Landtag, 31. Sitzung vom 19.04.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 34
wollte, dass in der Praxis natürlich so manche Bordellbesitzer mit allen
Wassern gewaschen sind und auch rechtlich bestens informiert sind. Und wenn du
dann die und die Maßnahme setzt, dann sind sie auch mit uns immer wiederum in
einem Rechtsstreit drinnen, wo man sieht, die sind ausgesprochen gut
vorbereitet und kennen sich ausgesprochen gut aus. Und wenn wir heute hergehen
und sagen, wir brauchen Zuverlässigkeitsprüfungen, bevor jemand überhaupt ein
Bordell betreiben darf, dann sollen wir uns nicht vormachen, dass wir mit
diesen Zuverlässigkeitsprüfungen verhindern können, dass jemand ein Bordell
betreibt, wenn er es betreiben will, weil er dann halt alles tun wird, um diese
Zuverlässigkeitsprüfung auch tatsächlich zu erreichen. Was dann ab dem
Zeitpunkt passiert, wo diese Prüfung gelaufen ist, das ist dann eine andere
Sache. Auch hier haben wir aber wiederum Gesetze und Rechte. Nur dazu. Ich
glaube, sie, die sich ja in dem Bereich auch immer wiederum aktiv umschauen und
in Kontakt sind, wissen, von was ich hier spreche.
Zur zweiten Frage. Ich habe beim letzten Mal gesagt, dass derzeit nicht
daran gedacht ist, das Prostitutionsgesetz aufzumachen, weil ich das jetzt vor
dem Sommer in der Windeseile nicht über die Bühne bringen werde könne, will es
auch nicht, weil ich gerne eine gute Regelung haben möchte und habe dazu eben
die Magistratsabteilungen beauftragt. Ich werde aber neben der Diskussion um
das Gesetz auch ein umfassendes Programm vorstellen, wie wir diesem Thema der
Prostitution auch ankommen möchten dort, wo es Probleme gibt, dort, wo es
Belästigungen gibt. Das werde ich – und das habe ich das letzte Mal auch schon
gesagt – tun, bevor es so richtig warm wird. Also ich hoffe, dass ich Mitte Mai
fertig bin, wenn Sie es so wissen wollen.
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke, Frau Stadträtin. Wir
kommen zur 3. Zusatzfrage, die von Frau Mag Antonov gestellt wird. Ich ersuche
darum.
Abg Mag Waltraut Antonov (Grüner Klub im Rathaus):
Frau Landesrätin!
Ich habe natürlich auch dem „Kurier" entnommen, so andeutungsweise,
dass Sie jetzt über die Einführung eines Bordellgesetzes nachdenken. Aber da
haben Sie jetzt sozusagen erklärt, dass das so nicht ist und Sie haben erklärt,
worauf Sie hinaus wollen. Das ist auch gut, weil ja das noch nicht alle
Probleme lösen würde. Da würden sich sofort andere Fragen stellen: Wenn es ein
Bordellgesetz gibt, was passiert dann tatsächlich mit der Straßenprostitution?
Wir kennen ja die Beispiele aus Oberösterreich und dass das die Probleme noch
nicht tatsächlich löst.
Sie haben auch ausgeführt, es gibt bereits sehr viele Regelungen,
Vorschriften und so weiter. Die Situation ist aber tatsächlich noch immer für
alle Beteiligten unbefriedigend. Ich möchte Sie daher eher fragen: Was für
flankierende Maßnahmen können wir noch setzen, um die geltenden Bestimmungen so
durchsetzen zu können, dass einerseits der Schutz der Prostituierten
gewährleistet ist und andererseits eine Situation für AnrainerInnen, die nicht
belästigend ist? Also ich denke da zum Beispiel: Denken Sie darüber nach, für
die Prostituierten die Angebotspalette auszubauen? Was ist mit dem
STD-Ambulatorium? Also da gibt es ja viele Dinge, die im Argen liegen. Und für
die AnrainerInnen könnte zum Beispiel ein Notruftelefon Abhilfe schaffen, wo
sie anrufen können und sagen: Jetzt habe ich ein Problem, bitte kommt jetzt und
helft mir jetzt. Denken Sie in diese Richtung nach?
Präsident Prof Harry Kopietz: Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Ja, ich denke
in diese Richtung nach. Ich habe mir, und das habe ich das letzte Mal auch
schon erzählt, ein sehr spannendes Projekt in Paris zu dem Thema
Straßensozialarbeit und Prostitution angeschaut, aber auch Mediation mit
Anrainerinnen und Anrainern. Die haben „Correspondance de nuit“ auf die Straßen
geschickt und haben dort sowohl den Prostituierten eine Aufklärung und Beratung
im Hinblick auf Sicherheit und Hygiene und auch Schutz gegeben, als auch auf
der anderen Seite mit den AnrainerInnen dahin gehend gearbeitet, wo es um die
meisten Belästigungen, auch im Sinne von Lärm oder auch Schmutz, gegangen ist.
Ich werde einige Elemente aus diesem Pariser Konzept übernehmen. Nicht alle,
weil die eine andere Situation haben, die nicht unbedingt mit Wien vergleichbar
ist, aber es sind ein paar so Best-Practice-Geschichten dabei gewesen, die ich
gerne für Wien übernehmen möchte im Sinne eben von Straßensozialarbeit, aber
auch im Sinne von Aufklärung, Freier, zum Thema illegale Prostitution, Frauen- und
Menschenhandel. Und ich möchte auch etwas aktiv in diesen Bereichen tun, wo wir
die größten Probleme haben, gegen Frauen- und Menschenhandel. Also da möchte
ich auch mit den NGOs – die haben da ganz engagierte Leute, die in dem Bereich
auch arbeiten, ob das jetzt die „Lefö“-Frauen sind oder ob das SOPHIE ist, die
haben gute Ideen, die haben viel Erfahrung - gemeinsam schauen, was man da tun
kann und wirklich auch zeigen, dass es nicht nur eine Auseinandersetzung mit
den Bordellbesitzern und –besitzerinnen und mit den Prostituierten ist, sondern
dass das eben ein Feld ist, wo rechtlich ungemein schreckliche Situationen da
sind, jetzt alles in Bezug auf die illegal gehandelten Frauen. Wir wissen, dass
ja im Jahr bis zu 500 000 illegal gehandelte Frauen aus Osteuropa durch
Europa ziehen, verteilt werden. Ihre rechtlichen Situationen, ihre Situationen
sind total ungesichert, das muss man auch mit bedenken. Auch die Freier sind
immer wiederum ein Thema. Ich habe das letzte Mal eh gesagt, solange es Freier
gibt, solange wird es Prostituierte geben. Aber sie gehören auch aufgeklärt und
hier gehört auch entsprechend sensibilisiert.
Das Wichtigste ist mir, rasch mit diesem Programm zu
erreichen, dass die Anrainerinnen und Anrainer entlastet werden, denn die sind
oft welche, die gar nicht ein Problem an sich mit dem Thema der Prostitution
haben, die aber den Zustand als nicht haltbar empfinden. Und da müssen wir
natürlich auch
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