Landtag,
29. Sitzung vom 28.01.2010, Wörtliches Protokoll -
Seite 18 von 34
Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates hat
eine Aktuelle Stunde mit dem Thema „Perspektiven und Chancen für die
Wirtschaftsregion Wien“ verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2 der
Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt.
Ich ersuche nun die Erstunterzeichnerin, Frau Abg Schinner, die
Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich anmerke, dass die Redezeit mit zehn
Minuten begrenzt ist. – Bitte, Frau Abgeordnete.
Abg Katharina Schinner (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Sehr
geehrter Herr Abgeordneter!
Chancen und Perspektiven tun sich dort auf, wo es Menschen gibt, die
der Realität ins Auge schauen. Ich denke, das gilt für die Politik genauso wie
für die Wirtschaft.
Hinter uns liegt das Jahr 2009, das im großen Ausmaß von der
Wirtschafts- und Finanzkrise geprägt war, und ich denke, dass es ganz viele
Menschen in vielen Städten dieser Welt gibt, die sich wirklich Sorgen gemacht
haben und die wirklich Angst davor hatten, was diese Krise für sie bedeutet und
was diese Krise vor allem auch für ihre Familien bedeutet.
Selten zuvor war die Politik so gefragt wie in dieser Situation, und in
diesem Zusammenhang möchte ich insbesondere die Wiener Stadtpolitik
erwähnen. – Wir konnten gut beobachten, dass es Länder gegeben hat, in
denen man überlegt, gewartet und gezögert hat und vorsichtig war. In Wien bei
der Wiener Stadtregierung war das jedoch nicht der Fall! Hier haben die
politischen Entscheidungsträger nicht laviert und nicht überlegt, sondern sie
haben hingesehen und gehandelt. Sie haben ein eigenes Beschäftigungs- und
Konjunkturpaket geschnürt. Sie haben sofort und direkt geholfen, und ich glaube,
das war eine mehr als richtige Entscheidung. (Beifall bei der SPÖ.)
Somit kommt mir natürlich ein Satz in den Sinn, der gerade auch in
dieser Zeit sehr treffend ist: Wien ist die tollste Stadt der Welt. (Beifall
bei der SPÖ.)
Dieser Satz stammt nicht von mir, auch wenn ich ihn 100-prozentig
unterschreiben kann, sondern dieser Satz stammt von der deutschen Zeitung
„Welt“, die im Zusammenhang mit der Mercer-Studie damit getitelt hat. –
Dieses Toll-Sein – und da schließt sich jetzt sozusagen der erste
Bogen – ist einfach, wenn alles gut läuft und ohnedies, wie man sagt,
alles eine „g’mahte Wies’n“ ist und super dahin rennt. Für uns hier ist
Toll-Sein aber auch in Zeiten wichtig, in denen es schwierig ist, in denen eine
Krise hereingebrochen ist und die Menschen Sorgen haben. – In Anbetracht
der Wirtschaftskrise 2009 muss man toll sein, und ich erlebe, dass wir das
jeden Tag aufs Neue unter Beweis stellen. (Beifall bei der SPÖ.)
Toll-Sein und Rahmenbedingungen setzen ist das eine, dazu gehören aber
auch Partner, und die Partner, die ich hier sehe, und die Partner, die dieser
Wirtschaftskrise jeden Tag trotzen, sind vor allem die vielen Klein- und
Mittelbetriebe und insbesondere die vielen Ein-Personen-Unternehmen in unserer
Stadt. Für sie, für die vielen Kleinen in unserer Stadt und nicht für die
Banken und für die Großen stehe ich heute hier!
Schauen wir uns an, wie es in der Wirtschaft aussieht! Wenn wir immer
von Klein- und Mittelbetrieben reden, muss man auch fragen, was das konkret auf
den Boden geholt bedeutet. – 98 Prozent aller Betriebe in unserer
Stadt sind Klein- und Mittelbetriebe, über 54 Prozent der Betriebe sind
Ein-Personen-Unternehmen. Und es sind gerade diese Betriebe, die dieser
Wirtschaftskrise besonders wendig, flexibel und modern trotzen und mit ihrer
Kreativität und ihrem Innovationspotenzial dafür sorgen, dass der
Wirtschaftsstandort Wien sich ständig weiterentwickelt und eine so starke
Gegenwart und Zukunft hat!
Lassen Sie mich noch ein paar Zahlen dazu nennen, die meiner Meinung
nach dem Ganzen quasi einen Unterbau geben: Die Klein- und Mittelbetriebe in
unserer Stadt sichern 70 Prozent aller Arbeitsplätze, 85 Prozent aller
Ausbildungsplätze und 60 Prozent der Wertschöpfung. Zwei Drittel aller
Investitionen werden von Klein- und Mittelbetrieben getragen. Und so wundert es
nicht, dass diese die meisten Steuern zahlen.
Sie haben daher aus meiner Sicht das beste Service und die besten
Rahmenbedingungen verdient. Davon sind wir als SPÖ-Abgeordnete 100-prozentig
beseelt. Davon bin ich 100-prozentig beseelt. (Beifall bei der SPÖ.)
Wie schaut dieses Engagiert-Sein aus? – Ich nenne ein paar
Beispiele: Der Wiener Wirtschaftsförderungsfonds versucht nicht, bei seinem
Förderangebot mit der Gießkanne drüber zu fahren, sondern hat sich mit seinen
Töchtern, dem ZIT, dem Zentrum für Innovation und Technologie, und seiner
Kreativagentur departure ganz gezielt überlegt, wie man punktgenaue
Wirtschaftsförderung vornehmen kann, und zwar nicht erst jetzt, sondern es
wurde schon vor einiger Zeit ein Fundament gelegt, sodass es heute möglich ist,
trotz dieser Krise ein starker Wirtschaftsstandort zu sein.
Ich nenne jetzt auch den WAFF, den Wiener ArbeitnehmerInnen
Förderungsfonds. Wenn man nämlich über Wirtschaftsförderung nachdenkt, dann geht
das nicht ohne Arbeitnehmerförderung. Das eine funktioniert ohne das andere
nicht. Und ich denke jetzt auch an den Innovationsassistenten, wo so viel
Phantastisches geschieht, und an die Stiftungsplätze für KMU. Überall dort
kommen ganz konkrete Maßnahmen ganz konkreten Menschen zugute, nämlich den
Unternehmern der kleinen Betriebe.
Last but not least nenne ich Mingo Büros: Das war im letzten Jahr für
viele Unternehmen, die den Sprung ins eigene Büro schaffen und auch an
Weiterbildung teilnehmen wollen, ein großer Meilenstein.
Das ist es, was Unternehmer brauchen. Ich glaube
aber, dass sie noch viel mehr brauchen. Ich möchte in diesem Zusammenhang zwei,
drei Beispielen nennen, mit welchen ich in den letzten Wochen und Monaten
konfrontiert war, die diese Probleme sehr gut verdeutlichen. Ich kenne zum
Beispiel eine Webdesignerin im 10. Bezirk, die ein Ein-Personen-Unternehmen
betreibt, seit
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular