Landtag, 31. Sitzung vom 19.04.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 34
Krise bezahlt, dieser Wirtschaftskrise, mit der wir jetzt alle leben
müssen. Und ich glaube, da kann es nur ein Bereich sein, denn da kann es nicht
darum gehen, Massensteuern einzuführen, wie die ÖVP das sagt, denn das trifft
diese Familien, das trifft die Kinder, das trifft sozusagen alle, die an der
Armutsgrenze leben, sondern es gibt genug Bereiche im Finanzmarkt, in der
Vermögenszuwachssteuer und so weiter, wo man beweisen kann, dass man etwas
gegen Kinderarmut tun will und diesen ärmsten der Familien auch wirklich wieder
weiterhelfen will. Und ich glaube, das können Sie in nächster Zeit auch auf
Bundesebene beweisen. Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Marianne Klicka: Als nächste Rednerin zum Wort
gemeldet ist Frau Abg Matiasek. Ich erteile es ihr.
Abg Veronika Matiasek (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Es hätte mich jetzt gewundert, wenn meine Vorrednerin von der SPÖ außer
der Darstellung dessen, was Wien nicht alles leistet, auch zusätzlich gesagt
hätte: „Aber wir werden weit mehr Verantwortung dafür übernehmen“, und hier die
Verantwortung sozusagen wieder einmal auslagert.
Wenn man von Kinderarmut hört, denkt man ja in der Regel an große,
hungrige Augen, an Hungerbäuche und an Ausländerkinder der Dritten Welt und
nicht so sehr daran, dass es diese Armut der Menschen allgemein, aber im
Besonderen von Kindern, auch hierzulande, hier in dieser Stadt - wir haben ja
heute schon die Zahlen gehört - in großer Zahl vorhanden ist. Und wäre es nur
ein Drittel davon, wäre es trotzdem zuviel, weil wir wollen, und auch das ist
ja gesagt worden, keine oder so wenig wie möglich armen Menschen überhaupt,
aber im Besonderen keine armen Kinder haben.
Es gibt ja unterschiedliche Formen von Armut. Das eine ist natürlich die
finanzielle Armut und damit verknüpft, aber nicht unbedingt damit verknüpft,
eine Beziehungs- und eine Bildungsarmut. Wenn alles zusammenkommt, wenn in
einer Familie eine desaströse soziale Situation herrscht und nicht nur zuwenig
Geld vorhanden ist, sondern auch jede Menge an psychischen Problemen, an
Spannungsfeldern da ist, dann ist es besonders schlimm. Es ertragen viele ihre
Armut leise und mit Demut dazu - das trifft viele arme alte Menschen, das
trifft aber auch viele Familien und deren Kinder - und sie fordern nicht,
verlangen nicht und schreien nicht, sondern haben sich an ihre Situation
gewöhnt. Und gerade bei diesen Familien ist besonders anzusetzen. Die Ursachen
sind unterschiedlich, fest steht aber eines, dass heute Familien, die drei und
mehr Kinder haben, besonders von Armut bedroht sind, fest steht auch, dass es
natürlich Alleinerzieher oder Alleinerzieherinnen in der Regel, besonders schwer
haben, Monat für Monat über die Runden zu kommen.
Es sind ja schon viele Bereiche angesprochen worden, ich möchte aber
zwei herausgreifen: Es ist unwidersprochen, dass Armut mit Krankheit im
Zusammenhang steht, dass arme Kinder schlechter ernährt sind, dass arme Kinder
öfter krank sind. Und wir haben, und das wird auch immer wieder kritisiert, ja
den Bereich der psychiatrischen, psychologischen und psychotherapeutischen
Betreuung von Kindern. Und vor allem bei Therapien ist es so, dass sie nicht
lückenlos und kostenlos zur Verfügung stehen, und das trifft ja genau die
Kinder, die sowieso schon in einem gewissen Spannungsfeld groß werden, in
Konflikten groß werden und hier natürlich die Anfälligkeit zu einer
psychiatrischen Auffälligkeit weitaus größer ist, und aus Kostengründen eine
Therapie nicht in Anspruch genommen werden kann. Hinzu kommen auch noch die
langen Wartezeiten, und da muss man sagen, selbstverständlich haben hier Kinder
aus Familien, wo man sich’s leisten kann, die Nase vorne, wenn man eben nicht
darauf angewiesen ist, eine bestimmte Einrichtung auszusuchen, auf die man
vielleicht noch lange warten muss, oder erst in einem Jahr drankommt. Gerade
bei kleinen Kindern zählt hier ja jeder Monat, praktisch jede Woche, und da hat
Wien absolut Nachholbedarf. Wir fordern schon lange, dass psychotherapeutische
und psychologische Betreuung, vor allem von Kindern, und auch die Möglichkeit
eines durchgehenden Screenings in den Kindergärten kostenlos zur Verfügung zu
stellen ist. Das muss von Seiten der Krankenversorgung übernommen werden.
Ein anderer Punkt, den ich noch ganz kurz, denn ich habe nicht einmal
mehr eine Minute Zeit, ansprechen will, ist die Armutsfalle „behindertes Kind
in der Familie“. Wir erleben es immer wieder in Berichten, dass die Versorgung
und Betreuung eines behinderten, oft eines schwer behinderten Kindes, eine
Armutsfalle für die Familie ist, weil hier die entsprechenden finanziellen,
aber auch sozialen Unterstützungen fehlen. Wenn sich eine Familie dazu
entschließt, dieses Kind selbst von früh bis spät zu betreuen, dann ist das
nicht nur eine große Belastung für die Eltern an Energie und an Arbeitsaufwand,
sondern hier droht auch immer wieder die Armutsfalle. Mit betroffen sind auch
die Geschwister dieser Kinder, und auch hier ist gegenzusteuern. Behinderung
oder die Betreuung von Behinderten darf nicht zur Armutsfalle werden.
Kurz zum Ende: Es wird die Unterstützung der Familien und zwar egal, in
welcher Form, notwendig sein, ob es nun die Familie mit Vater, Mutter und Kindern
oder die Alleinerzieherfamilie ist, ob sich die Familie dazu entschließt, dass
beide Elternteile arbeiten gehen oder ein Elternteil zu Hause zur Versorgung
der Kinder bleibt. Eine weitaus bessere Unterstützung der Familien ist ein
Gebot der Stunde. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Marianne Klicka: Als nächster Redner hat sich
Herr StR Ellensohn zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
StR David Ellensohn:
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!
Wo kommen die Zahlen alle her, die hier referiert
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