Landtag,
33. Sitzung vom 24.06.2010, Wörtliches Protokoll -
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Wann haben Sie,
Herr Landeshauptmann, zuletzt diesbezüglich das Gespräch mit dem Präsidenten
der IKG gesucht?)
Bitte, Herr Landeshauptmann!
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Landtagsabgeordneter!
Ihre Frage ist sehr leicht zu beantworten:
Vergangenen Donnerstag und vergangenen Freitag.
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke.
Die 1. Zusatzfrage stellt Herr Abg Dr Wolf. Ich ersuche darum.
Abg Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Da erhebt sich natürlich die Frage, was war
Donnerstag, Freitag Inhalt der Gespräche.
Präsident Prof Harry Kopietz: Herr
Landeshauptmann!
Lhptm Dr Michael Häupl: Es war in
allererster Linie Inhalt des Gespräches der einstimmige Beschluss zur
Resolution, den der Wiener Gemeinderat gefasst hat, es waren zum anderen aber
in noch viel stärkerem Umfang die Übergriffe, die es auf jüdische Bürger in
dieser Stadt gibt, Thema des Gesprächs.
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke. Die
2. Zusatzfrage wird gestellt von Herrn Abg Lasar. Ich ersuche darum.
Abg David Lasar (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Danke, Herr Präsident! Sehr geehrter Landeshauptmann!
Ich habe folgende Frage an Sie, und dazu möchte ich
Ihnen zwei Absätze aus der „Presse“ vom vergangenen Donnerstag, 17. Juni,
kurz vorlesen. Da steht: „Nach Zorn über Gazavorfall, Rabbiner werden
angespuckt. Die Kultusgemeinde wirft Al-Rawi, SPÖ, hetzerische Töne vor.“
Weiters ist zu lesen: „Dieser Sturm wird laut Ariel Muzikant, Präsident der
Israelitischen Kultusgemeinde, von einigen Provokateuren künstlich verstärkt,
und damit vorhandene antisemitische Ressentiments bei manchen abberufen
beziehungsweise aktiviert. Einer dieser Provokateure ist für die IKG Omar
Al-Rawi SPÖ-Gemeinderat und Funktionär der Islamischen Glaubensgemeinschaft.
Tatsächlich war Al-Rawi die treibende Kraft dahinter, dass der Wiener
Gemeinderat einstimmig eine gemeinsame Verurteilung Israels, wenige Stunden
nach dem tödlichen Zwischenfall vor der Küste Gazas, durchgesetzt hat.“
Präsident Prof Harry Kopietz (unterbrechend):
Die Frage bitte!
Abg David Lasar (fortsetzend):
Ich komme schon dazu, Herr Präsident. Meine Frage dazu: Warum gerade haben Sie,
als Landeshauptmann und als Wiener SPÖ-Vorsitzender, es zugelassen, dass Herr
Al-Rawi solch einen hetzerischen Antrag, den dann die ÖVP und die FPÖ
entschärft haben, gegen Israel gestellt hat.
Präsident Prof Harry Kopietz: Herr
Landeshauptmann!
Lhptm Dr Michael Häupl: Also, so was
Lächerliches habe ich mein ganzes Leben noch nicht gehört. Was Sie hier da
reden, was Sie hier da eben gemeint haben, ist, und es provoziert ja sofort die
Gegenfrage. Ich habe über die Macht des GR Omar Al-Rawi wirklich nicht Bescheid
gewusst, dass nicht nur Sie, sondern die ganze FPÖ sich von Herrn Omar Al-Rawi
treiben lassen, wie Sie das jetzt eben formuliert haben. Ich bin fassungslos. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Also, das ist
die Eigenständigkeit der Freiheitlichen Partei, die sich vom Omar Al-Rawi
treiben lässt.
Nehmen Sie bitte zur Kenntnis: Ich halte Ihre
Fragestellung und Ihr Auftreten hier für beschämend. Die Freiheitliche Partei
hat diesem Antrag genauso zugestimmt wie alle anderen, es ist ein einstimmiger
Beschluss, (Abg David Lasar: Nicht diesem Antrag!) es ist ein
einstimmiger Beschluss (Abg Godwin Schuster: Welchem Antrag dann!) es
ist ein einstimmiger Beschluss und Ihr verzweifelter Versuch, Ihr, individuell
gesehen, verzweifelter Versuch, sich jetzt davon zu distanzieren, weil es hier
Kritik gibt an einem Antrag, der sogar noch schwächer ist als die Resolution
des Sicherheitsrates der UNO, das ist einfach lächerlich. Hören Sie auf damit,
hören Sie auf damit, gegen ein Mitglied des Gemeinderats eine persönliche Hatz
zu führen. Sie beklagen sich sowieso immer darüber. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke,
Herr Landeshauptmann. Zum Wort gemeldet für die 3. Zusatzfrage ist Herr Abg
Schreuder, ich ersuche darum.
Abg Marco Schreuder (Grüner Klub im
Rathaus): Herr Landeshauptmann!
Es ist immer etwas schwierig, Antisemitismus zu
bekämpfen, wenn sehr prominente Denkmäler und Ringstraßenteile in Wien noch
immer nach einem der schrecklichsten Antisemiten dieser Stadt, nämlich Dr Karl
Lueger, benannt sind. Meine Frage daher: Können Sie sich vorstellen, auch als
Zeichen gegen Antisemitismus, endlich den Dr Karl Lueger-Ring umzubenennen,
beziehungsweise das Denkmal für Dr Karl Lueger nach den Plänen, wie Sie die
Angewandte vorgeschlagen hat, zu verändern, um hier auch ein Zeichen zu setzen?
Präsident Prof Harry Kopietz: Herr
Landeshauptmann!
Lhptm Dr Michael Häupl: Erstens hat die
Angewandte angekündigt, einen solchen Vorschlag zu erarbeiten, aber ihn nicht
unterbreitet. Also, ich kenne ihn nicht, und mir ist er bis zur Stunde nicht
unterbreitet worden. Abgesehen davon sage ich Ihnen gleich, ein Denkmalstürmer
bin ich nicht. Selbstverständlich sind Kriegsverbrecher aus dem Stadtbild zu
entfernen, wie das auch passiert ist, reichlich spät bei manchen, reichlich
spät, aber passiert ist es. Schönerer ist - und da kann ich Ihnen nur
empfehlen, das Protokoll des entsprechenden Symposiums, das in diesem Jahr
stattgefunden hat, nachzuvollziehen - durchaus differenziert zu beurteilen, in
der Frage seines Antisemitismus sind wir sicher völlig einer Meinung. Dass es
verurteilenswürdig ist, dass es verabscheuungswürdig ist, ist keine Frage, nur
wir werden dann wahrscheinlich sehr vieles und sehr viele verabscheuenswürdig
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