Landtag,
30. Sitzung vom 26.03.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 82
bewirbt diese Ordnungswacht mit dem Motto „Ordnung, Sauberkeit und
Ruhe“. Sie werden ihn kennen, der Bürgermeister Koits ist auch ein Sozialdemokrat,
der wird in den „Oberösterreichischen Nachrichten“ zitiert: „Oberstes Ziel ist
Ordnung, Ruhe, Sauberkeit. Die City-Ordnungswacht als Repräsentant der Stadt,
als Bindeglied zum Bürger.“
Es wäre also
endlich auch Zeit, in Wien entsprechend gesetzestechnische Voraussetzungen zu
schaffen, um eben im Rahmen unserer Möglichkeiten hier die Polizei bestmöglich
zu unterstützen und dem Sicherheitsbedürfnis der Bürger endlich
entgegenzukommen.
Meine Damen und
Herren! Mir bleibt nur noch wenig Zeit. Vorhin habe ich noch gesehen, dass die
Frau Landesrätin im Raum war. Lassen Sie mich nur ganz kurz noch auf eine
andere Sicherheitsfrage ... (Amtsf
StRin Sandra Frauenberger steht zwischen zwei Bankreihen.) Ah, Sie sind eh da, ich habe nur Ihren Rücken
gesehen. Lassen Sie mich noch einmal ganz kurz auf das Wiener
Prostitutionsgesetz Bezug nehmen. Wir haben schon in der Früh darüber
diskutiert. Noch einmal: Die gesetzlichen Bestimmungen, die derzeit
vorherrschen, sind nicht genügend. Sie haben es ja vorgelesen, es weiß
allerdings keiner im Bezirk, weder die Polizei noch die Damen der Nacht, die
dort herumstehen, wo die 150 m Entfernung von einem Tagesheim aufhören und
wo sie anfangen. Dieses Gesetz ist in Wirklichkeit nicht vollziehbar. Es gibt
seit Monaten, wenn nicht seit Jahren schon unseren Vorschlag, hier eben eine
generelle Verbotszone zu schaffen und die Straßenprostitution auf wenig oder
nicht bewohnte Zonen zu beschränken. Genauso liegt unser Vorschlag auf dem
Tisch. Auch das haben wir in der Früh schon gehört, dass man auch Freier in die
Verantwortung nimmt und diesbezüglich Verwaltungsstraftatbestände einführt.
Ich darf nur noch
darauf hinweisen, meine Zeit läuft ab, dass die Bezirks-SPÖ unseren Vorschlägen
inzwischen vollinhaltlich zustimmt und das auch nach außen transportiert.
Leider Gottes ist die Rathaus-SPÖ da noch immer nicht aufgesprungen und zeigt
sich noch immer nicht beweglich. Wir hoffen, dass sich das ändert, um endlich den
leidgeprüften Bürgern eine Hilfe und eine tatsächlich auch umsetzbare Hilfe zu
bieten. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Marianne Klicka: Als Nächste zum Wort
gemeldet ist Frau Abg Mag Vassilakou. Ich erteile es ihr.
Abg Mag Maria Vassilakou (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Damen und Herren!
2010 ist das Europäische Jahr gegen die Armut, das Europäische Jahr zu
Bekämpfung der Armut. Ein solches Jahr dient nicht nur dem Zweck, dass man sich
mit dem Schicksal armer Menschen auseinandersetzt, dass man über die Ursachen
forscht und darüber nachdenkt, wie kann ich das Problem an der Wurzel packen
und bessere Rahmenbedingungen für alle Menschen, die in Europa leben, schaffen,
sondern ein solches Jahr dient auch dazu, dass man vielleicht kurz innehält und
sich tatsächlich mit den Biographien armer und sehr, sehr armer Menschen in
Wien auseinandersetzt, dass man ihnen Respekt zukommen lässt, dass man sie
nicht als „Faulpelze, die auf der Hängematte liegen“ diffamiert und vieles
dergleichen mehr, und dass man vielleicht auch etwas weniger Verachtung für sie
parat hält, wenn man sich etwas wünschen darf.
Ich möchte Ihnen an dieser Stelle eine Geschichte erzählen, die
Geschichte einer älteren Dame, die ich kennengelernt habe, als ich vor 23
Jahren nach Wien gekommen bin, so ziemlich gleich unter den ersten, und deren
Namen ich an dieser Stelle verändern möchte: Nennen wir sie der Einfachheit
halber Frau Meier. Frau Meier ist inzwischen schon seit über einem Jahrzehnt
tot. Frau Meier war Sandlerin, eine der wenigen weiblichen Sandlerinnen, die es
seinerzeit in Wien gegeben hat. Sie war 80 Jahre alt, sie übernachtete bei
der Heilsarmee, und weil man sich tagsüber in diesen Räumlichkeiten nicht
aufhalten durfte, musste sie tagsüber einfach durch die Stadt irren. Frau Meier
war Akademikerin, sie war einmal Gemeindebaubewohnerin, sie hatte psychische
Probleme, sie ist irgendwann einmal wegen Verwahrlosung delogiert worden, sie
kam in die Psychiatrie, sie konnte nicht geheilt werden. Kurzum sie endete ab
ihrem 60. Lebensjahr als Sandlerin und starb als solche und war eine der
Ärmsten, die man sich in dieser Stadt nur vorstellen kann. Ja, und das wird Sie
vermutlich nicht überraschen, tagsüber bettelte Frau Meier ab und zu auch,
nicht aggressiv, nicht weiter aufdringlich, sie bettelte einfach, weil sie so
wenig zum Leben hatte, dass es mitunter einfach erforderlich wurde, um sich
eine Jause leisten zu können.
Meine Damen und Herren, darum geht es mir bei meinem
Beitrag. Mir geht es darum, uns allen klar zu machen, dass diese Novelle, die
wir heute beschließen sollen, bewirkt, dass Menschen wie Frau Meier sich in
einem Park nicht mehr aufhalten können, ohne dass Menschen wie ich oder wer
auch immer hier in diesem Raum meinen, dass Frau Meier übel riecht, dass sie
komisch und verwahrlost aussieht, dass sie mich stört, dass sie mir ein bissel
Angst macht. (Abg Nurten Yilmaz schüttelt den Kopf.) Ja, ja, ja, mit
Ihrem Antrag, Frau Landtagsabgeordnete Yilmaz, bewirken Sie, dass dann die
Polizei gerufen wird, dass sie kommt und dass sie Frau Meier wegweisen kann,
denn ein Park ist eine öffentliche Einrichtung und diese Änderung, die hier
heute beschlossen werden soll, besagt, dass, wenn ein Sandler beim Gebrauch
öffentliche Einrichtungen unzumutbar beeinträchtigt, er weggejagt werden kann
und falls er oder sie zurückkommt, gibt es 700 EUR Strafe. Das, meine
Damen und Herren, bewirken Sie mit diesem Text, der hier heute beschlossen
werden soll, und das hören Sie nicht gern! Das hören Sie nicht gern und Sie
versuchen davon abzulenken, indem Sie mit hundert anderen Beispielen kommen,
aber das bewirken Sie. Sie bewirken, dass Stadtneurotiker und Blockwarte
Sandler durch die ganze Stadt weghetzen lassen können und zwar nur deshalb,
weil sie Ihnen nicht zu Gesicht stehen. Denn die Art und Weise, wie Sie in den
Formulierungen und in den Erläuterungen präzisieren, worum es geht,
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