Landtag,
33. Sitzung vom 24.06.2010, Wörtliches Protokoll -
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der Zeitung entnehmen, dass mittlerweile schon ein Großteil oder ein
sehr großer Teil der Leute, die in Wien obdachlos sind, unter 30 sind. Das ist
auch wieder ein Indikator dafür, wie schlecht es jungen Menschen in dieser
Stadt geht und wie vielen Leuten es hier eigentlich immer schlechter geht. Auch
dem Bericht kann man entnehmen, dass Kinder in sozialen und kulturellen
Belangen Ausgrenzungen erleben. Sie haben erschwerten Zugang zur Bildung oder
zum Arbeitsmarkt. Sie haben schlechtere Entwicklungschancen, sie sind öfter
krank und sie leiden öfter an chronischen Krankheiten. Und es steht auch im
Bericht, den Sie verfasst haben: „Kinder mit Migrationshintergrund haben ein
sehr, sehr hohes Armutsrisiko.“ Wir haben das ja auch in den letzten beiden
Debatten hier im Gemeinderat oder Landtag diskutiert.
Es steht auch im Bericht: „Die Zahl der gefährdeten Haushalte mit
Kindern beziehungsweise Familien mit Migrationshintergrund nimmt ständig zu.“
Es wäre aber schon interessant, dass eben vor allem Sie von der
Mehrheitsfraktion so und so viele Zuwanderer hier ins Land gerufen haben, ohne
ihnen auch eine Perspektive zu bieten und ohne sie sprachlich und sozial zu
integrieren. Und das sagt ja auch der Migrationsbericht, der vor einigen Wochen
von Ihnen hier vorgelegt wurde, dass eben hier in Wien, in der Stadt, schon
44 Prozent mit Migrationshintergrund leben und es vor allem diesen
Menschen im Vergleich zu den anderen eher schlecht geht.
Ich finde es ja auch sehr interessant, dass in diesem Bericht - und ich
finde es ja auch sehr gut - hier differenziert wird, es wird geschrieben von
Menschen mit Migrationshintergrund. Aber wenn man zum Beispiel beim Thema
Kriminalität darüber spricht, dann heißt es: Pfui, man ist Autist oder
Ausländerfeind, man darf jetzt als Täter nicht zwischen Menschen mit
Migrationshintergrund oder Menschen ohne Migrationshintergrund unterscheiden.
Also das heißt unterm Strich, man darf über Migranten in der Täterrolle nicht
sprechen, aber in der Opferrolle schon. Das nehme ich also so zur Kenntnis.
Sie schreiben in diesem Bericht: „Der UN-Ausschuss empfiehlt,“ - ich
zitiere – „ökonomisch benachteiligten Familien wie solchen mit
Migrationshintergrund gut koordinierte und finanzielle Unterstützung zu
gewähren, um das Recht des Kindes auf einen adäquaten Lebensstandard zu
gewährleisten." Die Forderung seitens der Kinder- und Jugendanwaltschaft
ist dann eben ein Rechtsanspruch auf ein bedingungsloses Grundeinkommen. Das scheint
mir doch eher etwas Sozialromantik zu sein, dass man hier jedem Kind ein
bedingungsloses Grundeinkommen gewähren will, weil sich ja die Frage eben nach
dem Wie stellt. Wie wollen Sie das machen? Soll dieses Grundeinkommen den
Kindern direkt zur Verfügung gestellt werden? Soll es über die Eltern laufen,
weil Sie ja schreiben, es soll, egal, aus welcher sozialen Schicht die Kinder
kommen, jedem Kind ein gleicher sozialer Standard gewährt werden? Wenn das
Ganze über die Eltern laufen würde, dann ist die Frage, ob das im Endeffekt
dann auf die Kinder übertragen wird. Deswegen stelle ich natürlich die Frage an
Sie und vielleicht können Sie nachher kurz darauf eingehen, wie das Ganze
gewährleistet werden soll, wenn es direkt an die Kinder gehen soll oder wie das
gemacht werden soll.
Außerdem wäre eben so eine gesetzliche Regelung, wie Sie sie fordern, im
Endeffekt hier eine weitere Einladung an Zuwanderer, in das
Sozialschlaraffenland Österreich zu kommen, dass immer mehr Leute zu uns
kommen, um sich hier in der sozialen Hängematte auszuruhen. Wir haben ja schon
eine Einwanderung in die Sozialsysteme und Österreich ist eben kein echtes
Einwanderungsland. Warum? Weil eben bei einem echten Einwanderungsland die
Einwanderung einen Nutzen bringen soll, was aber in Österreich nicht der Fall
ist. In Österreich schaut es eher so aus, dass die Zuwanderung mehr Armut
bringt. Das sagt ja auch der Herr Prof Sinn aus der BRD ganz klar, dass
allgemein der Sozialstaat wie in Österreich oder in der BRD wie ein
Zuwanderungsmagnet eben gerade auf gering qualifizierte Menschen wirkt und
damit geben wir ihm auch vollkommen recht.
Auf jeden Fall läuft in diesem Bereich, was Kinderarmut anlangt,
jedenfalls etwas schief in dieser Stadt und es sind ja doch einige Forderungen
in diesem Bericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft zu begrüßen: Kostenloser
Kindergarten - das ist schon umgesetzt, natürlich jetzt nicht ganz so, wie wir
wollten, aber eine alte freiheitliche Forderung; kostenloser Zugang zu Sport-
und Freizeiteinrichtungen - das begrüßen wir; und spezifische Maßnahmen und
Förderungen für Mehrkindfamilien - das begrüßen wir auch. Aber am wichtigsten,
glaube ich, ist es zu betonen, dass Sozialleistungen nicht jedem und jedermann
zur Verfügung stehen können, eine Zuwanderung nach Bedarf stattzufinden hat und
eben eine Zuwanderung dem Land etwas bringen soll und nicht dem Land etwas
nehmen soll und dass die Familien, vor allem die Mehrkindfamilien, gestärkt
werden sollen.
Jetzt komme ich zum zweiten Punkt, den ich besprechen
wollte, nämlich das Kapitel Kindesmissbrauch. Leider ist es zu kurz und zu
wenig ausführlich besprochen in Ihrem Bericht, zwei Seiten, aber ein Thema, das
uns ja die letzten Monate vor allem medial sehr beschäftigt, auch zu Recht. Und
Sie haben auch richtig das Problem in Ihrem Bericht erkannt, das Verhalten der
Kinder oder jungen Jugendlichen bei Gerichtsprozessen, dass eben eine gewisse
Scham natürlich vorhanden ist und eine Angst, hier auszusagen und natürlich
auch eine Verdrängung nach der langen Zeit nach den Vorfällen hier eben auch
stattfindet, sodass es eben zu keiner richtigen Aussage oder zu einer
verfälschten Aussage kommt. Die Erkenntnis ist eben, kleine Kinder sind für den
Gerichtsalltag nicht kompatibel. Das sehe ich auch so. Und Sie schreiben hier:
„Es lässt sich nachvollziehen, warum über 90 Prozent aller Anzeigen von
sexueller Gewalt an
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