Landtag,
32. Sitzung vom 21.05.2010, Wörtliches Protokoll -
Seite 7 von 28
gen
Tagesordnung stattgefunden, es wurden viele ExpertInnen eingeladen, Referate zu
halten, und es gab ein Referat zu den Erfahrungen eines betroffenen Spielers.
Diese Enquete hat von 10 Uhr am Morgen bis 17 Uhr am Nachmittag
gedauert. Sie hier legen jedoch Wert darauf, dass diese Sitzung so schnell wie
möglich über die Bühne geht. Sie schicken genau eine Rednerin heraus.
Man könnte beispielsweise auch die medizinischen Erkenntnisse über die
Spielsucht nachlesen. – Ihnen geht es ja zwischenzeitig nur ums Geld! Das
Ergebnis dieser Enquete lautete: „Kleines Glücksspiel, großes Leid“ In diesem Papier
ist zu lesen, dass die Firma Novomatic und andere Glücksspielbetreiber Geld mit
dem Glücksspiel verdienen, die Gemeinden und Kommunen jedoch kein Geld mit dem
Glücksspiel verdienen. Die Gemeinden und Kommunen zahlen nämlich die Strafverfolgung
bei Beschaffungskriminalität, die Gerichtsverfahren, die SchuldnerInnenberatung
und so weiter, und das ist am Ende kein Geschäft. Die Gemeinde nimmt Geld ein,
wirft Geld hinaus – das soziale Elend der einzelnen Menschen ist da
natürlich nicht bewertet –, macht jedoch kein Geschäft. Das Geld verdienen
die Novomatic und andere Betreiber.
Das ist nicht von mir, sondern das ist das Ergebnis dieser Studie. Sie
weigern sich, in Wien eine solche Studie machen zu lassen, und zwar aus gutem
Grund, weil nämlich das Gleiche herauskommen würde. Sie machen kein Geschäft.
Das ist nur ein vermeintliches Geschäft, eventuell für jemanden, der näher
daran ist und vielleicht direkt einen Vorteil hat, weil er dort einen Job hat,
etwa SPÖ-Ex-Innenminister Karl Schlögl. Der verdient natürlich Geld damit! Das
trifft auch auf Johannes Hahn zu, der hier gesessen ist und gleichzeitig im
Vorstand der Novomatic eine wichtige Funktion ausgeübt hat. Diese Leute
verdienen natürlich gleichzeitig Geld!
Ich muss zwischendurch festhalten, weil die Zwischenrufe auch immer protokolliert
werden: Der Herr von der Landesregierung, der vorher einen Zwischenruf gemacht
hat, ist jetzt auch nicht mehr da! Er hat gesagt, man soll inhaltlich über
dieses Thema reden. Er hört sich diese Debatte ja auch nicht den ganzen Tag an!
Er hört sich ja die fünf Reden nicht an! Die meisten von Ihnen hören nämlich
prinzipiell bei diesem Thema gerne weg!
Wenn in Deutschland ein solches Gesetz kommt, gibt es entsprechende
Vorbereitungen. So hat man sich etwa in Rheinland-Pfalz genau das überlegt, was
man sich auch in Österreich überlegt hat: Wie regeln wir das Glücksspiel? –
Im Dezember 2006 wurde eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Diese hat vier Jahre
getagt, was noch nichts heißt, weil man ja zwischendurch keine Sitzung haben
könnte. Dort gab es jedoch 92 wissenschaftliche Forschungsstudien, es wurden
117 Organisationen gefragt, was sie davon halten und was man damit machen soll,
und am Ende wurde eine zweitägige Sitzung des entsprechenden Gremiums, das
zuständig ist, abgehalten, um das zu beschließen.
So macht man es ordentlich! In Österreich lässt man sich hingegen ein
paar Inserate in die Parteikassa schieben und sagt nachher: Danke, wir machen
das so. Da gibt es keine Enquete.
Das ist Ihre Verantwortung! Sie sagen, man soll ernsthaft darüber reden,
Sie verweigern jedoch hier das Gespräch. Sie sagen, dass Sie das nicht machen
wollen. Wir haben einen entsprechenden Antrag schon gestellt, und wir stellen
ihn heute wieder. Wenn Sie Interesse daran haben, über das soziale Elend von
Spielern und Spielerinnen zu reden, dann tun wir das hier doch! Sie werden dem
heute aber wieder nicht zustimmen, das haben Sie ja schon angekündigt! Sie
wollen nicht darüber reden! Ihnen wäre es am liebsten, dass ich auch nicht
darüber reden darf. Das ist aber der schwere Teil in der Demokratie: Man muss
es sich zumindest hier anhören, und zwar nicht zum ersten Mal, und das ist für
Sie eine schwere Übung.
Präsident Prof Harry Kopietz (unterbrechend):
Entschuldigen Sie, Herr Abgeordneter! Meine Damen und Herren! Ich darf bitten,
den Geräuschpegel etwas zu dämpfen!
StR David Ellensohn (fortsetzend): Der Geräuschpegel ist
eine Unterstellung, hat es vorher geheißen. (Abg Mag Maria Vassilakou:
Davon habe ich vorher gesprochen!) Ich darf den Präsidenten sicherlich
nicht zurechtweisen, und das tue ich auch nicht. Vorher hat es geheißen, dass
es eine Unterstellung sei, wenn man sagt, dass die Leute nicht zuhören und
miteinander reden. Jetzt haben wir es quasi amtlich! Jetzt ist es besser!
Wir werden heute wieder einmal einen Antrag betreffend die Abhaltung
einer Enquete einbringen. Alle, die sagen, dass das, was hier geredet wird, unseriös
ist, könnten Interessen daran haben und sagen: Machen wir es wissenschaftlich!
Fragen wir die anderen Leute!
Warum streiten die Parteien miteinander? Laden wir Leute ein, die sich
bei diesem Thema auskennen. Studienautoren gibt es massenhaft. Leute, die über
„responsible gaming“ reden, gibt es massenhaft! Holen wir sie hierher! Sie
sollen uns das erklären! Oder holen wir einen Spieler her! Er soll uns das erklären!
Oder holen wir jemanden von der Polizei und fragen: Wie schaut es mit
der Beschaffungskriminalität aus? Hat sich das geändert oder nicht? –
Meiner Auskunft nach leider nicht. Oder eigentlich doch: Es gibt nämlich
Banküberfälle sonder Zahl! Das lesen wir auch in den Tageszeitungen. Immer
wieder steht als Begründung: Spielsucht an Automaten. Der Räuber hat das Geld gebraucht.
Holen wir die Leute hierher! Wer will denn nicht, dass sie hier reden?
Wer will nicht, dass sie herkommen? Sie werfen gleichzeitig den GRÜNEN vor,
dass der Umgang damit unseriös ist, verweigern jedoch, dass überhaupt jemand
aus diesem Bereich hier reden darf.
Wir
fordern heute – und diesfalls werden Sie vielleicht noch einmal nachdenken, das
ist ja nicht ausge
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular