Landtag,
32. Sitzung vom 21.05.2010, Wörtliches Protokoll -
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schlossen! –
die Abhaltung einer Enquete zum Kleinen Glücksspiel.
Die Überprüfung der Automaten hat jetzt, laut Lopatka – und das ist
immerhin ein Papier, das die SPÖ auf Bundesebene vermutlich so mittragen wird
–, ergeben, dass eh alle illegal sind. Warum stehen die alle noch da draußen
und tut keiner etwas dagegen? – Wenn diese Apparate so illegal sind, wie
es in den Begründungen der Novelle auf Bundesebene steht, dann bitte
beziehungsweise fordere ich die MA 36 auf: Gehen Sie hinaus, schauen Sie
sich die Automaten an und ziehen Sie diese ein! Noch gibt es nämlich kein neues
Gesetz, noch gelten die Gesetze, wie sie sind. Die Automaten in Wien, wie sie
einer neben dem anderen stehen, sind illegal. Das sage nicht ich. Das sagen
Ihre eigenen Leute.
Schicken Sie die MA 36 aus! Ich muss sonst annehmen, dass man dort,
warum auch immer, untätig ist, angeschaffterweise oder nicht. Überprüfen Sie
diese Automaten! Wir haben den Verdacht, dass hier gegen das Glücksspielmonopol
verstoßen wird. Wir teilen ausnahmsweise die Position von Herrn Lopatka: Ja!
Diese Automaten sind illegal. Räumen Sie diese weg! Die Anzeige hat bis jetzt
nichts gebracht. Machen Sie eine Studie zu den sozialen Folgekosten! Auch das
haben Sie bis jetzt verweigert.
Reden wir außerdem noch einmal – seriös, wie Sie gemeint
haben – darüber, warum auf Bundesebene jetzt, da das Geld knapp ist,
darüber nachgedacht wird, dass es genau in diesem Bereich, im Glücksspielssektor,
Steuersenkungen gibt! Das weiß wahrscheinlich gar nicht jede Person in diesem
Haus: Die Steuer auf Spielerträge in den Casinos wird von 48 Prozent auf 30
Prozent gesenkt. Das ist ein schönes Steuergeschenk! Darüber würde ich mich
auch freuen! Jetzt kommt aber die Bonusnummer: Bei den Automatenlokalen ist es
noch besser: Dort beträgt die Steuer nur 25 Prozent. Wenn man
Automatenlokale hat, dann zahlt man also noch weniger Steuer.
Womit wird das begründet? – Mit nichts! Mit Franz Wohlfahrt, der
sagt: Meine Freunde sind Erwin Pröll und Michael Häupl! So wird das begründet!
Sonst wird das überhaupt nicht begründet. Es gibt keine inhaltliche Begründung,
warum die Automatenlokale in Zukunft weniger Steuern zahlen sollen als bisher.
Kann mir das irgendjemand erklären? – Natürlich nicht! Dann müssten
Sie nämlich offenlegen, wie viel Geld fließt, und das wollen sie nicht!
All das sage nicht nur ich hier, sondern all das kann man zum Glück in
den Zeitungen lesen. Darüber schreibt etwa in den „Salzburger Nachrichten“ Frau
Monika Graf, die sich wundert, warum in Zeiten der Budgetknappheit genau die
Automatenlokale eine Steuersenkung erfahren und die niedrigsten Steuern von
allen zahlen. Die Automatenlokale sind genau die, die wir nicht haben wollen!
Für diese haben Sie sich eine Spezialsteuer ausgedacht. Vielleicht erklärt mir
einmal jemand, welchen Zweck das hat, außer dass es viel Geld bringt!
Wie viele Automaten haben wir in Wien? Die meisten von Ihnen werden zwar
intern informiert, aber es werden Ihnen halt auch nur die George
Orwell-Wahrheiten von Herrn Lopatka erzählt.
Nach dem Gesetz gibt es angeblich einen besseren Jugendschutz. –
Nein! Das wird Ihnen meine Kollegin Smolik anschließend noch erklären. (Abg David
Lasar: Was Sie sagen, stimmt ja gar nicht!)
Nach diesem Gesetz gibt es angeblich nicht mehr Automaten in Wien. –
Falsch! Nach diesem Gesetz, wenn Sie und Ihre Leute diesem auf Bundesebene
zustimmen, ist es erlaubt, dass in Wien nicht wie bisher kleine Einheiten mit
zwei Automaten pro Lokal aufgestellt sind, sondern es dürfen 50 Automaten aufgestellt
sein, und zwar an jedem Eck. Es ist aber nur die Anzahl an Automaten begrenzt,
die genau in dieses Gesetz fallen. Nicht begrenzt hingegen ist die Anzahl der
Videoterminals. Das kennt man aber nicht auseinander, wenn man davor steht: Die
Automaten schauen alle gleich aus, man wirft Geld ein, und das Geld ist fort.
Man lässt die Hunderterscheine einziehen, aber der Server steht nicht in Wien,
und deswegen gilt es nicht. Davon können 5 000 oder 10 000
aufgestellt sein. Theoretisch kann in jeder Wohnung einer stehen. – All das
ermöglicht dieses Gesetz.
Ich weiß nicht, ob man Ihnen das auch sagt! Sie lesen vielleicht nur die
zwei Zeilen: Endlich besserer Spielerschutz. Wie schaut denn der bessere Spielerschutz
aus? – Momentan darf ein Spieler alles einklagen, was er in der Vergangenheit
verloren hat: 500 000 oder 1 Million EUR. Es gibt eine große Anzahl
solcher Klagen! Er kann sich diese von der Novomatic dann abkaufen lassen.
Das darf man sagen! Das steht im „profil“: Die Novomatic kauft Klägern
ihre Klage mit 30 000 bis 50 000 EUR pro Klage ab. All das kann
man sagen. Offensichtlich werden die Spielsüchtigen eingekauft. Sie müssen
nämlich unterschreiben, dass sie nie wieder etwas gegen die Novomatic sagen,
und dann bekommen sie das Geld. Das kann man so sagen. Ich bin hier nämlich
nicht immun, das muss ich noch dazu sagen. Mich darf man gern klagen. Aber das
geschieht nicht, weil es sich tatsächlich so verhält, das ist ja das Schöne
daran! (Zwischenruf von Abg David Lasar.)
Das Geld fließt in Ihre Kassen. Sie sagen nichts dazu. Sie werden
nachher herauskommen und uns erklären, was mit diesem neuen Gesetz jetzt alles
besser laufen wird.
Noch einmal zum Spielerschutz: In Zukunft wird der Spielerschutz in Österreich
begrenzt. Das ist in der Novelle jetzt so geplant. Kein Spieler kann mehr
30 000, 50 000, 70 000 oder 100 000 EUR einklagen. Man
darf in Zukunft nur mehr das Existenzminimum auf 3 Jahre einklagen. Wenn wir
als Basis die Mindestsicherung nehmen, dann sind das auf 3 Jahre
22 000 EUR. Das wird in Zukunft die Begrenzung sein! Das ist der
neue, tolle Spielerschutz!
Wie
viele Staaten von den 27 EU-Staaten haben eine solche Begrenzung in
Europa? – Einer, nämlich
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