser Sache etwas zu unternehmen?
Präsident Prof Harry Kopietz: Bitte, Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Ich habe Ihnen jetzt neuerlich
all das aufgezählt, was auch in Ihrer Anfragebegründung steht, aber Sie gehen
wohl davon aus, dass ständige Wiederholung den Unterrichtsertrag sichert, was
ja ein löbliches pädagogisches Konzept ist.
Selbstverständlich bin ich bereit, auch dies zu überprüfen, ich weiß
allerdings aus deutschen Städten, die Sie hier wohlweislich zitiert haben, dass
dies wohl erlassen, relativ kurze Zeit danach jedoch wieder zurückgenommen
wurde, weil dies entsprechenden rechtlichen Vorschriften auch in der
Bundesrepublik widerspricht. Ich bin aber kein Jurist und werde daher
selbstverständlich prüfen lassen, ob wir das sinnvollerweise und rechtskonform
machen können oder nicht.
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke, Herr
Landeshauptmann. Die 2. Zusatzfrage stellt Herr Abg Mag Maresch.
Abg Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrter Herr Landeshauptmann!
Als ich mir die Frage des Kollegen Jung durchgelesen habe, fühlte ich
mich wieder sehr darin bestätigt, dass ich Zivildienst gemacht habe. Es geht
nämlich immer um dieses pseudomilitärische Schießen, Krachen, Sprengen und
dergleichen mehr.
Ich verstehe schon, dass einen das interessiert und dass man das
reglementieren muss. Das ist natürlich ganz wichtig! Dabei sind das durchaus
heidnische Bräuche, wie wir wissen: Winter austreiben, Geister vertreiben und
dergleichen. Das kann man durchaus so sehen!
Es gibt aber noch einen Aspekt bei der ganzen Geschichte: Ich habe mir
die Feinstaubwerte angeschaut, und zwar vom 31. Dezember und vom
1. Jänner. Und das ist ganz interessant! Es war zwar das gleiche Wetter,
nämlich ein russisches Hoch, das für verschiedene Menschen offensichtlich immer
gefährlich ist. Aber in der Taborstraße wurde zum Beispiel am 31. ein Wert von
60 Mikrogramm pro Kubikmeter und am 1. am Vormittag ein Wert von 193 Mikrogramm
pro Kubikmeter gemessen. Das heißt, wir hatten in Wien eine Verdreifachung der
Feinstaubwerte. Am 2. war dann wieder alles paletti, obwohl es nicht geschneit
hat, aber im Wesentlichen ist es wieder besser geworden.
Deswegen meine Frage: Wie wollen Sie mit diesem Aspekt des
Winteraustreibens umgehen, wenn die Feinstaubwerte wirklich
gesundheitsgefährdende Höhen erreichen?
Präsident Prof Harry Kopietz: Bitte, Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Zunächst könnten wir jetzt eine
breite kulturhistorische Diskussion darüber führen, ob dieser Brauch auf das
keltische Beltane-Fest zurückzuführen ist oder ob die Rauhnächte von den
christlichen Kirchen akquiriert wurden. In diesem Zusammenhang ist das wurscht.
Das können wir bei anderer Gelegenheit erörtern, wenn es möglicherweise
humorvoller zugeht als hier.
Die unmittelbare Erkenntnisgewinnung daraus ist relativ einfach:
Feinstaub ist ein Sekundärschadstoff. Das sollte man sich gelegentlich in
Erinnerung rufen! Wir haben immer wieder versucht, diese Problematik regional
oder sogar lokal in einzelnen Gassen zu lösen. Ich könnte mir vorstellen, wenn
das die Zeit lohnen würde, die Feinstaubkonzentration zum Beispiel in Neusiedl
oder in Illmitz anzuschauen. Ich bin nämlich überzeugt davon, dass sie eine
ähnliche Höhe hat wie etwa in der Taborstraße, und zwar nicht zuletzt auf Grund
dessen, dass wir zu diesem Zeitpunkt - wie du erwähnt hast - ein
russisches Hoch hatten, was ich bei Weitem nicht mehr als so dramatisch ansehe
wie noch vor geraumer Zeit. Es stimmt aber auch die Windrichtung, und daher
habe ich auch erwähnt, dass man sich diese Sekundärschadstoffe dort auch
anschauen kann.
Unabhängig davon bin ich der Meinung, dass man die Verwendung von
pyrotechnischen Artikeln in der Silvesternacht beziehungsweise das ganze
Jahr - das ist jetzt vielfach ja auch bei Geburtstagsfeiern, Hochzeiten
und Ähnlichem üblich geworden - nicht nur reglementieren soll, wie ich es
dargestellt habe, sondern fraglos auch entsprechend überwachen soll. Natürlich
ist auch auf diesen Umstand hinzuweisen. Ich bin allerdings fest überzeugt
davon, dass etwa das Rauchen mehr Schadstoffe verursacht als diese durchaus auf
relativ kurze Zeit beschränkte Verwendung von pyrotechnischen Artikeln.
Allerdings ist das ein Aspekt. Man sollte darauf hinweisen: Schützt die
Umwelt nicht nur vor Lärmemissionen, sondern auch vor Sekundärschadstoffen, und
unterlasst diesen Unsinn! Sich unterhalten ist doch viel schöner als im Lärm
von explodierenden Knallkörpern zu ersticken!
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke, Herr
Landeshauptmann. Herr Abg Dr Ulm stellt eine 3. Zusatzfrage.
Abg Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Eine andere Form von Vandalismus, mit der wir in Wien konfrontiert
sind, sind die Graffiti-Schmierereien. Es ist dies ein sehr unerfreuliches
Phänomen. Insbesondere im Zusammenhang mit leer stehenden Geschäftslokalen
erwecken immer mehr Geschäftsstraßen einen verwahrlosten Eindruck.
Ein richtiges Konzept der Stadt Wien zur Lösung des Problems kann ich
noch nicht erkennen, bisweilen werden nicht einmal mehr die gemeindeeigenen
Gebäude gesäubert. Ich entnehme einer Aussendung der MA 29, dass man vor
den Sprayern kapituliert, dass man der Reinigung nicht mehr nachkommen möchte,
weil das Geld einfach nicht vorhanden ist.
Die MA 48 macht ein bisschen weiter. Es gibt im
Magistrat ein Antisprayerteam, wie ich erfahren habe. Die
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