Landtag,
29. Sitzung vom 28.01.2010, Wörtliches Protokoll -
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„Re-Start“ sprechen wird. – Ja, es gibt eine spezielle Ausbildung
für die KindergartenpädagogInnen der Stadt Wien, wir brauchen aber
KindergartenpädagogInnen für alle
Kindergärten in Wien! Die Stadt Wien trägt die Verantwortung dafür, dass es
Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen für alle Wiener Kindergärten gibt und
nicht nur für die städtischen Kindergärten!
Es ist daher auch an der Zeit, alle Strukturen wie Vorbereitungszeiten,
Gehalt, Gruppengrößen, PädagogInnen-Kind-Schlüssel und vieles mehr in einem
Kindertagesheimgesetz neu zu regeln.
Herr Bgm Häupl hat heute in der Fragestunde gesagt, dass die Gehälter
für die KindergartenpädagogInnen angehoben wurden. – Ja, das stimmt, aber
nur für die KindergartenpädagogInnen der städtischen Kindergärten! Ich bin
allerdings der Meinung, dass die Stadtregierung nicht nur für die städtischen
Betriebe zuständig ist, sondern für alle Wiener Kindergärten, und daher sind
Sie auch dafür zuständig, dass KindergartenpädagogInnen in ganz Wien gut
bezahlt werden.
Auf die beiden Säulen Quantität und Qualität kommt es bei der
vorschulischen Bildung und Betreuung an. Aber diese beiden Säulen müssen auch
durch ein geeignetes legistisches Dach verbunden sein!
Sehr geehrten Damen und Herren! Zum wiederholten Male sage ich: Nach
Überzeugung meiner Partei besteht ein Rechtsanspruch auf einen
gebührenreduzierten Kindergartenplatz nicht nur für die fünf- bis sechsjährigen
Kinder, denn je früher Kinder in den Kindergarten gehen, umso besser ist das
für ihre sprachliche, soziale, kognitive und überhaupt ihre gesamte
Entwicklung, insbesondere aber natürlich dann, wenn es sprachliche
Schwierigkeiten gibt.
Wenn wir heute daher die Kindergartenpflicht für Fünf- bis Sechsjährige
beschließen, dann ersuche ich Sie, auch dem Rechtsanspruch auf einen
Kindergartenplatz für jedes Kind in dieser Stadt, das einen braucht,
zuzustimmen! Ein Kindergartenplatz ist das gute Recht jedes Wiener Kindes, und
dieses Recht gehört in die Wiener Landesgesetzgebung hineingeschrieben. –
Daher gebe ich den Beschlussantrag weiter.
Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Vor uns
liegen jetzt die Semesterferien. Es ist Zeit, Energie zu tanken. Ich gebe Ihnen
unsere Ideen sehr gerne mit. Vielleicht haben Sie ein bisschen Zeit, darüber
nachzudenken. Es gibt in Wien noch viel zu tun! – Danke. (Beifall bei der
ÖVP.)
Präsidentin Marianne Klicka: Ich ersuche den nächsten
Redner, Herrn Abg Mag Wutzlhofer, zum Rednerpult zu kommen.
Abg Mag Jürgen Wutzlhofer (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und
Herren! Frau Präsidentin! Herr Landesrat!
Ich werde versuchen, meinen Vorrednerinnen und Vorrednern auf die
meisten aufgebrachten Fragen zu antworten.
Bei Herrn Kollegen Gudenus tue ich mich auch schwer! Insofern kann ich
Claudia Smolik nicht ganz helfen, indem ich das besser erkläre. – Ich
verstehe, dass der freiheitliche Klub nach langem Abwägen von Pro und Kontra
und vielen Überlegungen zu der Erkenntnis gekommen ist, dass Integration dann
besser geht, wenn man die Leute aussperrt. Das war wohl letztlich der Vorsatz!
Wenn nämlich jetzt alle Kinder in den Kindergarten gehen würden, dann wäre das
sehr schlecht für Ihre Auffassung von Integration!
Das hat für mich eine absurde, aber auch eine traurige Komponente, denn
das steht eigentlich Modell für das, was Sie Integration nennen:
Auseinanderdividieren, Hinaushauen, Abschotten, Abschasseln! Weg mit dem
Ruß! – Das meinen Sie letztlich! So wird Integration aber nie
funktionieren, und das lehnen wir zutiefst ab. (Beifall bei der SPÖ.)
Somit komme ich zum Inhaltlichen. Wir beschließen heute das
verpflichtende letzte Kindergartenjahr. Ich glaube, das ist ein positiver
Schritt im Hinblick auf den Bildungsplan in Wien und den Bildungsplan für
Österreich. Nach einem massiven Platzausbau und der Ausbildungsoffensive ist
das ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Dieser ist vor allem deshalb
so wichtig, weil es das dezidierte Ziel dieses Vorschlages ist – was ja
nicht umsonst auch in den Vorbemerkungen steht –, allen Kindern gleiche
und die besten Startchancen ins weitere Bildungssystem zu geben.
Wir haben diese Diskussion auch schon recht oft an anderer Stelle geführt,
ich gehe jetzt nur mehr kurz darauf ein: Das ist deshalb so wichtig, weil diese
Startchancen ins österreichische Bildungssystem leider nicht gleich verteilt
sind.
Ich bin davon überzeugt, dass MigrantInnen nicht dümmer sind als
Einheimische, dass Landratten nicht dümmer sind als Städter, dass Frauen oder
Mädchen nicht dümmer sind als Männer oder Buben. Skurriler Weise haben sie aber
im österreichischen Bildungssystem ganz unterschiedliche Chancen und
Bildungsabschlüsse. Das ist einer der größten Missstände, den es in der
österreichischen Politik gibt, und wir werden nicht aufhören, für ein
Bildungssystem zu kämpfen, das allen die gleichen Startchancen ermöglicht,
unabhängig davon, wie reich die Eltern sind.
Es ist übrigens eine traurige Tatsache, dass alle Schritte, die in
diese Richtung gegangen wurden oder die man in diese Richtung gehen will, in
der Geschichte unserer Republik immer Schritte gegen den Widerstand der ÖVP
sind. Ich denke jetzt an die flächendeckende Einführung der neuen Mittelschule,
an ein offenes Hochschulstudium, an mehr Ressourcen für ein Hochschulstudium
oder an Ganztagsschulen für alle Kinder. Das ist wirklich schade! (Zwischenrufe
bei der ÖVP.) Ich sage aber gleich auch dazu: Ich finde es schön, dass dieser
Widerstand zusehends bröckelt!
Das verpflichtende Kindergartenjahr ist ein weiterer
guter Schritt in Richtung mehr Chancengleichheit, und dieser ist besonders
wichtig, denn ich bin überzeugt davon, dass der Kindergarten nicht nur die
erste, sondern eine der essenziellsten Bildungseinrichtungen überhaupt ist.
Kinder lernen im Kindergarten
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