Landtag,
30. Sitzung vom 26.03.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 82
großer Wurf, um die Bettelei in Wien in Zukunft zu unterbinden. Und ich
glaube, das ist schon etwas, was man anerkennen muss, denn was gewerbsmäßige
Bettelei ist, das ist ja nicht das, was sich einige SPÖ-Abgeordnete überlegen
und was sie gerne hätten, was gewerbsmäßige Bettelei ist, sondern was
gewerbsmäßige Bettelei ist, das gehört zu den ganz wenigen Legaldefinitionen,
zu den ganz wenigen Begriffen, die im Strafgesetzbuch definiert sind. Und ich
darf Sie auf § 70 des Strafgesetzbuches hinweisen, der gar nicht lange ist
und nur aus zwei Zeilen besteht. Da steht: „Gewerbsmäßig begeht eine strafbare
Handlung, wer sie in der Absicht vornimmt, sich durch ihre wiederkehrende
Begehung eine fortlaufende Einnahme zu verschaffen." Es ist daher ganz
klar, dass in Zukunft 99 von 100 Bettelfällen in Wien verboten sein werden
und das ist gut so. (Beifall bei der ÖVP.)
Sie werten die SPÖ aber ein bissel auf, sehr verehrte Damen und Herren
von der FPÖ, wenn Sie sagen, dass diese Novelle zum Sicherheitsgesetz eine
SPÖ-Novelle ist, denn erstens einmal gehe ich davon aus, dass sie von drei
Fraktionen in diesem Haus beschlossen werden wird. Und zweitens einmal ist die
Idee, das gewerbsmäßige Betteln zu verbieten, sicherlich nicht von der SPÖ. Das
lässt sich nämlich sehr leicht nachweisen. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir haben nämlich schwarz
auf weiß einen Initiativantrag auf Verbot der gewerbsmäßigen Bettelei bereits
am 26. November 2009 eingebracht. Das lässt sich nicht
wegdiskutieren. Interessant ist nur, dass dieser Initiativantrag im zuständigen
Ausschuss bis heute nicht behandelt worden ist. Und es ist keine besonders
elegante Initiative der SPÖ, die Übernahme dieser Idee sich einfach auf die
eigenen Fahnen zu heften und jetzt als SPÖ diesen Antrag zu stellen und einen
Antrag der ÖVP einfach abzuschreiben. Da haben Sie schon elegantere Methoden
gefunden, zum Beispiel beim Hütchenspiel, wo man dann gesagt hat: Ja wir sind
der gleichen Meinung, wir machen einen gemeinsamen Antrag. (Amtsf StRin
Sandra Frauenberger: Der ist im Jänner abgestimmt worden!) Aber ich möchte
Ihnen ... (Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Wir haben ihn diskutiert im
Ausschuss!) Nein, stimmt nicht, nein ... (Amtsf StRin Sandra
Frauenberger: Im Ausschuss!) Frau Stadträtin, Sie haben ihn nur formal auf
die Tagesordnung gesetzt. Inhaltlich ist er nicht beantwortet worden und
irgendwann einmal werden wir ... (Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Wir
haben ihn im Ausschuss diskutiert!) Und irgendwann einmal wird er wohl
inhaltlich debattiert werden müssen.
Aber wie auch immer, ich
freue mich ja darüber, wenn Sie unsere Ideen aufgreifen. Machen Sie das bitte
auch bei anderen Dingen, die die Sicherheit in dieser Stadt betreffen. Da geht
es um kommunale Kriminalprävention. Da ist noch mehr notwendig, als bisher
passiert ist. Kommunale Kriminalprävention wäre zum Beispiel, endlich etwas
gegen das Kleine Glücksspiel zu unternehmen. Den Spielsüchtigen passiert es
immer wieder, dass sie auch unter Beschaffungskriminalität zu leiden haben wie
die gesamte Umgebung und das ist sicherlich kein Beitrag zu mehr Sicherheit.
Unternehmen Sie endlich
etwas gegen die Drogenszene in dieser Stadt, indem Sie mehr Therapieplätze
anbieten und schneller Therapieplätze zur Verfügung stellen. Kommunale
Kriminalprävention besteht auch in rigorosem Vorgehen gegen die Bettelei, weil
das eine Vorstufe für Menschenhandel und Schlepperei bedeutet. Kommunale
Kriminalitätsprävention wäre auch eine Verrechtlichung der Prostitution in Wien,
wenn wir endlich eine Verlagerung von der Straße in Lokale zusammenbrächten.
Kommunale Kriminalprävention bestünde in mehr Sicherheit in öffentlichen
Verkehrseinrichtungen, in null Toleranz gegenüber Verschmutzung und
Verwahrlosung. Die Wiener Westeinfahrt spottet jeder Beschreibung. Nicht
sinnvoll ist es, Verwahrlosung und Graffiti-Schmierereien zu tolerieren,
Anstandsverletzungen im öffentlichen Raum zu akzeptieren, Alkoholismus im
öffentlichen Raum. Sinnvoll wäre es, endlich eine Stadtwache einzuführen und
einen Innenstadtrat mit der Erledigung dieser Probleme zu betrauen.
Sehr verehrte Damen und Herren! Es gibt sehr viel zu tun in dieser
Stadt! Packen Sie es endlich an! (Beifall bei der ÖVP.)
Präsidentin Marianne Klicka:
Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau Abg Yilmaz. Ich erteile ihr das Wort.
Abg Nurten Yilmaz (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr
geehrte Frau Landesrätin! Hohes Haus!
„Beruhigungspille vor der Wahl", heißt die Dringliche Anfrage der
FPÖ und ... (Abg Mag Wolfgang Jung: Der Aktuellen Stunde!)
Aktuelle, die Anfrage. Die wird sie auch brauchen, denn die FPÖ ist an Hektik,
an Alarmismus und an Kriegsrhetorik gar nicht mehr zu überbieten. Also nehmen
Sie Ihre Beruhigungspille und die Wienerinnen und Wiener werden es Ihnen sehr
danken.
Dieses Gesetz, sehr geehrte Damen und Herren, ist keine
Beruhigungspille. Dieses Gesetz bekämpft gewerbsmäßiges Betteln und dessen
Hintermänner. Es geht darum, dem organisierten gewerbsmäßigen Betteln einen
Riegel vorzuschieben. Wir wollen nicht weiter zusehen, wie Menschen ausgenutzt
und instrumentalisiert werden. Es sind oft behinderte Menschen, deren Leid dazu
missbraucht wird, die Geldbörsen der Wienerinnen und Wiener zu öffnen. Das Geld
bekommen dann die Hintermänner. Die BettlerInnen werden quer durch Europa
transportiert, um für andere um Geld zu bitten. Dieses Gesetz macht es weiter
möglich, dass Menschen unbeschadet öffentliche Räume und Einrichtungen betreten
und benutzen können. Gleichzeitig schränkt dieses Gesetz die bürgerlichen
Freiheiten und die Menschenrechte nicht ein. (Abg Dipl-Ing Martin Margulies:
Das stimmt nicht!) Für uns (Abg Dipl-Ing Martin Margulies: Nein, das
stimmt nicht!) Sozialdemokraten, sehr geehrte Damen und Herren, stehen der
Schutz und die Hilfe für Schwächere immer im Mittelpunkt. (Aufregung bei Abg
Dipl-Ing Martin Margulies.)
Wir haben das beim Verbot des Bettelns mit
Kleinkindern und Kindern vor zwei Jahren deutlich gezeigt
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